„Lindenkeller“ – Zur letzten SOB-Film-Premiere im Jahr 2013

Von | 11. Juli 2022

Dieser hier unverändert wiedergegebene Text entstand im März 2013 anlässlich der Erstaufführung des SOB-Films „Lindenkeller“. Dass es die letzte Premiere einer Arbeit der SOB-Filmgruppe um Konrad Leufer werden sollte, war damals noch nicht abzusehen. Es gibt ihn zwar, den allerletzten SOB-Film „Jonathans langer Weg nach Kolbach“, fast vollendet und eigentlich ein cineastischer Leckerbissen des Amateur-Films. Doch widrige Umstände werden eine Aufführung wohl  für immer verhindern. Schade!

 

Fast fertig und dann ins Archiv: Kolbach - der letzte SOB-Film

Fast fertig und dann ins Archiv: Kolbach – der letzte SOB-Film

Nein, ein Werbetext soll das nicht werden. Das hat der neue SOB-Film – die Karten für die Premierenvorstellung waren bereits im Vorverkauf innerhalb weniger Minuten restlos vergeben – auch überhaupt nicht nötig. Und genießen wird der Zuschauer den Spielfilm „Lindenkeller“ auch ohne jede Vorinformation. Aber vielleicht ist es ja so wie bei einem köstlichen Gericht: Weiß man ein wenig Bescheid über Zutaten und Zubereitung, über seine Kulturgeschichte, so vermag das den Genuss noch beträchtlich zu steigern.

Szenenfoto aus dem SOB-Film "Lindenkeller" mit Christian Grimm und Kurt Schwarzbauer

Szenenfoto aus dem SOB-Film „Lindenkeller“ mit Christian Grimm und Kurt Schwarzbauer

Ein wenig SOB-Film-Geschichte …

Die Anfänge und damit auch die „Kulturgeschichte“ des außergewöhnlichen Phänomens „SOB-Film“ gehen auf das Jahr 1967 zurück, als einige junge Studenten, unter ihnen Konrad Leufer und der früh verstorbene Peter Fischer, mit einfachsten technischen Mitteln begannen, Filme zu drehen. Dabei war das fertige Produkt gar nicht so wichtig, im Mittelpunkt standen Freude an der Gestaltung, das Experimentieren mit Bewegung, Licht bald auch Farbe. Korrespondierend dazu gab es Leute, die gerne vor der Kamera standen, insbesondere Mitglieder der damaligen Theatergruppe am Gymnasium Schrobenhausen. Stellvertretend für alle anderen sei Christian Grimm genannt, der auch im neuen Film „Lindenkeller“ mit von der Partie ist. Im Jahr 1974 entstand der surrealistische Film „Woodwool“. Vier Jahre später folgte mit „Eduard oder: Der Appetit kommt beim Essen“ der erste große Spielfilm von 60 Minuten Dauer, der ein großes lokales Publikum erreichte und begeisterte. Hauptdarsteller der haarsträubenden Geschichte des „Eduardo del Suicido“, der im Laufe der Handlung immer mehr Gefallen daran findet, seine nervtötende Familie zu beseitigen, war Sig Fabig, der damals gerade zur SOB-Filmgruppe gestoßen war und seither zum Kernteam zählt. Am 1. Mai 1980 begannen dann die Dreharbeiten zum zwischenzeitlichen SOB-Film-Klassiker „Das Lied vom Lande“, zu dem der neue Film „Lindenkeller“ in enger Beziehung steht und letztlich eine Fortsetzung darstellt. Erstmals widmete sich SOB-Film damals einem aktuellen Thema, dem alternativen Leben auf dem Lande zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Der Titelsong stammt von Liedermacher Kurt Schwarzbauer, der auch die Hauptrolle bekam und nun 33 Jahre später im „Lindenkeller“ wieder eine tragende Rolle spielt. Das „Lied vom Lande“ wurde regional und weit darüber hinaus zu einem Riesenerfolg, fand seinen Weg in diverse dritte Fernseh-Programme vor allem in Norddeutschland und erhielt den Kunstpreis der Stadt Schrobenhausen.

Dokuemtarfilme und das „Opus magnum“

Die 80er Jahre waren dem Dokumentarfilm gewidmet. Dann war wieder ein Spielfilm an der Reihe, zu dem die ersten Probeaufnahmen im Oktober 1990 begannen. Dass daraus das „Opus magnum“ der SOB-Filmgruppe werden würde, ahnte damals noch niemand. Neun Jahr später war es dann so weit: Der Spielfilm „Des Tages Nacht“ fand bei der Premiere im Frühjahr 1998 und zahlreichen weiteren Aufführungen begeisterte Aufnahme. „Des Tages Nacht“ lotete die Grenzen des Machbaren reichlich aus: zwei Stunden Dauer, rund 100 Mitwirkende vor und hinter der Kamera, „Massenszenen“ mit 50 Personen, reiht sich ein Superlativ an den anderen. Und der Inhalt? Eine farbenprächtige, lebens- und sinnenfrohe Parabel ohne zeitliche Verortung, in einem geheimnisvollen Moor angesiedelt, von großem Unterhaltungswert, aber auch mit einer des Nachdenkens würdigen Botschaft: „Die Welt geht nicht daran zugrunde, dass wir alles falsch machen, sondern daran, dass wir zu viel Richtiges machen!“

Wie sollte es nun weitergehen? Ein noch größerer, noch längerer, noch aufwendigerer Film? Oder zurück zu den Anfängen? Die Antwort ließ 15 Jahren auf sich warten. Am 8. März 2013 wird sie mit der Premiere des neuen SOB-Films „Lindenkeller“ gegeben.

Benno Bickel

Weitere Infos über die SOB-Filmgruppe bietet das „Kleine SOB-Film-Lexikon“.

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