In Erinnerung an Mechtild Hofmann (1944-2020):
„Verführung – Frühe Werbung in Schrobenhausen …“
… so hieß der Titel einer Ausstellung, die die Schrobenhausenerin Mechtild Hofmann zusammengestellt hat und die von Dezember 2007 bis Februar 2008 im Museum im Pflegschloss zu sehen war. Gezeigt wurden Werbeobjekte von Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte der Fünfzigerjahre. Was die ganz verschiedenartigen Exponate verbindet: Sie haben alle mit Schrobenhausen zu tun, hingen entweder in Schrobenhausener Geschäften oder stammen von Schrobenhausener Firmen.
Werbung für Waren des Alltags entstand in größerem Umfang erst mit der Industrialisierung, die in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzt. Der Markt der vorindustriellen Zeit war begrenzt, man produzierte für die Stadt und das Umland. Gute Ware zu einem günstigen Preis, ein kleines Namensschild an der Geschäftstür und Mundpropaganda – das war Werbung genug. Mit der Industrialisierung begann die Massenproduktion, mit der Gewerbefreiheit entstand der freie Warenverkehr, die Eisenbahn eröffnete bis dahin ungeahnte Transportmöglichkeiten.
Viele Waren werden nun im Überschuss produziert, werden in entfernte Gebiete transportiert und sollen dort verkauft werden. Mundpropaganda allein reicht nicht mehr aus für einen ausreichenden Absatz. Die Werbung nimmt einen ersten Aufschwung: Werbung auf Schildern, Plakaten und witterungsfest auf emaillierten Blechschildern, aber auch in den Lokalzeitungen. Auch die größeren Firmen aus Schrobenhausen können sich diesem Trend nicht verschließen und werben ebenfalls mit solchen Mitteln.
Vielfach sind diese interessanten Werbeobjekte nach Gebrauch einfach weggeworfen worden, und doch sind in Kammern und auf Dachböden eine Reihe von ihnen erhalten geblieben. Sie haben Patina angesetzt – und gerade das macht ja ihren Reiz aus: man sieht ihnen an, dass sie ihren Zweck erfüllt haben. Sie gewähren uns Einblick in frühere Zeiten und lassen vielfach auch die Menschen mit ihren Wünschen und Sehnsüchten wieder lebendig werden.
Mechtild Hofmann hat viele dieser alten Objekte ausfindig gemacht, Hintergrundinformationen gesammelt und daraus eine Ausstellung für das Stadtmuseum zusammengestellt. Ausstellungen werden abgebaut, die Eindrücke der Besucher verschwinden allmählich. Daher dachten wir uns damals: Warum nicht einen Kalender herausbringen, der ein ganzes Jahr lang einige der reizvollen, nostalgisch anmutenden Ausstellungsstücke in die Wohnzimmer Schrobenhausens bringt.
Die Zeit verfliegt, der Kalender für das Jahr 2008 ist längst zu Altpapier geworden, die ganze Arbeit umsonst? Wir haben die Bilder und Texte wieder ausgegraben und möchten sie hier präsentieren. Vielleicht ergänzen wir ja die Texte zu den einzelnen Firmen, auch hier hat Mechtild Hofmann uns viel Material hinterlassen.
Mechtild Hofmann ist im Jahr 2020 gestorben. Diese Präsentation soll gleichzeitig eine Erinnerung sein an eine Schrobenhausenerin, die in ihrem Leben zahllose Möbel in Schrobenhausener Haushalten restauriert hat, sehr engagiert in Archiven und im privatem Umfeld geforscht und zusammen mit ihrem Mann Hans-Georg dem Stadtarchiv zahlreiche Dokumentationen mit unzähligen einzigartigen Fotos überlassen hat.
© Max Direktor für Text und alle Fotos
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