Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

Historische Ansichtskarten gibt es nicht nur von Städten, sondern auch von fast allen kleineren Orten. Besonders interessant für die Hersteller von Karten scheint Hörzhausen gewesen zu sein, denn von Hörzhausen gibt es eine ungewöhnlich große Zahl von Postkarten: In meiner digitalen Datenbank befinden sich Scans von 20 Postkarten, davon zwei von Halsbach.

Einige allgemeine Informationen zur Geschichte von Postkarten finden sich auf unserer Homepage hier.

Wir bringen im Folgenden einige dieser Postkarten, die meisten davon sind Scans aus dem Schrobenhausener Stadtarchiv. Schwierig ist die Datierung der Karten: Eine Reihe von Karten ist in einer Sammlung „aufgeklebt“, so dass die Rückseite verborgen bleibt. Für die Datierung der frühen Karten ist das alte Schulhaus hilfreich, denn das wurde im Jahr 1912 durch das deutlich größere neue Schulhaus ersetzt. Wir versuchen bei den hier präsentierten Karten eine „vorläufige“ Datierung und hoffen die Datierung im Lauf der Zeit „verfeinern“ zu können.

 

Hörzhausen – Farblithographie um 1900. Zur Drucktechnik der Farblithographie siehe auch unseren Beitrag hier.

 

Hörzhausener Postkarte mit altem Schulhaus (1904). Text: „11. Sept. 1904. Selbstverständlich gibt es auch hier Ansichtskarten. Sende dir diese nebst herzlichem Gruß. Es ist unser vorletztes Quartier. Anton.“ (Sammlung Jakob Hundseder)

 

Hörzhausen um 1905 („Altes Schulhaus!“)

 

Gastwirtschaft Paul Manhart, Lithographie (geschätzt 1900 bis 1910, ausgeschnittene Ecke links oben mit Photoshop ergänzt)

 

Hörzhausen um 1914 bis 1920 (handkolorierte Karte). Das Schulhaus ist neu gebaut, steht aber noch ohne Spalier, Garten und Bäume da. Aufnahme also wohl bald nach der Fertigstellung. 

 

Hörzhausen, vielleicht um 1914 bis 1920. Randbemerkung auf aufgeklebter Karte: „Neues Schulhaus ist gebaut! Garten noch nicht angelegt!“ Und neben dem Bild vom Schulhaus: „erbaut 1912“. Nachricht auf Karte oben: „Aufs Wiedersehn, den(n) Wiedersehn macht Freude“

 

Postkarte Halsbach. Schwer zu datieren, auf jeden Fall eine frühe Postkarte, vielleicht um 1920. Text über markiertem Haus. „Unser altes Haus noch. Das neue ist schon größer“

 

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

 

 




Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Feuerwehren gehörten schon immer zu den wichtigsten Einrichtungen einer Gemeinde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in den meisten Städten und Gemeinden so genannte „Freiwillige Feuerwehren“, die sich im Gegensatz zu „Pflichtfeuerwehren“ weitaus besser in der Brandbekämpfung bewährten.

Die älteste Freiwillige Feuerwehr in Bayern wurde im Jahr 1849 in Augsburg gegründet.

Für das Gebiet des Bezirksamts Schrobenhausen war Hörzhausen ganz vorne mit dabei. Ein Verzeichnis der Freiwilligen Feuerwehren des Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verbandes von 1890 nennt nur drei frühere Gründungen: Schrobenhausen (1865), Langenmosen (1872) und Hohenwart (1873, nur wenige Monate vor der Hörzhausener Gründung).

Über die Gründung der Hörzhausener Feuerwehr 1873 war bisher außer dem Gründungsjahr wenig bekannt. Im Rahmen der Recherchen für eine Ortschronik wurden jedoch sehr interessante Unterlagen und Berichte gefunden, von denen wir einige präsentieren wollen. Alle Berichte stammen aus digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften, die sich im Rahmen einer Volltextsuche von zu Hause aus mehr oder weniger bequem durchsuchen lassen. Verwendet wurden insbesondere

• Google Books: Erweiterte Buchsuche (google.de)

• Bavarikon: Kultur und Wissensschätze Bayerns | bavarikon

• Münchner Digitalisierungszentrum: Münchener DigitalisierungsZentrum (MDZ) – Startseite (digitale-sammlungen.de)

Wir werden diese Daten zu gegebener Zeit mit Informationen aus Archiven ergänzen.

 

Die Zitate erfolgen in Originalschreibweise, Abkürzungen wurden stillschweigend aufgelöst, die Zeichensetzung wurde modernisiert.

Zum besseren Verständnis: Bezirksamt war eine Verwaltungsbehörde, gleichzeitig ein Verwaltungsgebiet, im Jahr 1939 wurde die Verwaltungsbehörde in Landratsamt, das Verwaltungsgebiet in Landkreis umbenannt. Der Bezirksamtmann war der Vorstand des Bezirksamts, ab 1939 wurde dafür der Begriff Landrat eingeführt.

 

Gründung der Feuerwehr 1873

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichet am 15. Oktober 1873 ausführllich über die Gründung der Hörzhausener Feuerwehr.

„In Hörzhausen, Bezirks Schrobenhausen, wurde eine freiwillige Dorffeuerwehr gegründet, welche aus 33 gut uniformirten, vom besten Geiste beseelten Männern bestehend, am 5. dieses Monats sich definitiv organisirte.

Auf Einladung ihres Vorstandes Bürgermeister Reiter, dessen umsichtigem Einflusse diese Feuerwehr ihre Entstehung verdankt, fanden sich bei diesem Anlasse die Feuerwehren von Schrobenhausen, Langenmosen, Weilach–Sattlberg, letztere erst jüngst im ernsten Kampfe erprobt und bewährt, zahlreich vertreten mit ihren Vorständen und Commandanten, Herrn Buchhändler Hueber von Schrobenhausen, dem unermüdlichen Förderer des Feuerwehrwesens, Bürgermeister Stemmer von Langenmosen, Wagnermeister Strobl von Weilach und einigen Männern von Gachenbach, worunter Bürgermeister Meßner, welch letztere nur der Vollendung der schon bestellten größeren Spritze entgegensehen, um den Nachbardörfern zu folgen, in Hörzhausen ein. Nachdem die junge Feuerwehr ihre beiden Spritzen vorgeführt und erprobt, und unter gegebener Anleitung eine Uebung mit der Leiter versucht hatte, wurde die stattliche Schaar von dem gleichfalls eingeladenen königlichen Bezirksamtmann freundlichst begrüßt, aufgemuntert, durch fleissige Uebung und ehrenhafte Haltung sich ebenbürtig den tüchtigsten bayerischen Feuerwehren anzureihen, und darauf hingewiesen, welche tiefe innere Befriedigung das Bewußtsein angestrengter gemeinnütziger Pflichterfüllung gewähre, sofort aber auch unter dankbarer Anerkennung des thätigen Eifers des Bürgermeisters der Feuerwehr ein Beitrag von 25 fl. („Gulden“) zur Ergänzung der Ausrüstung aus der Distriktskasse behändigt.“

So oder so ähnlich könnte eine der Hörzhausener Saugspritzen ausgesehen haben. Es gab zweiräderige und vierräderige Modelle. Die Abbildung zeigt ein neueres Modell aus dem Jahr 1912 (aus dem Katalog der Bühler Feuerwehrgeräte-Fabrik München aus dem Jahr 1912). Die kleinste Ausführung musste von 6 Mann bedient werden, hatte eine maximale Wasserlieferung von 160 Litern pro Minute und eine Wurfweite von 24 Metern.

 

Brände und Brandkatastrophen

Wenig weiß man über frühe Einsätze der dörflichen Feuerwehren, sind doch Einsatzberichte vor Ort kaum vorhanden. Digitale Recherchen zum Beispiel über Google Books oder Bavarikon ermöglichen heute jedoch Funde in digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften, die früher nicht oder nur mit enorm hohem Aufwand möglich gewesen wären. Wir bringen hier eine Auswahl von zeitgenössischen Berichten, einen auch schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Schon wenige Jahre nach der Gründung musste sich die Hörzhausener Feuerwehr zwei großen Brandkatastrophen stellen.

Heute ist die Feuerwehr im Alarmfall in wenigen Minuten zur Stelle. In einer Zeit ohne Auto und Telefon dauerte es unvergleichlich länger, es mussten Leute vom Feld geholt, Pferde eingespannt, gegebenenfalls benachbarte Feuerwehren durch Boten informiert werden.

Löschsituation mit Saugspritze – aus einem Werbeblatt der Löschmaschinen-Fabrik Georg Friedrich Kübel in Bayreuth 1853

 

1841 – Hörzhausener Mühle niedergebrannt

Der „Amtliche Anzeiger der königlich bayerischen Kreishauptstadt Augsburg“  meldet am 18. November 1841:

„Am 7. d. (7. dieses Monats) ist die Oel- und Sägmühle des Müllers S. Golling zu Hörzhausen, Landgerichts Schrobenhausen, niedergebrannt und dem Golling hiedurch ein Schaden von 4.000 fl. („Gulden“) verursacht worden. Das Feuer soll aus Unvorsichtigkeit in der Oelmühle entstanden seyn.“

 

1876 – Waldbrand im Hagenauer Forst

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. April 1876:

„Am 28. März Mittags brach in dem kgl. Hagenauerforst nächst dem Dorf Hörzhausen ein Waldbrand aus, dessen Bewältigung der freiwilligen Feuerwehr Hörzhausen durch ihren rapiden Aufmarsch und ihren äußerst umsichtigen Angriff mit zweckmäßiger Ausrüstung rasch gelang. Der kgl. Oberförster zollte der braven Feuerwehr und ihrem energischen Vorstand, Bürgermeister Reiter, für diesen so wichtigen Erfolg den tiefgefühltesten Dank.“

 

1884 – Brandkatastrophe in Hörzhausen

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. Sept. 1884:

„Hörzhausen (Oberbayern). Am 24. August entstand in dem Stadel zum ‚Krammer‘ Feuer, das, genährt durch die aufgehäuften Futter- und Getreidevorräthe, mit rasender Schnelligkeit um sich griff, so daß in kurzer Zeit das Wohnhaus mit Stall und Stadel des Gütlers ‚Hosch‘, das Wohnhaus mit Stall und Stadel des Gütlers zum ‚Bergschuster‘, das Wohnhaus sammt Stall und Stadel des Gütlers ‚Bergmaier‘ und das Wohnhaus des Gütlers zum ‚Streler‘ in Flammen standen, welche Gebäude vollständig in Asche gelegt wurden. – Zur Brandstätte waren geeilt die Feuerwehren von Unterbernbach, Schrobenhausen, Gachenbach, Peutenhausen, Rettenbach, Stockensau und Haslangkreut. Am Rettungswerke waren sonach mit der Ortsfeuerwehr Hörzhausen acht Feuerwehren betheiligt, die durch die angestrengtesten Bemühungen, durch rasches und energisches Eingreifen endlich Herr des Feuers wurden und die nah angrenzenden, in großer Gefahr gestandenen sehr feuergefährlichen Gebäude vor dem Untergange retteten. – Das Vieh nebst einigen Hauseinrichtungsgegenständen konnte den Flammen entrissen werden, während jedoch alle Futter- und Getreidevorräthe vom Feuer verzehrt wurden. – Ein vom Unglücke betroffener Gütler hatte kurz vor dem Brande sich mit großer Eile bemüht, das letzte Fuder Hafer in die Scheune zu bringen, als auch sein Wohnhaus von dem wüthenden Elemente erfaßt wurde und außer dem Vieh alle Habe, wie auch das soeben eingebrachte Fuder Hafer vernichtete. – Das Feuer konnte erst gegen Mitternacht gedämpft werden. Auf welche Weise der Brand entstanden ist, das ist noch nicht sicher festgestellt. Es geht das Gerücht, daß spielende Kinder die Ursache zum Brande gegeben haben.“

 

1885 – Brandkatastrophe in Unterbernbach

Noch kein Jahr war vergangen, da musste die Hörzhausener Feuerwehr, die in der Brandkatastrophe im Jahr 1884 auch von der Feuerwehr Unterbernbach unterstützt worden war, zur Gegenleistung antreten. Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. Mai 1885:

Unterbernbach (Aichach). Am 19. April war der Ort Unterbernbach der Schauplatz eines größeren Brandes. Um 5 Uhr Nachmittags, da alles noch auf dem Felde beschäftigt war, brach im Gasthause des Georg Mayr Feuer aus, das bei heftigem Ostwinde so rasch um sich griff, daß im Verlaufe einer halben Stunde acht Gebäude in hellen Flammen standen, die auch total in Asche gelegt wurden. Mit der Ortsfeuerwehr vereinigten sich so rasch wie möglich die Feuerwehren von Haslangkreut, Hörzhausen, Aichach, Kühbach, Schrobenhausen, Inchenhofen, Oberbernbach, Stockensau, Schnellmannskreuth, Sainbach und Walchshofen zu ernster und schleunigster Rettung. Mit aller Anstrengung wurden die Pfarrgebäulichkeiten und die angrenzenden stark bedroht gewesenen Häuser noch gerettet. Mit Mühe konnte das Vieh und die wichtigsten Mobilien den Flammen entrissen werden, während die Futter- und Getreidevorräthe, die Ackergeräthe und noch viele Hauseinrichtungsgegenstände ein Raub der Flammen wurden. Herr Bezirksamtmann Mulzer und Herr Distriktstechniker und Feuerwehrkommandant Kober aus Aichach leiteten mit großer Umsicht und Rührigkeit bis Mitternacht die Lösch- und Rettungsarbeiten. Beschädigt wurde außer dem Feuerwehrmann Festl von hier, der vom Dache fiel, jedoch eine nicht bedeutende Verletzung erlitt, Niemand.“

 

1895 – Großbrand in Aresing – Hofnerhaus beinahe eingeäschert

Die Augsburger Postzeitung berichtet unterm 27. November 1895 von einem Großbrand in Aresing. Da sich benachbarte Feuerwehren unterstützten, können wir annehmen, dass auch die Hörzhausener Feuerwehr im Einsatz war.

„Schrobenhausen, 25. Nov. Gestern Abend brach um 6 1/2 Uhr in dem 1 Stunde von hier entfernten Pfarrdorfe Aresing in einem mit Heu und Stroh angefüllten Stadel Feuer aus, welches sich bei dem heftigen Winde so schnell verbreitete, daß in kurzer Zeit 7 Firste abbrannten. Das Pfarrhaus sowie das Anwesen des Kunstmalers Hofner standen lange Zeit in großer Gefahr; auf letzterem brannte schon das Dach leicht. Der furchtbare Wind trieb die Feuerfunken oft 10 Minuten weit mit sich in der Luft und hob ganze Feuergarben gegen Himmel. Der Sturm erschwerte durch die Rauchwolken die Annäherung an die Brandstätte ungemein. Verbrannt sind 200 M(ark) in Gold sowie 3 Schweine. Die hiesige freiwillige Feuerwehr kam um 7 Uhr Abends an den Brandplatz und verblieb bis 10 1/2 Uhr daselbst.“

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

 

 




Hörzhausenen (II): Geschichte auf einen Blick

Einleitung

Hörzhausen – heute ein Ortsteil der Stadt Schrobenhausen – war von 1818 bis 1972 eine selbstständige Gemeinde mit den Ortsteilen Hörzhausen, Halsbach und Mantelberg.

Im Folgenden zunächst ein Grundgerüst der Hörzhausener Geschichte, das vor allem neugierig machen soll. Wir werden immer wieder neue – ausführlichere – Beiträge einstellen. Im Mittelpunkt steht der Ort Hörzhausen, doch wird auch die Geschichte von Halsbach und Mantelberg miteinbezogen.

Wir versuchen, die Gemeindegeschichte mit  Ereignissen der überregionalen Geschichte zu verbinden. Viele ortsbezogene Zusammenhänge sind auch für andere Gemeinden interessant.

Wir sammeln die Beiträge auf unserer Homepage unter der Kategorie „Hörzhausen“ und verlinken sie untereinander.


Vor- und Frühgeschichte

Wenn noch keine schriftlichen Quellen vorhanden sind, müssen wir unser Wissen aus Bodenfunden schöpfen. Zusammenfassende archäologische Arbeiten über Hörzhausen existieren nicht. Der Heimatforscher Georg August Reischl (1895-1972) hat sich immer wieder mit – auch Hörzhausener – archäologischen Funden beschäftigt. Viele Funde, so berichtet er, seien verschollen oder gar nicht erst als bedeutsam erkannt worden, auch aus der Zeit des Bahnbaus.

 

Steinbeil aus der Jungsteinzeit von Gut Mantelberg (aus der Chronik von Mantelberg von Georg August Reischl)

 

Dabei gäbe es sehr viel zu entdecken. Die „Liste der Bodendenkmäler“ berichtet uns über Hörzhausen von prähistorischen Siedlungen, möglicherweise bis in die Jungsteinzeit zurück, also einige hundert bis einige tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Auch für das Hoch- und Spätmittelalter warten weitere Fragen auf Antwort: zum Beispiel Lage und Umfang der mittelalterlichen Burg, Vorgängerkirchen zu St. Peter und St. Martin.

Zur Liste der Bodendenkmäler auf Wikipedia geht es hier. Über die Anmerkungen geht es zu den Situationsplänen.

Möglichst viele dieser Fragen zu beantworten, wäre Thema für einen Archäologen / eine Archäologin. Dazu müssten viele bereits vorhandene Informationen zusammengetragen werden, zum Beispiel aus dem Stadtarchiv. Interpretiert werden müssten die zahlreichen Funde des Forschers Bernhard Rödig, von denen sich Fotos im Stadtarchiv befinden. Das alles müsste zusammengeführt werden mit den Erkenntnissen des Landesamts für Denkmalpflege, wobei auch Luftbilder oder Reliefkarten eine Rolle spielen können. Ergebnisse wären auch von Bedeutung für den gesamten Schrobenhausener Raum – und darüber hinaus.

Vielleicht finden wir auf diesem Weg einen Autor / eine Autorin, der sich mit diesen spannenden archäologischen Fragen beschäftigen möchte.


Ortsnamen und Erstnennungen

Die  zunehmenden schriftlichen Überlieferungen bringen auch die ersten urkundlichen Nennungen unserer Orte zu Tage. Oft lassen sich frühe Nennungen nicht jahresgenau datieren. Für den früheren Landkreis Schrobenhausen gibt es ein „Historisches Ortsnamenbuch“, dem wir hier folgen. In den Jahren zwischen 887 und 895 ist ein Grundstückstausch des Edlen „Egilbert ad Heridioshusun“ nachgewiesen, der Ortsname Hörzhausen wird als Zusammensetzung des Personennamens Herideo und Haus erklärt. In den Jahren zwischen 1140 und 1150 wird Ortsadel in „Haelsbach“ erwähnt, mit einer späteren Nennung als „Haholtzpach“ kann der Ortsname als Siedlung am „Bach eines Haholt“ gedeutet werden. Und schließlich wird im Jahr 1192 „Mandelbuhele“ erwähnt, eine Siedlung an einem Hügel oder Berg mit „Manteln“, das heißt Föhren. Ob alle diese Erstnennungen und Datierungen auch neueren Forschungen standhalten, müsste geklärt werden.

Friedrich Hilble / Cornelia Baumann-Oelwein: Landkreis Schrobenhausen, München 1996 (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern, Band 5)


Mittelalter – Grafschaft, Klostergründer, Kirchen

Hörzhausen im Mittelalter ist nur zum Teil erforscht. Die Überlieferung an schriftlichem Material ist im Vergleich zu heute gering, umso mehr gilt es, diese wenigen Urkunden abgewogen zu interpretieren – eine Aufgabe, die noch der Bearbeitung wartet. Auch archäologische Informationen aus dieser Zeit gibt es nicht zusammenfassend. Hier einige grundlegende Informationen.

 

1011 – Grafschaft Hörzhausen

Im Jahr 1011 stellt König Heinrich II. dem Nonnenkloster Kühbach eine Urkunde aus, er verleiht darin unter anderem das Recht, Äbtissinnen und Vogt zu wählen. Das Kloster lag laut Urkunde „in comitatu Herteshusa“ – also in der Grafschaft Hörzhausen. Es gibt unterschiedliche Vermutungen, wie diese Grafschaft an der mittleren Paar ausgesehen haben könnte. Ein spannendes Thema, sich näher damit zu beschäftigen.

 

1192 Gottfried – Mitgründer des Klosters Indersdorf

Recht gut informiert sind wir aber über Gottfried von Hörzhausen, der im Jahr 1192 seinen Besitz zu Hörzhausen dem Kloster Indersdorf schenkt. Er zählt damit zu den wichtigen Gründern des Augustiner-Chorherrenstifts. Er ist in Indersdorf begraben, ein Bild im rechten Seitenschiff der Klosterkirche würdigt den Gründer durch ein Gemälde – wie ihn sich der Maler Mitte des 18. Jahrhunderts vorgestellt hat. Gottfried besaß wohl eine „Turmhügelburg“ – archäologisch wäre interessant, wo sie sich befunden und wie sie vielleicht ausgesehen hat.

Wilhelm Liebhart: Das Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf als Grundherr im alten Landgericht Aichach, in: Altbayern in Schwaben 2013

Godefredus von Hörzhausen in der Indersdorfer Klosterkirche (rechtes Seitenschiff)

 

Kirchen

Wenig bekannt ist über die Baugeschichte der heutigen Pfarrkirche St. Martin in Hörzhausen. Netzgewölbe und Strebepfeiler im Chor deuten auf einen spätgotischen Bau des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenschiff wurde zunächst Mitte des 18. Jahrhunderts erweitert, die heutige Form erhielt es durch eine neue Erweiterung  im Jahr 1874.

Am östlichen Ende des Dorfes stand früher das sogenannte „Peterskirchlein“, dessen Entstehung weit ins Mittelalter zurückreicht. Weil es sehr baufällig war und keine Mittel vorhanden waren, wurde es Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen. Der weiter unten erwähnte Plan aus dem Jahr 1784 zeigt seine genaue Lage.


Dorfgmain in der Frühen Neuzeit

Vor der Gründung der modernen politischen Gemeinde gab es wenig allgemein verbindliche Regelungen in dörflichen Angelegenheiten, die Unterschiede von Dorf zu Dorf waren groß. Allgemein spricht man von der „Dorfgmain“, die bestimmte Angelegenheiten des Dorfes regeln konnte. Darunter gehören alle Wege- und Flurangelegenheiten, die Handhabung der Nutzungsrechte am Gemeindebesitz oder die Stellung der Dorfsrechnungen. Zuständig waren insbesondere die „Vierer“, in der Regel vier Dorfmitglieder. Namen kennen wir aus den Hörzhausener „Dorfsrechnungen“, die von 1653 bis 1674 überliefert sind und die sich nach langer Irrfahrt inzwischen im Schrobenhausener Stadtarchiv befinden. Für das Jahr 1660 sind für Hörzhausen folgende Vierer überliefert: Bartholomee Gebhardt, Christoph Wagner, Bartholomee Khoboldt und Hanns Gross.

 

Hörzhausener Dorfrechnung von 1660 (Stadtarchiv Schrobenhausen)

 


Hörzhausen 1700-1800

1701 – Sitz Hörzhausen

Der bayerische Kupferstecher und Topograph Michael Wening beschreibt im Jahr 1701 unter „Hertzhausen“ einen „Adeligen gefreiten Sitz“ mitten in der Ortschaft und von einem Weiher umgeben. Die Geschichte des Edelsitzes reicht bis ins Mittelalter zurück. Ein Plan von 1784 zeigt, dass er sich in unmittelbarer Nähe der Untermühle befand und der Grundbesitz nur noch gering war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kauft der Untermüller das kleine Schlösschen und bricht es ab.

 

1706 – die ersten Hörzhausener Höfe im Bild

Vier Hörzhausener Höfe gehörten zur Hofmark Haslangkreit, darunter auch die Obermühle. Anlässlich einer Vormundschaft wird im Jahr 1706 ein „Grundt Rüs“ der Hofmark Haslangkreit erstellt, ein außergewöhnlich attraktiver Band, der sich im Stadtarchiv Schrobenhausen befindet. Neben genauen Hofbeschreibungen sind hier alle Höfe mit kleinen Zeichnungen festgehalten, auch die vier Hörzhausener Höfe, darunter die Obermühle  – die ältesten Abbildungen aus dem Dorf. Ein Vergleich zeigt, dass der Geometer hier nicht stilisiert hat, sondern sich die Skizzen wohl an der Realität orientierten.

Die Hörzhausener Obermühle im Jahr 1706 in einem Band der Hofmark Haslangkreit (Stadtarchiv Schrobenhausen)

 

1716 – Schutzengelkirche Halsbach

Im Jahr 1716 wurde in Halsbach das Schutzengelkirchlein als Stiftung des in Halsbach geborenen und in Hörzhausen tätigen Pfarrers Paul Eller (1665-1741) erbaut. Nach einem Jahrhundert war die Kirche in schlechtem Zustand, nach Diskussionen um Sanierung oder Neubau bekam der Schrobenhausener Maurermeister Joseph Lenbach, der Vater des Malerfürsten Franz von Lenbach, den Auftrag für einen Neubau. Der konnte 1826 fertiggestellt werden und war der alten Kirche weitgehend nachgebaut.

Marianne Sammer / Paul Hoser: Schutzengelverehrung im altbayerischen Halsbach. Stifter, Kirche, Bruderschaft, Benefiziaten und ihr Alltag, Hörzhausen 2005 (Pfarrei St. Martin)

 

1752 – Güterkonskription

Bis 1848 waren die meisten Bauern grundherrlich gebunden, das heißt sie waren Grunduntertanen eines Grundherrn. Bauern konnten nicht frei über ihren Hof verfügen und mussten dem Grundherrn Abgaben leisten. Die Güterkonskription von 1752 war eine flächendeckende Erfassung aller Höfe im Kurfürstentum Bayern und zeigt für Hörzhausen, wie vielfältig grundherrliche Beziehungen damals waren. Insgesamt 14 Grundherren sind nachgewiesen, viele nur mit ein oder zwei Höfen. Größter Grundherr war das Kloster Indersdorf mit insgesamt 24 Höfen (darunter auch die Untermühle und der Hof Mantelberg), dem Landesherrn gehörten 8 , der Hofmark Haslangkreit 3 Höfe. Weitere Höfe besaßen die Hofmarken Haslangkreit, Sandizell, Steingriff und die Kirche Hörzhausen. Selbsteigen waren 12 Höfe.

 

1784 – ein Plan gibt viele Geheimnisse preis

Im Jahr 1783 wurde das Chorherren-Stift Indersdorf mit päpstlicher Genehmigung durch Kurfürst Karl-Theodor aufgelöst, das Vermögen, damit auch alle grundherrlichen Rechte, an das Münchner Liebfrauenstift übertragen, das kirchlich auch für die Münchner Frauenkirche zuständig war. In diesem Zusammenhang wurden alle Besitzungen des Klosters nach Landgerichten erfasst.

Diese aufwendig und in Farbe gestalteten Bände befinden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München. Der Band „Grundbeschreibung der zum Stifte Indersdorf gehörigen Unterthanen im Kurfürstlichen Landgericht Schrobenhausen“ gibt einen tiefen Einblick in einen Teil des Dorfes Hörzhausen, beschreibt Höfe, Felder und Wiesen, die Lage des Edelsitzes und des Peterkirchleins. Wir sehen auch die großen sozialen Unterschiede und finden bereits viele Hausnamen, die es heute noch gibt.

 

Das Hauptstaatsarchiv hat uns die Genehmigung erteilt, den Dorfplan hier zu veröffentlichen. Wir werden ihn ausführlich kommentieren. Wir wollen noch nicht zu viel verraten, man darf gespannt sein.

 


Hörzhausen 1800-1918

Die Zeit um 1800 ist für Bayern voller grundlegender Umbrüche: Im Zeitalter der Napoleonischen Kriege verbündet sich Bayern mit Napoleon. Säkularisation und Mediatisierung (1802-1806) – die Auflösung der Klöster sowie die Eingliederung der bislang direkt dem Reich unterstandenen Territorien wie der Hochstifte oder Reichsstädte – führen zu einem enormen Besitz- und Gebietszuwachs für das Kurfürstentum. Für Hörzhausen bedeutet das: Alle Untertanen des ehemaligen Klosters Indersdorf werden nun landesherrliche Untertanen. Im Jahr 1806 erlischt das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, Bayern wird in diesem Jahr „Königreich“. Unter den zahlreichen Reformen finden wir auch die Bildung einer modernen Gemeinde.

 

1818 – Gemeindebildung

Als Geburtsstunde der modernen Gemeinde in Bayern gilt das Jahr 1818. In diesem Jahr wurde ein Gemeindeedikt erlassen, das den neu gebildeten Gemeinden genau definierte Aufgaben übertrug. Die Gemeinde Hörzhausen wurde gebildet aus den Dörfern Hörzhausen (88 Familien), Halsbach (15 Familien) und dem Hof Mantelberg (1 Familie). In dieser Form existiert die Gemeinde bis 1972. Die ländlichen Gemeinden hießen bis 1834 Ruralgemeinden, dann Landgemeinden. An der Spitze einer Landgemeinde stand der „Gemeindevorsteher“, erster Gemeindevorsteher der neu gebildeten Gemeinde ist der Gütler Thomas Rail aus Hörzhausen.

 

 

Beschlüsse werden von zwei verschiedenen Gremien gefasst: zum einen vom Gemeindeausschuss, der dem heutigen Gemeinderat ähnlich ist, zum anderen von der Gemeindeversammlung, der Versammlung der „wirklichen Mitglieder der Gemeinde“, wie die Gemeindebürger noch genannt wurden. Gemeindemitglieder in diesem Sinne waren nur – männliche – Bewohner, die zu einer Steuer veranlagt wurden, Inwohner wie Dienstboten und Arme waren von der Mitwirkung ausgeschlossen. Die Gemeindeversammlung musste zum Beispiel einberufen werden, wenn es um finanzielle Angelegenheiten der Gemeinde ging.

Wichtige Aufgaben der Gemeinden waren die Verwaltung des Gemeindevermögens, die Aufnahme von Bürgern, die Mitwirkung bei der Zulassung von Gewerben und Schulangelegenheiten, die Armenpflege sowie die Ortspolizei.

 

1821  Bau der ersten Schule

Im Jahr 1802 wird in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Auch vorher wurde in Hörzhausen schon Schule gehalten. Im Jahre 1821 wurde ein „Schul- und Mesnerhaus“ erbaut. Im Erdgeschoss wohnte der Lehrer, das Lehrzimmer befand sich im ersten Stock. Da der Lehrer zugleich als Mesner tätig war, übernahm die Pfarrkirchenstiftung drei Viertel der Kosten, die Gemeinde trug ein Viertel. Als ständiges Gehalt nahm der Lehrer jährlich 109 Gulden an Schulgeld ein, als Mesner verdiente er 132, als Cantor 10 und als Gemeindeschreiber 3 Gulden. Mit der „Special-Schul-Statistik“ der Landgemeinde Hörzhausen 1833 erhalten wir sehr umfangreiche Informationen über das Hörzhausener Schulwesen: über Schulhausbau, Schülerzahlen, Klassen, Unterricht, Lehrerbesoldung – wir werden noch näher darauf eingehen. Da die Schülerzahl wuchs, musste im Jahr 1880 ein neues Schulhaus gebaut werden. Der weitere Neubau aus dem Jahr 1912 beherbergt heute den Kindergarten.

 

Special-Schul-Statistik der Landgemeinde Hörzhausen 1833

 

1848 – Aufhebung der Grundherrschaft.

Jahrhundertelang waren die meisten Bauern einem Grundherrn verpflichtet, im Jahr 1848 wird diese Grundherrschaft aufgehoben. Die Bauern werden nun Alleineigentümer ihres Hofes, sie müssen dafür jedoch eine nicht unbeträchtliche Ablösesumme zahlen. Da diese Summen für viele Bauern zu hoch waren, wurden sie in Bodenzinszahlungen umgewandelt, die oft noch Jahrzehnte lang die Höfe belasteten.

 

1862 – Gericht und Verwaltung werden getrennt.

Die Aufgaben der alten Landgerichte werden aufgeteilt: Verwaltungsaufgaben übernehmen die Bezirksämter (ab 1939 Landratsämter genannt), für die Beurkundung von Verträgen werden die Notariate gegründet. Hörzhausen korrespondiert also in Verwaltungsangelegenheiten mit dem „Koeniglichen Bezirks-Amt Schrobenhausen“, für die Beurkundung von Verträgen sind Notare in Schrobenhausen zuständig. Das Landgericht Schrobenhausen (ab 1879 Amtsgericht) übt die Rechtsprechung aus.

 

 

1868 – Gewerbefreiheit

Bis zu diesem Jahr war der Zugang zu gewerblichen Tätigkeiten in Bayern stark eingeschränkt, zunächst von Zünften reguliert, später nur durch Konzession zum Beispiel des Landgerichts möglich. Ab 1868 werden Gewerbeausübungen in Bayern weitgehend freigegeben. Gemeinden führen nun Gewerbe-Anmelderegister. Für Hörzhausen sind diese Register ab dem Jahr 1887 überliefert. Die erste Anmeldung vom Februar 1887 lautet: „Zeislmaier, Nikolaus, Hörzhausen Haus Nr. 62, Kleinkrämerei, Mehl- und Brothandel, ohne Gehilfen“.

 

1869 – Neue Gemeindeordung

Diese neue Gemeindeordnung bringt viele Neuerungen. Um sich in Gemeindeangelegenheiten beteiligen zu können, benötigt man nun das „Bürgerrecht“. Das muss beantragt werden und ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Aus dem „Gemeindevorsteher“ wird nun der Bürgermeister.

 

1871 – Gründung Deutsches Reich

Am 18. Januar 1871 wurde nach dem deutsch-französischen Krieg das deutsche Kaiserreich ausgerufen, dem nun auch Bayern angehörte. Für Bayern änderte sich in vielen Bereichen nur wenig, da es sich zahlreiche Reservatrechte gesichert hatte. Am augenfälligsten für Hörzhausen: Nach dem „Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung“ von 1875 wurde die staatliche Beurkundung von Geburten, Heiraten und Sterbefällen verpflichtend. Die Gemeinde Hörzhausen erhält nun ein eigenes Standesamt.

 

1875 – Bahnanschluss

Lange geplant, im Jahr 1875 eröffnet: die Bahnstrecke Augsburg – Ingolstadt, später auch als Paartalbahn bezeichnet. Im ersten Fahrplan finden wir Hörzhausen vergeblich, denn erst im Jahr 1888 erhält Hörzhausen eine eigene Haltestelle: „Mit dem 10. Juli laufenden Jahres wird die Haltestelle Hörzhausen zwischen Schrobenhausen und Radersdorf für die Abfertigung von Personen, Reisegepäck und Hunden eröffnet“, heißt es wörtlich im „Verordnungs- und Anzeige-Blatt für die Königlich-Bayerischen Verkehrs-Anstalten“.

 

Hörzhausener Bahnhof im Jahr 1925 (aus einer Mappe im Stadtarchiv). Übertragung: „Karte vom Bahnhof. Leonhard, Maria, Joseph, Kaspar  Wintermayr, Johann Endres, Sophie Wintermayr“.

 

1882 – Leinfelderkanal

In den Jahren 1882 bis 1884 wird das größte wasserbauliche Projekt des 19. Jahrhunderts im Raum Schrobenhausen realisiert: der sogenannte Leinfelderkanal. Der Kanal beginnt in Hörzhausen und endet an der Leinfelder’schen Papierfabrik in Schrobenhausen. Er verfolgte zwei Hauptziele: Eine bessere Nutzung der Wasserkraft durch die Papierfabrik, eine bessere Entwässerung der angrenzenden Grundstücke. Leinfelder musste sich verpflichten, den Kanal zu unterhalten und den Landwirten durch Brücken den Zugang zu ihren Grundstücken zu ermöglichen.

 

1900 – Hörzhausen um 1900

Das Ortschaftenverzeichnis von 1904 gibt uns statistisch genaue Auskunft über die Gemeinde Hörzhausen. Die Gemeinde hat insgesamt 540 Einwohner, alle katholisch, 127 Wohngebäude. Der Viehbestand der Gemeinde umfasst 68 Pferde, 719 Stück Rindvieh, 144 Schafe, 402 Schweine und 9 Ziegen. Das Dorf Hörzhausen hat 473 Einwohner und 113 Wohngebäude, eine katholische Schule und eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule, eine Bahnstation und eine Postagentur. Das Dorf Halsbach hat 56 Einwohner und 13  Wohngebäude und gehört zur Pfarrei und Schule nach Hörzhausen. Der Hof Mantelberg hat 1 Wohngebäude und 11 Einwohner, er gehört zur Pfarrei und Schule nach Schrobenhausen.

 

Postkarte von Hörzhausen um 1910 mit altem Schulhaus (aus einer Mappe im Stadtarchiv)

 


 

Hörzhausen 1919-1972 (wird bearbeitet)


Hörzhausen seit 1972 (wird bearbeitet)

 


Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

 

 

 




Hörzhausen I: Eine Chronik entsteht

Philipp Apian 1568

 

Hörzhausen – eine Chronik entsteht

Vorbemerkung

Dieser Beitrag ist ein einleitender Artikel für die im Lauf der Zeit folgenden Bausteine zur Geschichte Hörzhausens. Er gibt einen kurzen Überblick, stellt spannende Fragen, die neugierig machen sollen. Es werden immer wieder neue Beiträge online gestellt, regelmäßige zeitliche Abstände können wir nicht einhalten. Wir bilden auf unserer Homepage eine „Kategorie: Hörzhausen“, unter der alle Artikel abgerufen werden können.

Von diesem Artikel hier verlinken wir auf alle vorhandenen und neu eingestellten Artikel. Wenn man den Link speichert, erhält man gleichzeitig eine Übersicht der vorhandenen oder neu eingestellten Artikel.

 

Die bereits eingestellten Beiträge: 

• Hörzhausen (2): Geschichte auf einen Blick (2. 4. 2024) hier

• Hörzhausen (3): Die Feuerwehr 1873 bis 1900  (7. Juli 2024) hier

• Hörzhausen (4):  Historische Ansichtskarten (10. Juli 2024) hier

 

Die nächsten geplanten Beiträge:

• Die Bildung der Gemeinde 1818

• Die Dorfbeschreibung von 1784

• Dorfleben in Erzählungen und Erinnerungen

 

Antworten auf spannende Fragen

Nur wenige Dörfer können auf eine so vielfältige und interessante Geschichte zurückblicken wie Hörzhausen. Vorchristliche Siedlung – Grafensitz – Mitgründung eines Klosters – Edelsitz sind nur einige Stichpunkt aus der älteren Zeit. Im Lauf der Jahre wurde umfangreiches Material zur Geschichte zusammengetragen, darunter außergewöhnlich interessantes Bildmaterial: zunächst von Hannes Geiger, dann über viele Erzählabende und Interviews auch von mir. Die Sammlungen zur Geschichte Hörzhausens befinden sich inzwischen alle im Schrobenhausener Stadtarchiv, das neben dem alten Hörzhausener Gemeindearchiv eine eigene stattliche Fotodokumentation zu Hörzhausen besitzt, die bis 1909 zurückreicht.

Daraus eine zusammenhängende Chronik zu erstellen, wäre wünschenswert, ist aber zeitaufwendiger, als viele denken, nicht zuletzt weil fast alle scheuen, sich die so genannte „alte deutsche Schrift“ anzueignen. Bevor das vorhandene Material nur in Schubladen liegt, wollen wir beginnen, einzelne „Bausteine“ der Gemeindechronik zu präsentieren. Zusammen mit dem außergewöhnlichen Bildmaterial ist eine reiche Bebilderung möglich.

 

Wir hoffen, zum Beispiel auf viele der folgenden spannenden Fragen eine Antwort bieten zu können:

  • Wie können wir uns die vermuteten vorgeschichtlichen Siedlungen vorstellen?
  • Gibt es dazu archäologische Befunde auf Luftbildern und Reliefkarten?
  • Gibt es neue Erkenntnisse bezüglich der Erstnennungen der Ortsnamen?
  • Wie müssen wir uns die Grafschaft Hörzhausen vorstellen?
  • Gottfried von Hörzhausen als Mitgründer des Klosters Indersdorf
  • Wo lag die vermutete Turmhügelburg?
  • Hörzhausen als Edelsitz
  • Was macht die Dorfgmain von Hörzhausen?
  • Eine Beschreibung von 1784 löst viele Rätsel
  • Säkularisation 1802 – aus Klosterbesitz wird Staatsbesitz
  • Wie ging die Gemeindegründung 1818 vor sich?
  • Wie entwickelt sich die Hörzhausener Schule?
  • Was sagt uns die „Agrikole Statistik“ von 1830?
  • Was beschäftigt den „Gemeinderat“ 1850?
  • Hörzhausen und die Gründung des Deutschen Reichs 1871
  • Welche statistische Daten gibt es im 19. Jahrhundert?
  • Wann gab es die ersten Protestanten?
  • Hörzhausener Wahlergebnisse Ende des 19. Jahrhunderts
  • Novemberrevolution 1918 – Hörzhausen wird demokratisch
  • Hörzhausen und die galoppierende Inflation 1923
  • Wie stark sind die Nationalsozialisten vor 1933?
  • Die Gemeindeordnung 1935 und die völlige Gleichschaltung
  • Hörzhausen und der Zweite Weltkrieg
  • Neubeginn und Wiederaufbau
  • Bevölkerungsexplosion durch Flüchtlinge und Vertriebene
  • Was beschäftigt den „Gemeinderat“ 1950?
  • Hörzhausen wächst
  • Arbeitsgelegenheiten: zunehmend Auspendler, wo arbeiten sie?
  • Flurbereinigung – grundlegende Änderungen der Agrarstruktur
  • 1972 – Hörzhausen wird Ortsteil von Schrobenhausen
  • Spannende Entwicklungen bis zur Gegenwart

Die Liste könnte fortgesetzt werden.

 

Dorfleben in Erinnerungen

Ergänzt werden die historischen Ausführungen durch Erinnerungen – zusammengestellt von einigen „Erzählabenden“, die anhand von mitgebrachten Fotos Erinnerungen wachriefen, und von Gesprächen mit Dorfbewohnern. Die Themen spiegeln das Alltagsleben Hörzhausens vor allem in den 1950er und 1960 Jahren, es geht um Themen wie:

Wasserversorgung –  Brunnen – Tagesablauf – Hüten – Lebensmittel – Dreschen – Milchsammelstelle – Butter – Hochwasser – Kirchenwacht – Lichtmess – Wirt – und vieles mehr.

 

 

Der Alte Wirt 1909

 

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten




Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Burgheim auf einer Postkarte um 1906

 

Markt Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Eine Buchempfehlung

Aktuell die umfassendste und attraktivste Darstellung einer Gemeindegeschichte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Die Geschichte des Markts Burgheim. Und die hat viel mehr zu bieten, als man denkt: wichtige, marktähnliche Siedlung zur Römerzeit, dichte frühmittelalterliche Besiedlung, Adelige, Hofmarken, Gerichtssitz, Marktrechte – die spannenden Themen reichen bis in die unmittelbare Gegenwart. Dass dieses Projekt verwirklicht werden konnte, ist zuallererst Bürgermeister Michael Böhm zu verdanken und Dr. Dorothea Zitzmann, der Vorsitzenden des Heimatgeschichtlichen Vereins Burgheim. Sie haben das Projekt ins Rollen gebracht uns sich um die Finanzierung gekümmert.

 

150 Einblicke – ein neues Konzept

Schon der Untertitel zeigt, dass mit dieser Chronik neue Wege beschritten werden sollten. „Der Grundgedanke ist, dass in kurzgefassten zweiseitigen Beiträgen alle wichtigen Aspekte der Burgheimer Vergangenheit bis zur Gegenwart vorgestellt werden sollen“, heißt es im Vorwort. Jedes Thema zwei Seiten – kann das gutgehen?

Erstaunlich gut, muss man sagen. Denn damit ist das Buch sehr leserfreundlich geworden, man muss nicht Seite für Seite lesen, sondern kann einzelne Kapitel auswählen, die in sich weitgehend geschlossen sind, immer wieder neue Eindrücke sammeln, das Buch auch einfach mal zwischendurch in die Hand nehmen. Ein nicht zu unterschätzendes Plus gerade in einer Zeit, in der immer weniger lange zusammenhängende Texte gelesen werden.

Die Bandbreite der Themen ist groß und chronologisch in größere Kapitel verpackt. Von der Vorgeschichte über die Römerzeit ins Mittelalter – von dort aus in die Neuzeit, aus allen Perioden finden sich sachkundige, verständlich geschriebene Texte, zum Beispiel über Handwerk, Kirchen, Schulen, Mühlen, Gassen und Wege, Armenfürsorge, Medizinalwesen, Vereine. Topographische Karten erleichtern die geographische Einordnung, zahlreiche Bilder geben visuellen Einblick in vergangene Zeiten.

Statt alle Themen aufzuzählen, verlinken wir weiter unten auf das umfangreiche Inhaltsverzeichnis.

Weitere Besonderheiten, die positiv auffallen: die Chronik geht bis in die unmittelbare Gegenwart und weckt vielfach Erinnerungen bei Bürgern, die die letzten Jahrzehnte noch miterlebt haben. Auch die oft vernachlässigte Gewerbegeschichte erhält ausführlich Raum.

Viele Themen werden beispielhaft abgehandelt und sind so auch für Nicht-Burgheimer interessant, zum Beispiel Artikel zur Alltagsgeschichte wie über Bader, Ärzte, Hebammen, Seuchen, Wasenmeister oder Armenfürsorge.

 

Alle Ortsteile

Nicht selten werden die Ortsteile bei Gemeindechroniken etwas stiefmütterlich behandelt, nicht hier. Insgesamt 8 Gemeinden wurden zwischen 1972 und 1976 nach Burgheim eingemeindet: Dezenacker, Illdorf, Kunding, Leidling, Moos, Ortlfing, Straß und Wengen. Zu jedem dieser Gemeindeteile gibt es jeweils zwei Seiten Orts- und zwei Seiten Kirchengeschichte, allesamt verfasst von Dr. Manfred Veit, dem langjährigen Kreisheimatpfleger unseres Landkreises, der hier aus seinem umfangreichen Wissensfundus schöpfen konnte.

 

Viele fachkundige Autoren

Dass dieses Werk inhaltlich so gelungen ist, ist Marcus Prell zu verdanken, der nicht weniger als 35 Autorinnen und Autoren gewinnen konnte – neben Heimatforschern auch regional und überregional anerkannte Historiker und Archäologen. Kurze Biographien der Autoren finden sich im Anhang.

 

Blick ins Buch

Da es unmöglich ist, hier alle Themen aufzuzählen, präsentieren wir das Inhaltsverzeichnis hier.

Eine kleine Leseprobe eines Beitrags von Marcus Prell über „Holzbrücken und Fähren. So überquerten Burgheimer früher die Donau“ finden Sie hier.

 

Das Buch im Überblick – Erwerbsmöglichkeit

Buch präsentiert sich im Großformat als Hardcover mit Fadenheftung und  372 Seiten und ist durchgehend vierfarbig gedruckt. Das Layout ist sehr professionell und abwechslungsreich, die Bebilderung exzellent. Der Preis von 32,50 Euro ist angesichts der hohen Qualität und Aufmachung auf keinen Fall zu hoch gegriffen.

Markt Burgheim. 150 Einblicke in die Vergangenheit, hrsg. vom Heimatgeschichtlichen Verein Burgheim, Burgheim 2022

Das Buch kann bestellt werden bei Dr. Dorothea Zitzmann unter zitzmann.hgvburgheim@web.de 

 

 

 




Familien- und Heimatforscher – offener Stammtisch für alle

Stammtisch Familien- und Heimatforscher – offen für alle

Der offizielle Name klingt inzwischen eigentlich zu bescheiden, denn die „Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land“ haben Interesse weit über die Landkreisgrenzen hinaus geweckt, auch aus umliegenden Großstädten kommen Gäste und Referenten, die Lokalzeitungen berichten regelmäßig, auch TV Ingolstadt kommt gerne.

Eine wichtige Quelle für Familien- und Heimatforscher: die Briefprotokolle, die nicht nur vom Landgericht, sondern auch von Städten und Hofmarksgerichten geführt wurden. Sie dokumentieren u. a. Käufe von Häusern und Grundstücken, Hofübergaben, Eheverträge, Testamente und gelten somit als Vorläufer der Notariatsurkunden.

 

Forscher-Stammtisch – inzwischen der größte in Bayern

Als Forscherstammtisch sieht sich die Gruppe um Anna Probst, ein Verein hätte zu viel bürokratischen Aufwand erfordert. Sechs- bis achtmal pro Jahr treffen sich Interessenten in Lampertshofen zu Vorträgen, zum Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen Unterstützung und zu gemütlichem Zusammensein unter Gleichgesinnten. Dabei wird auch Neulingen oder weniger Erfahrenen der Einstieg in die Forschungstätigkeit erleichtert, z. B. durch Schreib- und Leseübungen. Daneben werden Exkursionen organisiert, sie führten zum Beispiel in umliegende Stadtarchive, in die Schlösser Neuburg und Sandizell und verschiedene Bibliotheken, ins Vermessungsamt Pfaffenhofen und Bistumsarchiv Augsburg.

Der Stammtisch ist inzwischen wohl der größte seiner Art in Bayern, rund 130 Adressen von Interessenten sind in der Mailingliste verzeichnet, rund 60 bis 90 Besucher kommen zu den Vortragsabenden – den Rekord hält ein Vortrag über die HIAG in Schrobenhausen mit 141 Besuchern.

Wie vielfältig die Themen und Tätigkeiten sind, lässt auch die Rubrik „Rückblick“ auf der Homepage des Stammtisches erkennen.

Das Programm ist ambitioniert und wird von vielen hochrangigen Referenten getragen, wie das hier präsentierte Jahresprogramm 2024 zeigt:

 

 

Wie alles begann

Im Herbst des Jahres 2000 traf sich auf Initiative der Familien- und Heimatforscher Anna Probst, Josef Ilg und Josef Huber eine kleine Gruppe Gleichgesinnter aus der Gegend um Schrobenhausen zu einem Gedanken- und Informationsaustausch. Dieses Treffen führte zur Gründung der Interessengemeinschaft Familien- und Heimatforscher Schrobenhausener Land. Seither ist der Interessentenkreis Jahr für Jahr gewachsen – und reicht inzwischen weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Seit über 10 Jahren wird der Stammtisch von Anna Probst in Autenzell organisiert – unterstützt durch zahlreiche Stammtischmitglieder.

 

Kontakt und Homepage

Willkommen zu den Vortragsabenden ist jeder, der an den angebotenen Themen Gefallen findet. Die Teilnahme ist – abgesehen von 5 € jährlichem Unkostenbeitrag – kostenlos, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.

Homepage: Einen Überblick über die Tätigkeit und einen Rückblick auf das breite und reichhaltige Programm der letzten Jahre bietet die Homepage

http://www.ahnenforscher-schrobenhausener-land.de.

Hier finden sich auch Links zu den Berichten von TV Ingolstadt.

 

Veranstaltungsort: Gasthaus Felbermaier, Schützenstraße 4, 86562 Lampertshofen (Gemeinde Berg im Gau, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen)

Kontaktadresse: Anna Probst

anna.probst@gmx.de
… oder einfach anrufen unter 08252 / 6043

 

Projekt Sterbebilder

Der Forscherstammtisch beteiligt sich sehr engagiert am Sterbebilderprojekt des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde (BLF). Dort sind inzwischen rund 1,2 Millionen Sterbebilder erfasst worden, der Stammtisch hat einen hohen Anteil an diesem Erfolg. Seit 2013 hat Anna Probst (Administratorin beim Sterbebildprojekt) einen Durchzugsscanner vom BLF, daher besteht jederzeit die Möglichkeit, bei den Treffen oder auf Anfrage Sterbebilder einzuscannen.

Sterbebilder bieten nicht nur zahllose familien- und ortsgeschichtliche Informationen, sie spiegeln Erinnerungskultur und Volksfrömmigkeit, bieten aber auch zeitgeschichtliche Bezüge über die Sterbebilder der Gefallenen der Weltkriege. Familienforscher bedauern, dass in den letzten Jahren auf den Sterbebildern keine Geburts- und Sterbeorte mehr angegeben werden, was Recherchemöglichkeiten enorm erschwert.

 

Forschungsmöglichkeiten für Landkreis und Region

Für unseren Landkreis wurden bisher außergewöhnlich viele Sterbebilder eingescannt. Eine zahlenmäßige Abschätzung ist schwierig, es werden auf jeden Fall „Zehntausende“ sein. Gespeichert sind die Scans beim Landesverein für Familienkunde

Bayerisches Sterbebilderprojekt | Bayerischer Landesverein fuer Familienkunde e.V. (blf-online.de)

Die Recherche ist für jedermann und über alle gescannten Bilder möglich, die auf den Bildern befindlichen Daten werden für alle zur Verfügung gestellt. Mitglieder des Landesvereins können auch Scans der Bilder erhalten, allerdings nur von Bildern vor 1953 – wegen der Urheberrechte an der Bildgestaltung.

 

 

 

 

 

 




Neuburger Straßennamen und Luftbilder – eine Buchempfehlung

Neuburger Straßennamen

 

Neuburger Straßennamen und Luftbilder – eine Buchempfehlung

Auf Spurensuche in Neuburg an der Donau: Anhand von Neuburger Straßennamen führt uns Winfried Dier auf informative, unterhaltsame und immer leicht verständliche Weise durch die Neuburger Stadtgeschichte. Illustriert ist das Buch mit zahlreichen großformatigen, vierfarbigen Luftbildern. Das 2022 erschienene Buch ist eigentlich ein Muss für jeden Neuburger – und nicht zuletzt ein schönes Geschenk.

Projekt Neuburger Straßennamen

Straßennamen sind Orientierungshilfe – für Einheimische und Auswärtige, für Lieferanten und Postzusteller. Aber sie sind mehr: sie erinnern an Lebensumstände, an Einrichtungen oder an Persönlichkeiten, die im Leben einer Gemeinde / einer Stadt eine Rolle gespielt haben. Straßenbenennungen werden von Gemeinde- oder Stadträten beschlossen, genaue Informationen über die Umstände der Benennung oder die geehrten Persönlichkeiten zu erfahren ist nicht einfach.

Winfried Dier, Neuburger Stadthistoriker, hat sich deshalb auf die Suche gemacht und in umfangreichen Recherchen im Stadtarchiv, in Bibliotheken, beim Historischen Verein und den Staatsarchiven viel Material zusammengetragen. Zunächst veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse in der Neuburger Rundschau. Schließlich hat er auf Bitte von verschiedenen Seiten im Jahr 2022 seine Ergebnisse in Buchform gebracht. Um die Arbeit bewältigen zu können, hat sich Winfried Dier auf das Stadtgebiet beschränkt, wie es sich vor der Gebietsreform 1972 präsentierte. Rund 240 Straßennamen werden ausführlich beschrieben, Straßen der Eingemeindungen und neuerer Stadtteile warten also noch auf die Erforschung.

Zum Schluss folgt ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis.

Interessante Beispiele

Immer wieder erleben wir Stadtgeschichte hautnah: der Saliterweg führt uns zu den Salpetersiedern (aus Salpeter wurde früher Schießpulver hergestellt), „Auf der Lände“  erinnert an die umfangreiche Floßschifffahrt auf der Donau, das Doferlgässchen an den Doferlwirt, eines der größten Wirtshäuser der unteren Stadt. Straßennamen nach verdienten Persönlichkeiten gibt es eine ganze Menge: nach Bürgermeistern, Wohltätern, Unternehmern oder Personen der Zeitgeschichte: wie Georg von Lori, den Aufklärer und Historiker, der im Jahr 1775 nach Neuburg verbannt wurde, wie Isabella Braun, die zeitweise in Neuburg lebende Jugendschriftstellerin, Dr. Else Heidegger, der beliebten Kinderärztin jüdischer Abstammung, Hans Nebelmair, dem Gewerkschafter, der 1933 als einziger im Stadtrat gegen die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Adolf Hitler stimmte. Besonders interessant natürlich sind die Straßenumbenennungen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933: So wurde aus dem Oswaldplatz der „Platz der SA“, aus der Theresienstraße – später der Luitpoldstraße – die „Adolf-Hitler-Straße“.

Um ein wenig neugierig zu machen, bringen wir hier einen „Blick ins Buch“. Am Beispiel der bekannten Familie Reisach wird der Straßenbenennung „Reisach-Platz“ nachgegangen, die Recherchen zeigen Höhen und Tiefen einer damals bekannten, eng mit Neuburg verbundenen Familie, der wir auch die Erbauung des Arco-Schlösschens zu verdanken haben.

Luft- und Drohnenbilder

Illustriert ist das Buch mit 85 hochwertig gedruckten vierfarbigen, meist ganzseitigen Luftbildern und Drohnenaufnahmen aus dem gesamten Stadtgebiet, aufgenommen wurden also auch alle Ortsteile. Besonders interessant sind Motive, die man sonst nicht so einfach zu Gesicht bekommt: zum Beispiel den Fliegerhorst, das Audi-Fahrzentrum, die Jugend-JVA in Heinrichsheim oder den Wittelsbacher Golfplatz. Verantwortlich für die Luftbilder zeichnet Hajo Dietz (Nürnberg Luftbild), für die Drohnenaufnahmen Bernhard Mahler (Pressesprecher der Stadt Neuburg). Alle Bilder stammen vom Mai und Juni 2020.

Über NÜRNBERGLUFTBILD und den Luftbildfotografen Hajo Dietz gibt es mehr Informationen hier

Titel und Bezug

Winfried Dier / Bernhard Mahler: Auf Spurensuche in Neuburg an der Donau. Straßennamen und Luftbilder, Neuburg 2022 (Selbstverlag, herausgegeben mit Unterstützung der Stadt Neuburg), 212 großformatige Seiten, 85 farbige, fast durchweg ganzseitige Luftbilder.

Das Buch ist für 12,90 Euro in Neuburg erhältlich

  • in der Neuburger Touristinfro (Ottheinrichplatz A 118, Tel. 08431 / 55-400)
  • in der Buchhandlung Rupprecht (Rosenstr. C 111)
  • im EDEKA-Markt am Schwalbanger (Franz-Boecker-Str. 17)

 

 




Die römische Donaubrücke bei Stepperg

Die römische Donaubrücke bei Stepperg – eine Buchempfehlung

Die römische Donaubrücke bei Stepperg (Gemeinde Rennertshofen, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) verband einst die sogenannte Donausüdstraße mit dem Limesgebiet und gehörte zu den bedeutendsten Donauübergängen des 2. Jahrhunderts n. Chr. Nach ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1992 untersuchte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) in sieben Tauchkampagnen die in der Donau schlummernden Reste. Im Jahr 2015 wurden die Forschungen abgeschlossen. Zur Einstimmung auf das hier vorgestellte und empfohlene spannende Buch das Vorwort von Marcus Prell, der maßgeblich an der Erforschung beteiligt war, für die erste Auflage des 2018 erschienenen Werks.

 

 

Vorwort zur 1. Auflage 2018

Als ich am 21. September 1992 mit meiner Tauchausrüstung von Neuburg nach Stepperg fuhr, hatte ich großes Glück. Es war ein sehr heißer Sommer gewesen und die Donau stand an diesem Tag nahezu still, ideal um nach den erhofften Resten der Römerbrücke zu suchen, die hier angeblich über die Donau führte. Aus der Ferne sah ich einen mir noch unbekannten Mann bei der Feldarbeit unterhalb des Antonibergs. Ich steuerte auf ihn zu und fragte höflich-naiv, ob er etwas vom Standort einer ehemaligen Brücke wisse. Es war wohl Schicksal, dass ich auf Anton Riedl getroffen war, Fischer, Zillenbauer und Enkel des letzten Stepperger Fährmanns. Vom Südhang am Antoniberg zeigte mir Anton Riedl nahezu punktgenau eine Stelle in der Donau und rund dreißig Minuten später hatte ich in drei Metern Wassertiefe eine Gruppe hölzerner Balken und Pfähle entdeckt. Als junger Archäologiestudent war mir klar, dass ein paar Hölzer noch kein Bauwerk ausmachten und ihr Alter erst im Labor bestimmt werden müsse, doch die Wahrscheinlichkeit, auf die gesuchte Römerbrücke gestoßen zu sein, war hoch. Über 20 Jahre lang sollte mich die Brücke nicht mehr loslassen, eigentlich bis heute nicht.

Auch die Stepperger Landschaft übt eine magische, beinahe mystische Anziehungskraft aus. Der Antoniberg mit seinen drei Kapellen, Aussichtsplatz und anerkanntes Naturdenkmal, gilt als beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern und Radlfahrern. Gleich in der Nähe führt der Donauradweg vorbei. „Wo genau verlief denn die Brücke?“ Diese Frage wurde oft gestellt. Im Mai 2015 installierte der damalige Historische Verein Rennertshofen vor Ort eine Infotafel samt „Fenster in die Vergangenheit“, an der Interessierte ihre gröbste Neugier stillen können. Das hier vorgelegte Heft soll weiterführende Fragen beantworten, die Herangehensweise an eine derartige Tauchuntersuchung erläutern und dieses bemerkenswerte Bodendenkmal, das bedauerlicherweise unsichtbar in den Donaufluten schlummert, näher vorstellen, bevor es irgendwann einmal von Erosion und Strömung zur Gänze zerstört und verschwunden sein wird.

Am Beginn jeglicher Forschungen, ob in der Archäologie oder anderen Wissenschaften, stehen immer gezielte Fragen, auf die man eine Antwort sucht. Meist liefern die durchgeführten Untersuchungen zwar einige Antworten, werfen jedoch zugleich neue Fragen auf. Folgende Fragestellungen stehen bei der Erforschung historischer Brückenanlagen im Allgemeinen und folglich auch bei der Stepperger Römerbrücke im Mittelpunkt:

  • Wo genau stand die Brücke?
  • Gibt es Altforschungen?
  • Wie erfolgt die Dokumentation versunkener Brückenreste?
  • Welche Brückenreste sind noch vorhanden?
  • Warum bauten die Römer an dieser Stelle?
  • Wann stand die Brücke?
  • Wie sah die Brücke zur Römerzeit aus?
  • Wie lief der Bauvorgang ab?
  • Ist ein Schutz des Bodendenkmals möglich?
  • Wie kann man Wissen weitergeben?

In den sieben Tauchkampagnen zwischen 1992 und 2011 absolvierte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) unter fachlicher Begleitung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Stepperg 313 Tauchgänge mit 366 Tauchstunden. Dabei konnten auf einen Großteil der Fragen Antworten gefunden werden.                                                                                                     

Marcus Prell

 

Bezugsmöglichkeiten

Die römische Donaubrücke bei Stepperg, hrsg. von der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V., Neuburg Donau 2022 (2. Auflage), 64 Seiten DIN A 4, Hardcover, mit 125 meist farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-947630-02-8

Preis: 16,99 €

 

zu bestellen über:

PRELLBOOK-Verlag
Kreuter Weg 6
86633 Neuburg
Tel. 08431 / 53 92 82
info@prellbook.de

 

 

paardon.de empfiehlt

Besuchen Sie auch die Homepage des PRELLBOOK Verlags

www.prellbook.de

Gegründet wurde der Kleinverlag von Marcus Prell – aus Liebe zu Büchern, wie er selbst schreibt. Digitaldruck ermöglicht heute Kleinauflagen zu erschwinglichen Preisen. Der Verlag hat ein übersichtliches, doch dafür umso interessanteres Angebot. Für historisch Interessierte neben dem Werk zur Römerbrücke empfehlenswert: die Dissertation Marcus Prells über „Armut im antiken Rom“, immer noch die umfassendste deutschsprachige Abhandlung zu diesem Thema. Burgheims bedeutendste Dichterin Olga Brauner (1894-1981), geboren im Riesengebirge, dann als Heimatvertriebene in Burgheim beheimatet, wird mit einem Band ihrer Gedichte gewürdigt.

Es gibt Leseproben, bestellen kann man die Bücher über den Verlag selbst.

 

 




Aus Ambach um die Welt – Buchempfehlung zu einer abenteuerlichen Forscherreise im Jahr 1901

Foto vor der Gastwirtschaft Lang. Franz Xaver Lang ist die zweite Person von links.

Aus Ambach um die Welt … Das kleine Dorf Ambach ist heute Ortsteil der Gemeinde Ehekirchen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Im Jahr 1901 machte sich der Ambacher Gastwirtssohn Franz Xaver Lang auf zu einer Weltreise. Stationen waren unter anderem: Bremerhaven – New York – San Franzisko – Hawaii – Japan – China – Sumatra – Ceylon – Ägypten – Genua – München. Der Weltreisende führte Tagebuch, das im Jahr 2022 unter dem Titel „Man möchte tausend Augen haben“ veröffentlicht wurde. Eine sehr außergewöhnliche Überlieferung eines aus einfachen Verhältnissen stammenden Mannes aus unserem Landkreis.

 

Im Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 2022 wurde von Karin Precht-Nußbaum eine ausführliche Rezension veröffentlicht, die wir empfehlen möchten und hier mit Genehmigung der Redaktion präsentieren.

 

Einige Informationen voraus: Ambach bildete zusammen mit der Einöde Kagerhof zu dieser Zeit eine eigene, sehr kleine Gemeinde mit im Jahr 1900 nur 194 Einwohnern. Franz Xaver Lang wurde 1863 in die dortige Gastwirtsfamilie geboren. Er hatte die Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen, anschließend Theologie zu studieren. Im Jahr 1889 wurde er zum Priester geweiht. Später begann er ein Studium der Naturwissenschaften und promovierte im Fach Botanik. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Gotha (Thüringen), wo er im Jahr 1939 starb.

Grüße aus Singapore: „Die besten Grüße an Euch alle. Xaver“

Das Tagebuch, das sich heute in Familienbesitz befindet, wurde von der auf dem Gumppenberg bei Pöttmes lebenden Autorin und Lehrerin Silvia Eckert-Wagner in Zusammenarbeit mit dem Ehekirchener Bräu und Heimatkundler Georg Zett im Pöttmeser SUB Verlag herausgegeben.

 

Erwerb des Buchs

Franz Xaver Lang: Man möchte tausend Augen haben. Pfarrer Lang auf Welt- und Studienreise 1901 / 1902, Pöttmes 2022 (SUB Verlag, ISBN 978-3-944175-04-1)

Das vor allem mit Bildern aus dem Nachlass von Franz Xaver Lang reich illustrierte, 200 Seiten umfassende Buch kann für sehr günstige 12 Euro bezogen werden über:

Georg Zett

Untere Schanze 263 1/2

86633 Neuburg

0170  80 59 893

z.bayern@t-online.de

 

Bilder: privat




Die Schrobenhausener Gesundheits- und Umwelttage – ein kleiner Beitrag zur Umweltgeschichte

Persönliche Vorbemerkung

Ein Rückblick auf eine große Veranstaltungsreihe aus dem Jahr 1996? Ist das denn schon Geschichte? Und was sollen wir daraus lernen?

Kurz nach den Gesundheits- und Umwelttagen 1996 wurde ich von einer überregional erscheinenden Zeitschrift aus dem Bereich des Gesundheitswesens gebeten, einen Artikel über diese Veranstaltung zu schreiben. Obwohl mit der Redaktion abgestimmt, wurde er dann doch nicht veröffentlicht, der Grund dafür ist mir nicht bekannt. Vielleicht weil es ein Erfahrungsbericht war, keine wissenschaftliche Auswertung? Vielleicht weil nicht die „klassische Schulmedizin“ im  Vordergrund stehen sollte?

Da dieser Artikel jedoch einen sehr guten Einblick in die Zeit der 1990er Jahre gibt, soll er im Folgenden veröffentlicht werden. Der Artikel zeigt, wie sich in dieser Zeit viele ehrenamtlich Engagierte zusammengefunden haben, um für ihr Anliegen zu werben, eine Bürgerinitiative einer ganz eigenen Art.

Der Vergleich zur Gegenwart zeigt, wie viel sich in diesen knapp drei Jahrzehnten verändert hat, wie viele Ideen Anstoß für Veränderungen gegeben haben.

Die Gesundheits- und Umwelttage wurden bis 2003 abgehalten. Viele Mitwirkende engagierten sich auch in der Ende der 1990er Jahre entstandenen Initiative AGENDA 21. Im Bereich Energie wurde in Schrobenhausen damals ein erstes „Bürgerkraftwerk“ aus Spendengeldern errichtet, ein kleines Photovoltaikprojekt, das damals nicht selten belächelt wurde. Im Energiebereich Engagierte initiierten schließlich das noch bestehende Projekt „Energie effizient einsetzen“ und schließlich auch die Bürgerenergie-Genossenschaft, die inzwischen weit über die Landkreisgrenzen hinaus tätig ist. Auch heute finden wieder Umwelttage in Schrobenhausen statt.

Im Folgenden das eingereichte Manuskript in unveränderter Fassung, formale Fehler wurden korrigiert, die Rechtschreibung modernisiert. Parallel dazu haben wir das Programmheft eingescannt, das in hoher Auflage im Raum Schrobenhausen verteilt wurde. Das Programm finden Sie hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schrobenhausener Gesundheits- und Umwelttage – eine Initiative  von Bürgern für Bürger

 

Zusammenfassung

Die Stadt Schrobenhausen – eine Kleinstadt im nördlichen Oberbayern mit knapp 16.000 Einwohnern – veranstaltet im zweijährigen Turnus „Gesundheits- und Umwelttage“. Diese Veranstaltung – mit etwa 40 Ausstellern sowie 50 Vorträgen und Aktionen für eine Kleinstadt eine enorme Leistung – wird im wesentlichen vom Engagement der Bürger getragen. Vereine, Firmen, Behörden und alle örtlich vertretenen Krankenkassen haben sich der Veranstaltung angeschlossen – die Stadt hat die Trägerschaft und die Organisation übernommen. Das Beispiel Schrobenhausen zeigt, dass man auch in Zeiten knapper werdender Kassen Veranstaltungen dieser Art durchführen kann, wenn man sparsam wirtschaftet – und das bei einem hohen Qualitätsniveau. Der folgende Erfahrungsbericht stammt aus der Sicht des städtischen Koordinators, der seine Aufgabe vor allem darin gesehen hat, die Initiativen zu koordinieren, die Gesamtorganisation zu leiten und für ausreichend Öffentlichkeitsarbeit und Werbung zu sorgen.

Ein Erfahrungsbericht in einer Zeitschrift, in der vor allem wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht werden? Ein Erfahrungsbericht sollte es vor allem deshalb werden, weil die Daten rund um die Gesamtveranstaltung nicht so einfach wissenschaftlich aufbereitet werden können. Ein Erfahrungsbericht erleichtert die Suche nach Motiven, Zielen und Erfolgen einer Initiative, die inzwischen weit über die Grenzen Schrobenhausens hinaus Beachtung findet.

 

Vorgeschichte

Anfang der neunziger Jahre formierte sich in Schrobenhausen eine kleine Gruppe, die sich Arbeitskreis Stadtökologie nannte und in lockeren Zusammenkünften verschiedene Umweltthemen diskutierte. Aus diesen Treffen entstand die Idee, unter dem Titel „Schrobenhausener Umwelttage“ ein anspruchsvolles Ausstellungs- und Vortragsprogramm zu entwickeln. Konkretes Ziel war, einer breiteren Öffentlichkeit Informationen und Anregungen im Umweltbereich zu geben, lähmenden Umweltängsten entgegenzuwirken und zum Handeln zu ermuntern. Ein Rundbrief an interessierte Bürger, an Vereine und Institutionen war erfolgreich: etwa drei Dutzend engagierte Einzelpersonen sowie Vertreter von Vereinen, Initiativen und Institutionen wollten mitarbeiten. So wurde die Veranstaltung ein Erfolg, auch wenn das Wetter nicht so recht mitspielen wollte und Anfangsschwierigkeiten zu überwinden waren. Man war sich einig, die Veranstaltung nach zwei Jahren zu wiederholen.

Inzwischen waren auch Pläne gereift, in Schrobenhausen eine ähnliche Veranstaltung im Bereich der Gesundheit anzubieten, vorangetrieben vor allem vom damaligen Stadtrat Dr. Anton Euba. Die Idee lag in der Luft und wurde schon nach kurzer Diskussion für gut befunden: die beiden Veranstaltungen unter dem Titel „Schrobenhausener Gesundheits- und Umwelttage“ zu vereinen, wobei die die Teilbereiche Gesundheit und Umwelt gleichberechtigt nebeneinander stehen sollten.

Die Argumente waren klar: Zahlreiche Gefahren für die Umwelt bedrohen auch die Gesundheit des Menschen – andererseits mag die Sorge um die eigene Gesundheit so manchen motivieren, sich näher mit Umweltschutz zu beschäftigen. Auch war man sich der Chance bewusst, die Bereiche Gesundheit und Umwelt in größere Zusammenhänge zu stellen. Es sollte nicht die klassische Schulmedizin im Vordergrund stehen, die es sich zur Aufgabe macht, Symptome zu kurieren. Gesundheit und Krankheit sollten in ganzheitlichen Zusammenhängen gesehen werden. In den Mittelpunkt rückte die Prävention mit Vorschlägen und Anregungen, wie man selbst mit Aktivität und Spaß zu einer gesunden Lebensweise und lebenswerten Umwelt beitragen kann. Dazu wollte man Denkanstöße geben und neue Wege aufzeigen.

So gab es im Jahr 1994 noch deutlich mehr Resonanz, als die Organisatoren – vor allem wieder engagierte Bürger – zur Beteiligung an den ersten „Schrobenhausener Gesundheits- und Umwelttagen“ aufriefen. Man verlegte den Ausstellungsort in die Stadtmitte rund ums Rathaus und brachte wieder ein ausführliches Programm heraus. Von vornherein versuchte man, thematische Schwerpunkte zu setzen, um zu vermeiden, dass sich Themenstellungen alle zwei Jahre wiederholen. Um noch breitere Bevölkerungsschichten anzusprechen und der Veranstaltung jegliches Außenseiterimage zu nehmen, einigte man sich dahingehend, eine bekannte Persönlichkeit als Schirmherrn zu gewinnen und die Eröffnung zu einem gesellschaftlichen Ereignis zu machen. Für diese Aufgabe konnte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer gewonnen werden. Zur Eröffnungsveranstaltung wurden nicht nur die üblicherweise eingeladenen öffentlichen Funktionsträger, sondern auch die interessierte Bevölkerung eingeladen – die große Resonanz mit 400 Besuchern gab den Veranstaltern recht. Für die „Gesundheits- und Umwelttage 1996“, deren Verlauf im folgenden näher geschildert wird, wollte man daher die Grundlinien dieser Veranstaltung beibehalten.

 

Werbung und Programmgestaltung

Menschen in unserer Gesellschaft werden Tag für Tag mit Informationen überhäuft und mit Werbematerial überschwemmt. Deshalb wollte man den Erfolg der Veranstaltung von Anfang an nicht dürftigen Faltblättern überlassen, die in Banken, Geschäften und bei Behörden ausliegen und vergleichsweise nur wenige Personen erreichen. Erfahrungen haben gezeigt, dass man Ausstellungen zwar gut durch die Presse und mit Plakaten bekannt machen kann, dass aber Vortragssäle oft leer bleiben, wenn man die Vortragsveranstaltungen nicht ausführlicher ankündigt. Um alle Veranstaltungen rund um die Gesundheits- und Umwelttage einem möglichst breiten Publikum nahezubringen, entschloss sich das Organisationsteam, ein ausführliches Programmheft zu erstellen und an alle Haushalte im Stadtgebiet und im Einzugsbereich der Stadt verteilen zu lassen. Alle Aussteller und Referenten wurden daher gebeten, ihren Themenbereich kurz und prägnant in wenigen Sätzen darzustellen. Viele der eingereichten Texte erwiesen sich als kompliziert, deshalb war es unerlässlich, die Texte redaktionell zu bearbeiten, stilistisch anzugleichen und allgemeinverständlich zu formulieren. Die Arbeit am 24seitigen Programmheft gestaltete sich somit zu einer der zeitraubendsten Arbeiten im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten. Moderne Satz-, Druck- und Bindetechniken ermöglichten es, das Heft in einer Auflage von 18.000 Exemplaren zu drucken und an die Haushalte zu verteilen – und das bei Gesamtkosten von unter 9.000 DM.

 

Inhalte und Schwerpunkte

Da die Gesundheits- und Umwelttage wieder im Herbst stattfinden sollten – die Sommertermine sind häufig durch eine Fülle von Feiern und Veranstaltungen belegt – wurde das erste Rundschreiben im Februar versandt: Alle Teilnehmer der letzten Veranstaltung und zusätzliche Interessierte wurden persönlich eingeladen. Das sehr gut besuchte erste Treffen ließ hoffen, dass auch diesmal das nötige Engagement für eine erfolgreiche Veranstaltung vorhanden sein würde. Auch die zweiten Gesundheits- und Umwelttage sollten Schwerpunkte setzen, ohne die gesamte Bandbreite der Bereiche einzuengen. Man einigte sich auf die Themen „Natürliche Heilweisen“ auf dem Gebiet der Gesundheit und „Verkehr“ im Bereich Umweltschutz. Von vornherein wurde ein ausgewogenes Verhältnis von Ausstellungen und Vorträgen angestrebt. Die Zeit zwischen den einzelnen Vorbereitungstreffen wurde von den Teilnehmern genutzt, um Termine abzuklären, Referenten zu gewinnen oder sich Gedanken über das eigene Angebot zu machen. Die Diskussionsatmosphäre war von gegenseitiger Toleranz bestimmt, die Überparteilichkeit war Grundvoraussetzung und wurde auch von den in Parteien organisierten Teilnehmern vollkommen akzeptiert.

Neben den klassischen Themen in den Bereichen Gesundheit und Umwelt wollte man diesmal noch bewusster Themen einbinden, die häufig weniger Beachtung finden oder gar tabuisiert werden, z. B. die Hospizbewegung oder der Umgang mit der Krankheit AIDS. Auch sollte der Blick über den Tellerrand gewagt werden, Umwelt und Gesundheit nicht zur deutschen Angelegenheit erhoben und auf deutsche Bevölkerung beschränkt werden. In diesem Sinne informierte die Dritte-Welt-Gruppe über fairen Handel und dessen positive Auswirkungen auf die Dritte Welt – auch auf die dortigen Gesundheits- und Umweltbedingungen. Der Ausländer-Inländer-Treff – eine lokale Initiative zur Förderung von gegenseitigem Verständnis und Toleranz – stellte sich durch internationale Schmankerl vor. Nicht zuletzt förderte das gutbesuchte Abendgebet der Religionen, das christliche und islamische Gläubige in einem gemeinsamen Gottesdienst vereinte, das gegenseitige Verständnis, die Achtung vor dem anderen. Es wäre mühsam, hier alle Themen aufzuzählen, stellvertretend für die gesamte Bandbreite werden in nebenstehender Rubrik die Titel aller Referate, Diskussionen und Aktionen genannt.

 

Kernveranstaltung und Rahmenprogramm

Die Kern- bzw. Hauptveranstaltung fand an einem Wochenende statt und bestand zum einen aus etwa 40 Ausstellungen und Informationsständen, zum anderen aus Aktionen und Vorträgen. Den Auftakt bildete auch diesmal eine Eröffnungsfeier in größerem Rahmen, zu der als Schirmherrin die bayerische Sozialministerin Barbara Stamm begrüßt werden konnte. Die Redebeiträge wurden durch Musik und Tanzvorführungen von Schülerinnen aufgelockert, anschließend gab es die Möglichkeit, bei gesundheitsbewusstem Buffet Gedanken auszutauschen und sich kennenzulernen.

Der Samstag startete mit einem Biobauernmarkt, auf dem biologisch wirtschaftende Landwirte aus der Region ihre Produkte anboten. Die Aussteller konnten ihre Produkte oder Informationen am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr präsentieren. Etwa zwei Drittel der Aussteller konnte in Zelten untergebracht werden, für das restliche Drittel stellte die benachbarte Mädchenrealschule Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Erfahrung zeigt, dass die Besucher offene Räumlichkeiten wie Zelte eindeutig bevorzugen. Die Organisatoren nehmen an, dass die lockere Ausstellungsatmosphäre in Zelten weniger verbindlich wirkt und die Hemmschwelle für den daher Besucher niedriger ist. Alle Mitmachaktionen, die die Besucher zu Aktivitäten aufforderten, z. B. der „Parcours der Sinne“ des Gesundheitsamts oder die Rollstuhlaktion mit der Möglichkeit, die Erfahrungen in einem Rollstuhl nachzuempfinden, fanden großen Anklang. Kabarettistische Einlagen („Heilkunst im Mittelalter“) und Livemusik (von Akkordeonorchester bis zur Sambagruppe) lockerten die Atmosphäre auf. Da Gesundheit und Umwelt bekanntlich auch durch den Magen gehen, wurde für die Bewirtung vor allem Vollwertkost in phantasievollen Variationen angeboten – ganz nach dem Motto „mal etwas anderes probieren“, daneben auch ausländische Spezialitäten – außerdem Biere und Weine aus ökologischem Anbau. Organisiert wurde die Verpflegung vor allem von nichtprofessionellen Anbietern wie örtlichen Vereinen und Initiativen. Sitzmöglichkeiten luden zum Essen, Trinken, zum Ausruhen, zum Kennenlernen und zum Gedankenaustausch ein.

Um das Ausstellungswochenende nicht mit zu vielen Vorträgen und Einzelveranstaltungen zu überfrachten, wurde der größere Teil der Vortragsveranstaltung in ein Rahmenprogramm gelegt, das sich über vier Wochen nach der Hauptveranstaltung verteilte. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Entzerrung war, dass die Gesundheits- und Umwelttage über Wochen Gesprächsthema blieben, was sich nicht zuletzt in der ausführlichen Berichterstattung der Lokalpresse widerspiegelte.

 

Besucherresonanz

Aussteller, Referenten und Sponsoren sind gleichermaßen an Besucherzahlen interessiert. Da alle Ausstellungen kostenlos zu besichtigen waren und daher auch keine Eintrittskarten verkauft wurden, lassen sich die Besucher hier nur schätzen.

Etwa vier- bis fünftausend Besucher mögen die Ausstellungen in den Zelten und den Schulräumen besucht haben – für eine Kleinstadt eine sehr beachtliche Resonanz. Das Ausstellungswochenende zeigte jedoch auch deutlich, dass Quantität nicht der einzige Maßstab ist, nach dem man den Erfolg einer Ausstellung beurteilen sollte. Termin und Ort der Ausstellung waren nämlich diesmal so gewählt worden, dass sie auch zeitgleich mit der am Sonntag in unmittelbarer Nachbarschaft abgehaltenen Herbstdult („Jahrmarkt“) stattfand, zu der jedes Jahr auch  zahlreiche Besucher aus dem Umland erwartet werden – selbst bei schlechter Witterung. So konnte man auch Bevölkerungs- schichten erreichen, die wegen der Gesundheits- und Umwelttage allein nicht in die Stadt gekommen wären. Bei der Abschlussdiskussion stellte sich jedoch heraus, dass mehrere Aussteller die Resonanz am dultfreien Samstag positiver einschätzten, weil hier eher das speziell am Thema interessierte Publikum kam und es zahlreiche interessante Einzelgespräche gab. Am Sonntag hingegen – mit weit mehr Besuchern – herrschte eher Massenbetrieb, der intensivere Kontakte eher behinderte. Trotzdem war die Mehrheit der Aussteller dafür, die nächste Veranstaltung wieder am Dultwochenende zu planen.

Einen genaueren Überblick haben die Veranstalter über die Besucher an Aktionen und Vortragsveranstaltungen. Manchen Veranstaltern oder Referenten war von vornherein klar, dass sich ihre Vorträge oder Diskussionen nur an ein kleines Publikum richten würden, so dass auch 20 bis 30 Besucher durchaus als Erfolg gesehen wurden. Der überwiegende Teil der Veranstaltungen hatte dagegen 40 bis 60 Besucher, auch hier eine erfreulich positive Resonanz. Als besonders erfolgreich stellte sich der Vortrag über Knochenverschleiß (170 Zuhörer) und der Tag der offenen Tür bei der Papierfabrik Leinfelder (etwa 500 Teilnehmer) heraus. Mit insgesamt etwa 2.000 Gesamtbesuchern von Vortragsveranstaltungen und Aktionen können die Veranstalter sehr zufrieden sein.

 

Die Beteiligung der Schulen

Wie schon bei der Veranstaltung zwei Jahre zuvor wurden die Schrobenhausener Schulen von vorneherein miteinbezogen.  Schulleiter aller Schulen sowie interessierte Lehrer wurden eingeladen, die Gesundheits- und Umwelttage mit einem geeigneten Unterrichtsprogramm zu begleiten. Fast alle Schulen ließen sich begeistern und nahmen die Möglichkeit wahr, in den Wochen nach der Hauptveranstaltung Aktionen und Unterrichtseinheiten durchzuführen. Im folgenden sollen nur einige repräsentative Beispiele der Unterrichtsgestaltung erwähnt werden: In der Grundschule startete die Aktion „Gesundes Pausenfrühstück“ sowie eine Buchausstellung zum Themenkreis Gesundheit und Umwelt. Die Hauptschule widmete einen Aktionstag dem Themenkreis Drogen, die Mädchenrealschule beteiligte sich an der Eröffnungsveranstaltung und führte das Projekt Schulhofbegrünung fort, die Knabenrealschule beschäftigte sich mit ökologischen Fragen wie nachwachsenden Rohstoffen und Wärmedämmung, im Gymnasium entstanden Arbeitsgruppen zu alternativen Energieformen. Insgesamt also sehr ermutigende Ergebnisse, vor allem vor dem Hintergrund sich ausbreitender Umwelt- und Zukunftsängste bei Kindern und Jugendlichen, denen mit Aufklärung und aktivem Handeln entgegengewirkt werden kann.

 

Kosten, Zuschüsse, Sponsoren

Die Stadt Schrobenhausen hatte die Trägerschaft für die Gesundheits- und Umwelttage übernommen und musste natürlich einen entsprechenden Anteil an den Gesamtkosten tragen. Die angespannte Haushaltslage der Stadt erlaubte es nicht, aus dem vollen zu schöpfen. Von vorneherein war klar, dass die Kosten möglichst niedrig gehalten werden mussten. So versuchte man, überall dort Kosten zu sparen, wo keine qualitative Beein- trächtigung zu befürchten war. Da sich die Veranstaltung nicht nur an die Bürger der Stadt, sondern auch die des Umlandes richtete, war auch der Landkreis bereit, einen Zuschuss zu gewähren. Ein Spendenaufruf an Schrobenhausener Firmen und Privatpersonen brachte zusätzlich Geld in die Kasse. Auch die örtlichen Banken unterstützten die Veranstaltung großzügig, nicht zuletzt, indem sie ihre Räumlichkeiten für zahlreiche Vorträge kostenlos zur Verfügung stellten.

Stand- bzw. Platzgelder wurden nicht erhoben. Zum einen handelte es sich zum Teil um nichtprofessionelle Aussteller, andere Aussteller hätte man mit hohen Standgebühren eher verschreckt. Dafür wurden auch alle Unkosten für den Aufbau der Stände und für Transport von den Ausstellern selbst übernommen. Für die Ausstellungszeit schloss die Stadt Schrobenhausen eine Ausstellungsversicherung ab, da vor allem bei technischen Geräten sehr schnell hohe Sachwerte zusammenkommen. Auch die meisten Referenten waren bereit, die Schrobenhausener Gesundheits- und Umwelttage dadurch zu unterstützen, dass sie sich kostenlos oder doch kostengünstig zur Verfügung stellten. So konnten die Gesundheits- und Umwelttage 1996 mit einem Gesamtetat von etwa 30.000 DM abgeschlossen werden. Eine Grobschätzung zeigt, dass etwa ein Viertel des Gesamtetats auf Programm und Verteilung, ein weiteres Viertel auf Aufbau und Nutzung der Zelte entfiel, der Rest teilte sich auf die vielen kleineren Ausgaben auf. Von den Gesamtkosten trug etwa die Hälfte die Stadt Schrobenhausen, etwa ein Viertel der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, das letzte Viertel wurden über Spenden finanziert.

 

Erfolge und Kritik

Schon während der Hauptveranstaltung und dann im Verlauf des Rahmenprogramms kristallisierte sich eine positive Grundstimmung bei Ausstellern und Referenten heraus. Ein detailliertes Urteil wurde nach Abschluss des Gesamtprogramms mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt, der allen Beteiligten vorgelegt wurde. Gefragt wurde etwa nach der Zufriedenheit mit der Besucherresonanz und dem Gesamtablauf, auch sollte Kritik geäußert, sollten Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Wie bei einer Veranstaltung dieses Ausmaßes nicht anders zu erwarten, gab es einige Aussteller und Referenten, die von der Resonanz eher enttäuscht waren, wobei vielleicht mangelnde Vorbereitung, falsche Themenstellung, falscher Zeitpunkt oder Veranstaltungsort eine Rolle spielten. Die große Mehrheit der Veranstalter war jedoch zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Ein Referent drückte die Grundstimmung so aus: „Die Begeisterung der Organisatoren hat angesteckt.“

Was von den einzelnen Beteiligten als Erfolg gewertet wurde, ist natürlich unterschiedlich: Firmen sehen den Erfolg darin, ob es gelang, ihre Produkte einem größeren Publikum nahezubringen. Ebenso messen Vereine und Initiativen daran, wie groß das Interesse der Besucher an ihrer Arbeit war. Als Gesamtorganisator setzt man auch noch andere Maßstäbe, beurteilt die Gesamtwirkung auf die öffentliche Meinung und auf politische Entscheidungsträger.

Die Gesamtresonanz in der Öffentlichkeit war fast ausschließlich sehr positiv, was sich nicht nur in zahlreichen persönlichen Gesprächen ausdrückte, sondern auch in der sehr ausführlichen Berichterstattung der lokalen Presse. So waren die Veranstaltungen der Gesundheits- und Umwelttage über Wochen hinweg Tagesgespräch und auch in den Schlagzeilen der Schrobenhausener Zeitung zu finden. So wurden über die Zeitung auch noch all jene informiert, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht den Weg zu den Ausstellungen und Vorträgen fanden.

Die große Resonanz bei Bevölkerung und Presse bleibt natürlich auch im Kommunalparlament nicht ungehört. So wurde die Stellung der Stadträte, die als Referenten die Bereiche Umwelt und Energie sowie Gesundheit und Soziales betreuen, im Stadtgremium gestärkt – nicht zuletzt auch dank ihres überdurchschnittlichen Engagements im Rahmen der Gesundheits- und Umwelttage. Durch die breite Resonanz, die die Themen Gesundheit und Umwelt nun zum wiederholten Mal in der Öffentlichkeit hatten, fällt es den Stadträten nun wohl auch leichter, positive Entscheidungen für Umwelt und Gesundheit im lokalen Rahmen zu treffen.

War ein Hauptziel der Veranstalter, tausendfach Denkanstöße zu geben, so ist dieses Ziel bei mehr als 6.000 Gesamtbesuchern sicherlich erreicht. Nicht zu unterschätzen sind auch die vielen kleinen Erfolge im persönlichen Bereich, z. B. die zahlreichen Anregungen und Gespräche, auch über eingefahrene gesellschaftliche Grenzen hinweg; die Zeit, sich Themen zu widmen, mit denen man sich immer schon mal beschäftigen wollte – oder die Erfahrung, dass man mit seinen Zielen nicht allein dasteht. Die Aktivitäten wirken in Teilbereichen weiter: So hat sich bei den Gesundheits- und Umwelttagen eine Gruppe Gleichgesinnter zusammengetan und ein Bürgerprojekt ins Leben gerufen, das sich im kommunalen Bereich für umweltfreundliche Energien starkmachen will. Eine weitere Initiative will eine Hospizbewegung in Schrobenhausen ins Leben rufen.

Letztendlich haben die Beteiligten die Erfahrung gemacht, dass das Engagement von Bürgern öffentliche Wirkung zeigen kann, dass es gelingt, Einfluss zu nehmen, Erfolge zu erzielen, Veränderungen voranzutreiben – kurz: Politik zu machen. Deshalb war man sich in der Schlussbesprechung auch einig, die Gesundheits- und Umwelttage in zwei Jahren in bewährter Form wieder abzuhalten.

 

Max Direktor