Frühe Hörzhausener Schulgeschichte von 1800 bis 1850

Kirche und altes Schulhaus aus dem Jahr 1880 (links)

 

Frühe Hörzhausener Schulgeschichte 1800 bis 1850

Sechs Klassen in einem Raum und gleichzeitig Unterricht? Werktagsschule und danach Schule am Sonntag? Schulgeld zahlen? Zweitberuf Mesner für den Lehrer, weil er sich von seinem Einkommen als Lehrer nicht ernähren kann? Geistliche als örtliche und staatliche Schulaufsicht? Heute für viele schwer vorstellbar, vor zweihundert Jahren allgemeine Realität in Bayern.

Umfangreiche Unterlagen zur Schule Hörzhausen im Schrobenhausener Stadtarchiv motivieren, sich diese Zeit näher anzusehen … und immer wieder Vergleiche mit heute anzustellen. Was hier für Hörzhausen skizziert wird, gilt für viele ländliche Gemeinden in Bayern, nicht nur in unserer Region

 

Hörzhausener Schule vor 1800

Vor der Einführung der Schulpflicht in Bayern im Jahr 1802 gab es kein flächendeckendes allgemeinbildendes Schulwesen. In den Städten sind vielfach Schulen vorhanden – Gewerbetreibende mussten Rechnungen stellen können und auch Korrespondenzen führen. Die dörfliche Gemeinschaft kam weitgehend ohne Lesen und Schreiben zurecht. Trotzdem sind in größeren Dörfern Schulen nachgewiesen, der Schulbesuch war freiwillig.

In Hörzhausen begegnet uns ein „Schuellmaister“ schon in der Gemeinderechnung von 1670, er hat 10 Kreuzer erhalten für das Aufschreiben der Einnahmen und Ausgaben der Dorfrechnung. Wie viele Schüler den Unterricht besuchten, was im Unterricht gelehrt wurde, bleibt unklar. Unbekannt ist auch, ob es durchgehend Schulunterricht in Hörzhausen gegeben hat.

 Rechnung des Dorfs Hörzhausen 1670: „Dem Schuellmaister von Aufschreibung der Einnamb unnd Ausgaben das ganze Jahr 10 Kreuzer“

Ende des 18. Jahrhunderts finden wir als Schullehrer und Mesner einen Adam Denz, der auch nach Einführung der Schulpflicht bis 1819 in Hörzhausen tätig war.

 

Schulpflicht in Bayern ab 1802

Die moderne Schulgeschichte beginnt in Bayern mit dem Jahr 1802: Die allgemeine Schulpflicht wird eingeführt, die Schule damit praktisch verstaatlicht. Schulpflichtig waren nun alle Knaben und Mädchen von 6 bis 12 Jahren, für den Schulbesuch musste Schulgeld bezahlt werden. Der Schulsprengel von Hörzhausen umfasste das Pfarrdorf Hörzhausen und die Ortschaft Halsbach. Kinder aus dem Gut Mantelberg mussten nach Schrobenhausen in die Schule. Alle Hörzhausener Kinder waren katholisch.

Spätestens mit dem Gemeindeedikt von 1818 waren die Gemeinden für die Organisation und den Betrieb der Volksschulen in ihrem Gebiet verantwortlich.

Die Schulen werden als Volksschulen, auch als Elementarschulen oder als Werktagsschulen bezeichnet,

 

Sonntags- und Feiertagsschulen 1803

Im Jahr 1803 wurde die Schulpflicht ergänzt: Es wurden Sonn- und Feiertagsschulen eingeführt, die Schule fand nur an Sonn- und Feiertagen statt, oft direkt nach dem Gottesdienst, die Schulpflicht bestand vom 12. bis zum 18. Lebensjahr.

 „In unserer Verordnung vom 23ten December vorigen Jahrs haben Wir nur sechs Jahre zum ordentlichen Schulbesuche bestimmt, um den Aeltern ihre Kinder für die nothwendigen Feld- und häuslichen Arbeiten nicht zu lange zu entziehen. Indessen werden vernünftige Aeltern selbst einsehen, daß in einem Zeitraume von sechs Jahren nur das Nothwendigste gelehrt werden könne; daß das Gelernte, wenn aller Unterricht mit dem zwölften Jahre aufhöret, größtentheils wieder vergessen werde; und daß endlich besonders die moralische Ausbildung in diesen Jahren nicht vollendet werden könne.“

 

Schulprüfung 1804

Ein sehr ungewöhnlicher Fund, der nur möglich war, weil zahlreiche alte Zeitungsbände und Zeitschriften inzwischen digitalisiert sind und gut durchsucht werden können. Im Jahr 1804 findet in Hörzhausen eine Schulprüfung statt, ein Bericht dazu findet sich im „Kurpfalzbaierischen Münchner Wochenblatt“ im Jahr 1804. Wir bringen den Text hier wörtlich, weil auch die Sprache ein Licht auf die damalige Zeit wirft:

 

„Schulprüfung zu Hörzhausen 1804

Am verflossenen Pfingstmondtage war zu Hörzhausen im kurfl. Landgerichte Schrobenhausen, und im Ober-Schulkommissariats-Bezirke München die erste Prüfung und Preisevertheilung der dortigen Elementar- und Feyertags-Schule, welche der würdige Ortspfarrer Georg Wurm, ganz auf seine Kosten, und auf eine Weise hielt, welche in der ganzen Gegend eine für das Schulwesen sehr günstige Sensation machte.

Es waren außer den Herren Pfarrern der Gegend die Aeltern und Anverwandten von mehr als 60 Werktags- und Feiertagsschülern und überhaupt eine große Volksmenge in der Pfarrkirche, wo die Feyerlichkeit vor sich gieng, versammelt. Die Prüfung dauerte 2 Stunden und fiel über alle Erwartung gut aus. Die Gegenstände waren: Christenthum, Sittenlehre, Lese-, Schreib und Rechenkunst und nützliche Kenntnisse. Im Kopfrechnen löseten besonders die Feyertagsschüler und Schülerinnen schwere Aufgaben und alle Aeltern freuten sich sichtbar über die vielen schönen und nur aufs praktische Leben beschränkten Sachen, welche ihre Knaben und Mädchen in der Hörzhauser Schule lernten.

Die Preisevertheilung gieng nach einer vom Herrn Pfarrer Wurm gehaltenen zweckmäßigen Rede unter Trompeten- und Paukenschall vor sich. Die Preise bestanden in silbernen Münzen an Bändern und in lauter gut gewählten, nützlichen Büchern. Bey der Austheilung eines jeden Preises wurden einige auf den Schüler oder die Schülerinn passende Reime abgelesen, welche sich nicht durch Poesie, sondern durch Herzlichkeit, Popularität und die Wirkung auszeichneten, daß fast alle Aeltern und Kinder Freudenthränen weinten.

Nach der Preisevertheilung hieng Pfarrer Wurm dem (erst von ihm gebildeten und immer unterstützten) alten Ortsschullehrer einen vergoldeten grissen Thaler mit einem seidenen Bande an und beschloß das Kinder- und Aelternfest mit feyerlicher Absingung des Herr Gott dich loben wir!“

 

Dieser euphorische Bericht sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Einführung der Schulpflicht in der Regel mit großen Problemen verbunden war: Die Pfarrer mussten Listen der Schulpflichtigen erstellen, die Bauern Schulgeld zahlen. Die Schulpflicht wurde von der bäuerlichen Bevölkerung auch deshalb oft skeptisch beurteilt, weil Kinder schon früh auf dem Hof mitarbeiten mussten. Um das auch weiterhin zu ermöglichen, gab  es zahlreiche Sonderbestimmungen. Bis Schule und Schulunterricht flächendeckend den gestellten Ansprüchen genügte, dauerte es noch viele Jahre.

 

Lehrer und Schulräume

Eines der drängendsten Probleme waren die Unterrichtsräume. Schulunterricht hatte ja auf Dörfern bisher meist in den Räumen des Mesners stattgefunden, diese Räume waren nach der Einführung der Schulpflicht zu klein. So wird das schöne Bild der musterhaften Schulprüfung getrübt vom Bericht des Hörzhausener Lehrers Adam Denz aus dem Jahr 1809. Er schreibt bezüglich des Schulhauses:

„Das alte Mesner- und Schulhaus ist ganz baufällig und völlig unbewohnbar, und wird dermal aus Gefälligkeit des Wirths die Schule in dessen Nebenhaus bis zum Verkauf gehalten, wo ein kerkerähnliches Zimmer ohne Apparat [hier gemeint wohl „Ausstattung“] und sonstiger Nothwendigkeit zum Lehrzimmer dient.“

Unterschrift des Lehrers Adam Denz

Adam Denz stirbt im Jahr 1819. Nachfolger wird als Lehrer und Mesner ab November 1820 Joseph Weichselbaumer. Er wurde im Jahr 1797 in Hohenwart geboren und Hörzhausen ist seine erste Stelle. Als „Befähigungs-Note“ wird gut angegeben, eine eher bescheidene Note, denn die Notenstufen lauten: ausgezeichnet, vorzüglich, sehr gut, gut, mittelmäßig und notdürftig. Auch „sittlicher Wandel  und Fleiß“ werden mit gut beurteilt.

Joseph Weichselbaumer bleibt 38 Jahre lang Lehrer und Mesner in Hörzhausen, im Jahr 1858 tritt er wohl aus gesundheitlichen Gründen. Kein Lehrer konnte im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts auch nur annähernd auf eine so lange Dienstzeit zurückblicken.

 

Ältestes Zensur-Buch von 1820

Die Leistungen der Schüler wurden benotet, die Noten in „Zensurbüchern“ festgehalten. Für Hörzhausen ist ein sehr frühes Zensurbuch aus dem Jahr 1820 erhalten. Wir zeigen hier eine Seite für den Schüler „Raichl Michael, 10 Jahre und 8 Monate alt, geboren in Hörzhausen, Sohn eines 1/4 Gütlers“.

Die Noten sind von November bis März eingetragen – für heutige Verhältnisse sehr ungewöhnliche Noten – die Notenstufen reichen von 0 bis 4:

0 – vorzüglich gut

1 – sehr lobenswürdig

2 – lobenswürdig

3 – nicht tadelfrei

4 – oft tadelhaft

Die Fächer der „Lehrgegenstände“ von links nach rechts:

Religion

Lesen

Schreiben

– Schön(schreiben)

– Recht(schreiben)

– Aufsätze

Rechnen

– mündlich

– schriftlich

Nützl(iche) Kenntnisse

Sittliches Betragen

 

Es handelt sich hier also um ein hervorragendes Zeugnis, die meisten Schüler konnten sich wohl nicht mit Michael Raichl messen.

 

Neues Hörzhausener Schulhaus 1821

Eines mit der Schulpflicht verbundenen Probleme waren fehlende Schulhäuser. Nicht selten hatte ursprünglich die Schule im Haus des Mesners stattgefunden, doch das war nun zu klein. Für die Organisation der Schule war die Gemeinde zuständig, sie konnte  aber, wenn der Lehrer auch kirchliche Dienste ausführte, die Kirchenstiftungen beteiligen. Der Hörzhausener Lehrer war zugleich Mesner, so konnten die Kosten aufgeteilt werden. Der Bericht der „Special-Schul-Statisitik“ von 1833:

„Das Schulhaus wurde im Jahre 1821 nach Vorlage und Genehmigung des Planes neu erbaut, hat eine freundliche Lage und entspricht vollkommen seinem Zwecke. Zu ebener Erde wohnt der Lehrer und im ersten Stocke ist das Lehrzimmer.“

Und weiter:

„Das Schul- und Mesnerhaus wurde im Jahre 1821 mit hoher Genehmigung der k[öniglichen] Regierung neu erbaut. An den darauf verwendeten Auslagen bezahlte die Pfarrkirchenstiftung 3/4 und die Gemeinde 1/4. Alle Reparaturen tragen Kirche und Gemeinde jetzt gleichtheilig mit einander, so daß Bau und Unterhaltungspflicht des Schul- und Mesnerhauses vollkommen liquid gestellt ist.“

Im Plan vermerkt: „für 65 Schüler“. Man hatte also mit einer leichten Zunahme der Schülerzahl gerechnet.

 

„Plan des neu herzustellenden Schulhauses zu Hörzhausen“ von Johann Michael Voit (Architekturmuseum der TU München). Ob dieser Plan genauso verwirklicht wurde, bleibt unklar, denn es gibt keine Außenansichten dieses alten Schulhauses.

Link zum Plan: 

Schulhaus: Grundrisse, Ansicht | bavarikon

Rechte: CC BY-NC-ND 4.0

 

Werktagsschule Hörzhausen 1833

Die Schulstatistik von 1833 gibt weitere sehr genaue Informationen zum Schulwesen in Hörzhausen. Es gab 55 Werktagsschüler, 42 Schüler aus Hörzhausen und 13 aus Halsbach. Dafür war nur ein Lehrer angestellt, also fand Unterricht von 6 Jahrgängen zur gleichen Zeit in einer Klasse statt. Vergleiche zeigen, dass es zu dieser Zeit an einzelnen Schulen auch Klassen mit bis zu 80 Schülern gab.

 „Da nur ein Lehrer vorhanden ist, so ist eine Theilung der Knaben und Mädchen für besondere Schulstunden nicht denkbar. Dagegen ist jedes Geschlecht separirt auf einer Seite. Die Klassen und Abtheilungen unterscheiden sich von je zwei zu zwei Jahren, so daß die Werktagsschule 3 Klassen hat, von welcher immer eine den Unterricht erhält, während die anderen mit anderen Arbeiten beschäftigt werden. Der Lehrplan für Elementarschulen von 1806 wird genau eingehalten, und nach den verschiedenen Altersstufen werden die Schüler in den sie treffenden Gegenständen unterrichtet.“

 

Sonntagsschule Hörzhausen 1833

Die Sonn- und Feiertagsschule besuchen insgesamt  42 Schüler und Schülerinnen. Aus der Schulstatistik:

„Obwohl die Abtheilung der Sonntagsschüler nach Geschlechtern sehr erwünschbar wäre, so kann sie doch aus Mangel an Zeit nicht stattfinden wegen des Gottesdienstes und des Religionsunterrichtes, indem die Schulzeit für jedes Geschlecht dann zu sehr abgekürzt und somit der ausgedehnte Unterricht beschränkt würde. „

 

Besoldung des Lehrers und Mesners 1833

Von seinem reinen Lehrergehalt hätte ein Dorfschullehrer kaum leben können. Der Beruf des Lehrers war hier meist mit der Aufgabe des Mesners verbunden, der wiederum als „Cantor und Organist“ diente, also für die Kirchenmusik zuständig war. Der Hörzhausener Lehrer war außerdem Gemeindeschreiber.

Im Jahr 1833 wird eine „Fassion“ erstellt, ein sehr detailliertes Einkünfteverzeichnis des Hörzhausener Lehrers. Auf den ersten Blick übersichtlich, erweisen sich die Einkunftsverhältnisse bei näherem Hinsehen als sehr komplex.

Das Gesamteinkommen des Lehrers und Mesners beträgt 278 Gulden.

Die Einkünfte bestehen aus verschiedenen Positionen (alle Geldwerte wurden auf ganze Gulden abgerundet):

 

Einkünfte als Lehrer: 133 Gulden

Haupteinnahme des Lehrers ist das Schulgeld, das von den Eltern für jeden Schüler bezahlt werden muss. Es ist von der Schülerzahl abhängig und wurde für die Fassion nach dem 10-jährigen Durchschnitt mit 109 Gulden berechnet. Die Lehrerwohnung ist frei und wird mit 15 Gulden angesetzt. Die Dienstgründe des Lehrers und Mesners umfassen 8 Tagwerk, sind teils Wiesen, teils Äcker und werden vom Lehrer selbst bewirtschaftet, dafür wird ein Einkommen von 9 Gulden vorgetragen.

 

Einkünfte als Mesner: 142 Gulden

Einkünfte als Mesner bestehen zunächst aus fixen Einkünften: so erhält er jährlich für seine Mesnertätigkeit 12 und als Cantor und Organist jährlich 10 Gulden. Daneben hat er Anspruch auf eine Reihe von Naturalien, die von alters her von verschiedenen Bauern oder Höfen geleistet werden mussten, so 3 Scheffel Korn, 41 Läutgarben (für das Läuten der Kirchenglocken), daneben Kirchtrachtkorn, Brot, Mehl und Eier. Ein Teil der Naturalien war wohl in eine Geldabgabe umgewandelt, ein Teil davon war noch als Naturalabgabe fällig. Der größte Einzelposten besteht aus dem Ertrag von Gebühren, vor allem für Hochzeiten und Taufen, er wurde nach dem 10-jährigen Durchschnitt ermittelt und mit 52 Gulden angesetzt.

 

Einkünfte als Gemeindeschreiber: 3 Gulden

Der Lehrer hat als Gemeindeschreiber ein fixes Gehalt von 3 Gulden pro Jahr.

 

Das Gehalt des Hörzhausener Lehrers in Höhe von 278 Gulden war nicht hoch, doch konnte eine Familie damit ihren Lebensunterhalt knapp bestreiten. Zum Vergleich: Die Hörzhausener Pfarrerstelle wurde 1831 mit Einkünften in Höhe von 722 Gulden ausgeschrieben.

 

 

Geistliche Schulaufsicht

Die Schulen waren nun zwar eine staatlich-gemeindliche Angelegenheit, doch wurden der Kirche zahlreiche Zugeständnisse gemacht. So lag die Schulaufsicht in geistlicher Hand. Die Schulaufsicht vor Ort übte die Lokalschul-Inspektion aus.  Mitglied waren der Vorsteher („Bürgermeister“) und zwei Mitglieder des Gemeindeausschusses („Gemeinderats“), den Vorsitz hatte der örtliche Pfarrer, der Lokalschul-Inspektor. Seine Aufgabe war nicht nur die Erfassung der Schulpflichtigen nach den Geburtsregistern, er sollte sich auch um die Verbesserung der Schulen und der Schulverhältnisse allgemein kümmern. Er erteilte gleichzeitig den Religionsunterricht und führte die jährliche Prüfung der Lehrer durch.

Dem Lokalschul-Inspektor – der gemeindlich-kirchlichen Aufsicht – übergeordnet war der Distriktsschul-Inspektor, der für die „staatliche Schulaufsicht“ zuständig war, vergleichbar mit dem heutigen Schulamt. Er war ebenfalls fast ausschließlich ein Pfarrer führte jährlich Schulprüfungen vor Ort durch.

Die Lehrer waren damit nicht nur fachlich, sondern auch hinsichtlich ihres sittlichen, staatsbürgerlichen und  politischen Verhaltens der Kontrolle der Geistlichkeit unterstellt.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts nahmen die Konflikte zwischen den Lehrern, die nicht selten „liberal“ gesinnt waren, und der „konservativen“ geistlichen Schulaufsicht vielfach zu. Die geistliche Schulaufsicht wurde in Bayern erst im Verlauf der Revolution nach dem Ende des Weltkriegs und dem Ende der Monarchie im Jahr 1919 aufgehoben.

 

Beeindruckender Briefkopf aus dem Jahr 1855: Schreiben der Distrikts-Schulen-Inspektion an die Lokalschulinpektion Hörzhausen wegen eines Lehrbuchs zur bayerischen Geschichte

 

Schulentlassungs-Zeugnisse

Am Ende der Schulzeit gab es wie heute Schulentlassungs-Zeugnisse. Das Stadtarchiv hat eine Sammlung alter Zeugnisse, hier ein Entlassungszeugnis aus der Hörzhausener Feiertagsschule aus dem Jahr 1855, mit dem zugleich die Schulpflicht beendet war. Entlassungs-Zeugnisse waren nicht nur Erinnerungsstücke, sondern wichtig für den weiteren Lebensweg, zum Beispiel konnte niemand heiraten, der nicht die Schulpflicht hinter sich gebracht hatte.

 

Übertragung

„Entlassungs-Schein

aus der Feiertags-Schule

Nach dem Xaver Kiermaier, geboren zu Hörzhausen kgl.[königlichen]

Landgerichts Schrobenhausen am 15ten Dezbr. 1837, die

Feiertags-Schule zu Hörzhausen vom 1ten Juni 1850 bis zum

31ten Mai 1853 mit vielem Fleiße besucht und die

Entlassungs-Prüfung mit sehr gutem Erfolge bestanden hat,

so wird der selbe hiemit der gesetzl(ichen) Schul-Pflicht förmlich und

zwar unter Zuerkennung folgender einzelner Qualifikations

Noten entlassen.

 

 

Ausblick

Die Schulchronik nach Joseph Weichselbaumer enthält zahlreiche Namen von Lehrern in Hörzhausen … viele bleiben nur wenige, manche auch nur ein oder oder zwei Jahre.

1853 Die Schule Hörzhausen bekommt neben dem Lehrer einen „Schulgehilfen“ zugeteilt.

1877 Die Schülerzahl ist nach einem Bericht auf 90 angewachsen, das Schulhaus ist viel zu klein.

1880 Ein neues Schulhaus wird gebaut. Von diesem Schulhaus gibt es die ersten fotografischen Aufnahmen.

1904-1905 Mit Jola Lüttich ist zum ersten Mal eine Frau als Lehrerin nachgewiesen, als Hilfslehrerin.

1912 Der weitere Neubau des Schulhauses aus dem Jahr 1912 beherbergt heute den Kindergarten.

1919 Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht.

1919 Schul- und Mesnerdienst werden in Hörzhausen getrennt.

 

Kurz nach dem Neubau 1912

 

Quellen und Literatur

Schulakten der Schule Hörzhausen (Stadtarchiv Schrobenhausen)

Schulgeschichtliche Aufzeichnungen für die Volksschule Hörzhausen (Stadtarchiv Schrobenhausen, Kopie)

 

Zwei sehr interessante Beiträge zur bayerischen Schulgeschichte im „Historischen Lexikon Bayerns“

Zur allgemeinen Schulpflicht

Allgemeine Schulpflicht (1802) – Historisches Lexikon Bayerns (historisches-lexikon-bayerns.de)

Zur geistlichen Schulaufsicht

Geistliche Schulaufsicht (19./20. Jahrhundert) – Historisches Lexikon Bayerns (historisches-lexikon-bayerns.de)

 

 

 




Besuch in Schrobenhausen 1816 – ein sehr seltener Reisebericht

Drehen wir die Uhr um 210 Jahre zurück. Die Zeiten sind bewegt. Am 18. Juni 1815 endet die Napoleonische Ära auf dem Schlachtfeld im belgischen Waterloo. Die restaurative Neuordnung Europas nimmt auf dem Wiener Kongress Gestalt an. Am 8. Juni 1815 wird der Deutsche Bund geschaffen, dem fortan auch Bayern angehört. In Verhandlungen und Verträgen arrondiert das junge, erst seit 1806 bestehende Königreich sein Staatsgebiet, verliert, gewinnt hinzu und erhält am 1. Mai 1816 schließlich die linksrheinische Pfalz.

Wir aber begleiten – abseits der großen Welt – Joseph von Obernberg auf seiner Fahrt durch den Landgerichts-Bezirk Schrobenhausen im Mai 1816, worüber er wenige Wochen später im zweiten Heft des dritten Bandes seines insgesamt fünfbändigen Werkes „Reisen durch das Königreich Baiern“ berichtet, seine Eindrücke mit wohlgesetzt-blumiger Sprache schildert und sich dabei gerne in historischen Exkursen ergeht.

Historische Reiseberichte, in denen Schrobenhausen in mehr als einem Nebensatz erwähnt wird, sind eine ausgesprochene Rarität. Auch Obernberg befasst sich viel lieber mit Pfaffenhofen oder Aichach, widmet sich aber immerhin den Orten des Umlands etwas ausführlicher. Jenseits aller „Nestbeschmutzung“ könnte man daher zu dem Urteil gelangen, dass Schrobenhausen für den Reisenden des 19. Jahrhunderts wenig attraktiv war.

Joseph von Obernberg, auch Ignatz Joseph von Obernberg, wurde am 21. November 1761 als Sohn eines Regierungsadvokaten in Ansbach geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Ingolstadt bekleidete er – auf der Karriereleiter nach oben steigend – zahlreiche öffentliche Ämter vom Vogteirichter in Miesbach (1785) bis zum Vorstand der Spezial-Staatsschulden-Tilgungskommisssion (1811). Kurfürst Carl Theodor erhob ihn 1793 in den Adelsstand. Seit 1803 ordentliches Miglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, profilierte er sich mit zahlreichen Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte. Joseph von Obernberg starb am 23. März 1845 in München.

(Biographische Angaben nach: Anton von Delling: Biographie des Ignatz Joseph Edlen von Obernberg. Nebst Verzeichnis der vom königl. Kreisdirektor Ignaz Joseph von Obernberg verfassten Schriften und Aufsätze. Manuskript 1845)

Joseph von Obernbergs bei weitem umfangreichstes Werk sind seine „Reisen durch das Königreich Baiern“, die zwischen 1815 und 1820 in insgesamt fünf Bänden im Verlag von Ignatz Joseph Lentner in München erschienen. All diese Fahrten unternahm er im Isarkreis, dem 1808 bis 1837 als Verwaltungseinheit bestehenden Vorgänger des heutigen Regierungsbezirks Oberbayern. Der Titel „Reisen durch das Königreich Baiern“ ist inhaltlich also etwas zu hoch gegriffen.

Nachdem er sich in den Landgerichten Landshut und Pfaffenhofen umgesehen und mit lobenden Worten über Land und Leute nicht gespart hat, macht sich Obernberg nach einer Übernachtung in Geisenfeld an einem blühenden Frühlingstag im Mai 1816 auf den Weg nach Schrobenhausen:

Nun gilt Obernbergs Aufmerksamkeit dem Paartal, über das er schwärmerisch urteilt:

Das 72. Kapitel des Reisebuches, das sich nun dem Landgericht Schrobenhausen widmet, präsentieren wir in zwei Spalten, links das Original in Fraktur, rechts ein „Transkript“ in heutiger Druckschrift, dem sich jüngere Leser sicher gerne zuwenden werden:

Obernberg Reisen in Bayern Schrobenhausen

Zwey und siebenzigster Brief.


Hohenwart. Stadt Schrobenhausen. Lage, Gestalt, Ursprung und Schicksale. Vorläufiger Ueberblick des Landgerichts. Schlösser: Singenbach, Steingriff, Edelshausen, Niederärnbach.


Schon im vorigen Briefe habe ich von Hohenwart gesprochen, doch nur in Hinsicht auf seine mahlerische Lage. Nun, beym Eintritte in’s Landgericht Schrobenhausen, dessen
erste Ortschaft es in dieser Gegend ist, theile ich Ihnen hierüber weitere Notizen mit. –
Hohenwart (Hohe Warte, alta specula) bestehet aus dem bekannten vormahligen Nonnenkloster, und einem Marktflecken, der an seinem
Fuße

Obernberg-Reisen-Bayern-Schrobenhausen_

Fuße sich ausbreitet. Eine uralte Burg stand hier, und ward nach dem Geiste der Zeiten um das Jahr 1074 von Rapotho Grafen von Tauern in ein Kloster umgewandelt.

Sie erinnern sich, mein Freund! dieses Geschlechtes aus meinem dritten Briefe über die erste Reise (Heft I. S. 45). Dasselbe war zwischen Hall und Innsbruck von Alters her
reich begütert, und in vorzüglichem Ansehen. Rapotho vergab sein Eigenthum an der Paar an Benediktiner=Nonnen, und Ortolph sein Sohn, vorzüglich aber seine Schwester Willitrud vermehrten die Stiftung, und dotirten reichlicher das neue Kloster.

Rapotho, ihr Bruder, hatte auf dem Rückwege von einem Kreuzzuge seinen Tod gefunden. Der Leichnam ward nach Hohenwart gebracht und in der Kirche begraben. Die gebeugte Schwester gab nun ihre ganze Habe dem Kloster hin, nahm selbst den Schleyer an, und starb als die erste Aebtissinn im Jahre 1081 *)
Wie=

*) Monum. boic. Vol. XVII. pag. 97.

Obernberg-Reisen-Bayern-Schrobenhausen

Wiederholte Feuersbrünste haben in der Zeitfolge das Kloster in Asche gelegt, und diese und kriegerische Ueberfälle die ältern Urkunden zum unersetzbaren Schaden der Geschichte vernichtet. Doch ward dasselbe im J. 1572 durch Unterstützung Herzogs Albert V. des Großmüthigen von der Aebtissinn Barbara neu aufgeführt.

Nicht unwahrscheinlich ist die Meinung derjenigen, welche das Summontorium der Römer, das in Antonins Reisekarte vorkommt, an Hohenwart erkennnen wollen. Die hohe Lage
an einem Flusse nicht sehr fern vom Hauptstrome der Donau, – und der Umstand, daß die Römer stets hohe Plätze in ihren Kriegen mit den Germanen für ihre Kastelle wählten, stimmen ganz hiemit überein.

Eben so ist es mehr als wahrscheinlich, daß die Burg Hohenwart bey den Einfällen der Ungarn, besonders im J. 955 von selben zerstört, nachhin aber, da sie auf dem Lechfelde
im genannten Jahre die verdienten Schläge bekamen, und ihren Untergang gefunden haben, wieder aufgebaut worden; wo dann die zerstreuten Einwohner sich wieder gesammelt, und den

Obernb. Reisen, III, B. 2. H

Obernberg-Reisen-Bayern-Schrobenhausen

Markt Hohenwart am Fuße der Burg angelegt haben. Er zählet jetzt ungefähr 890 Seelen.

Uebrigens darf sich Hohenwart der Ehre rühmen, durch einen Sprößling aus seiner Mitte die große Erfindung der Deutschen, die Buchdruckerkunst, in Rom eingeführt zu haben. Ein Geistlicher, von Hohenwart gebürtig, war es, der mit dem Priester Georg Sachsel von Reichenhall im Jahre 1478 dieses Verdienst sich erwarb. Mit Vergnügen theile ich Ihnen diese interessante, und den Baiern Ehre bringende, Notiz mit, wie ich sie von meinem literarischen Freunde Dionys Reithofer empfangen habe *).

Je mehr wir uns der Stadt Schrobenhausen näherten, begegneten uns mehrere Menschen, welche vom dortigen Jahr=Markte zurückkehrten; denn auf den gestrigen Tag fiel das Himmelfahrtsfest, mit welchem jener Markt
ver=

*) Aemil. Reif. origg, typograph. zu genanntem Jahre.

Obernberg-Reisen-Bayern-Schrobenhausen

verbunden ist. Wir konnten also die Gestalten und die Kleidertracht wahrnehmen, die wir beyde kaum etwas verschieden von jenen um Geisenfeld fanden, wo sie gegen die obern Reviere um Pfaffenhofen etwas, aber mehr noch gegen jene um Hohenkammer, Unterbruck und Munchen verbessert erscheinen. Aber in keiner Hinsicht mögen sie jenen gleich kommen, welche ich Ihnen aus dem Isarthale unter Landshut bey Altheim, Essenbach u. s. w. beschrieben habe. An Geschmack stehet die hiesige Tracht jenem edleren Kostüm bey weitem nach.

Nur 2 Stunden=Säulen hatten wir von Hohenwart und Schenkenau nach Schrobenhausen zurückzulegen in schöner Ebene, die sich immer und immer erweitert, wie man sich dem Städtchen nähert, indem die beyderseitigen Hügel allmählig zurücktreten, und in Form eines Kranzes die Fluren der Stadt umgeben, gleichwohl aber im Süden einem schönen Ausblicke in die Ferne freyen Spielraum gewähren.
Der niedersteigenden Sonne milde Strahlen verschönerten die Gegend, und vergnügt in diesem Genusse einer freundlichen Natur fuhren wir dahin. Schon glaubten wir am Thore zu seyn,
als

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als die Straße plötzlich zur Rechten ablenkte, und in einem weiten Bogen nach einer andern Seite der Stadt führte.

Bey unserm Eintritte fanden wir wohl das Leben, das ein Jahrmarkt hervorbringt: aber wenig Angenehmes an der Gestalt des Innern von Schrobenhausen. Durchgehends hat es ein sehr alterndes Ansehen, ohne irgend einer vorzüglichen Auszeichnung. Auch dieser Ort und die Gegend soll in der Vorzeit die Grafen von Thauern zu Gebiethern gehabt haben; welches nicht unwahrscheinlich ist, da sie in der Nähe zu Hohenwart, wie dessen Stiftung beweiset, sehr begütert waren. Im eilften Jahr hundert bestand er nur aus 2 Höfen, die Schroben-Höfe genannt, die nach und nach, als sich mehrere Ansiedlungen ergaben, zu einem Markte anwuchsen. Diese neuen Einwohner leisteten in den Fehden gegen die Reichsstädte gute Dienste; daher ihnen auch Herzog Stephan II. von Baiern=Ingolstadt 1393 mehrere Freyheiten ertheilte. Sein Sohn, Ludwig der Gebartete erhob den Markt zu einer Stadt, ließ die Mauern aufführen, die Wälle aufwerfen, und sie mit Gräben umgeben. Zur Beförderung des
Han=

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Handels verlieh er seiner neuen Stadt noch mehrere ansehnliche Freyheiten, die sich aber in der Zeitfolge wieder verloren haben.

Im dreyßigjährigen Kriege ward die Stadt von den Schweden hart bedrängt, indem sie die ganze Zeit hindurch den ersten Anfällen der Feinde, wie die Stadt Aichach ausgesetzt war. Im
Jahre 1704 ward Schrobenhausen von den Engländern und Oestreichern besetzt, zu unserer Zeit aber im J. 1796 von den Franzosen genommen. Im J. 1799 zog zweymal das Heer der Russen durch, und 1800 ward die Stadt wieder von den Franzosen besetzt, und erst nach dem Frieden im folgenden Jahre geräumt.

Schrobenhausen hat an der Straße nach Aichach eine ganz artig gelegene Vorstadt, mit deren Einschluß 1480 Einwohner gezählt werden. Die Stadt hält drey Jahrmärkte, in der Fastenzeit wochentlich einen Hauptviehmarkt, und an jedem Donnerstage eine, zwar nicht bedeutende, Getreidschranne nebst Wochenmarkt. Nur die Poststraße von Augsburg nach Regensburg führet hindurch. Uebrigens ist sie der Sitz des königl. Landgerichts und Rentamtes.
Gleich=

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Gleichwohl fließen die Erwerbs=Quellen nicht reichlich.

Die Wiesen, welche die Stadt umgeben, und von der Paar durchschnitten werden, haben einigen Zusammenhang mit dem bekannt großen Donaumoose, dessen hier angränzender Theil das Schrobenhauser=Moos genannt wird. Wie weit die Kultur des erstern gediehen ist, werden wir
auf einer andern Reise durch das Landgericht Neuburg sehen. Gegenwärtig kann ich nur die wichtigern Ortschaften des Landgerichts Schrobenhausen in’s Auge fassen, und dann dessen Bezirk im Ganzen überschauen, um die wesentlichsten Resultate aus diesem Ueberblicke abziehen zu können.

Dieses Landgericht, welches ganz seine alte politische Formation behalten hat, begreift, nach neuesten genauen Vermessungen, nur 5 8/10 Quadratmeilen in sich, und zählet 9177 Seelen, wovon also nur 1582 auf einer derselben leben.
Sie sehen also klar, welchen Einfluß jene Moosstrecken auf die Bevölkerung dieser Gegenden behauptet haben. Nun werden sie zwar zu den bestehenden Gütern benutzt, allein diese sind da=
durch

Obernberg-Reisen-Bayern-Schrobenhausen

durch nur vergrößert, und, besonders für die Viehzucht erleichtert, aber darum nicht merklich Ihre Menschenzahl vermehrt; denn sie ertragen nicht so viel, daß neue Ansiedlungen auf nachhaltige Dauer bestehen könnten; und Kolonieen muß man nicht anlegen vor der Zeit, wenigstens
nicht ohne hinlänglichem Spielraum zum Anbau. Doch hievon ein Andersmal!

In den Umgebungen von Schrobenhausen wollen wir uns umsehen. Sie theilen sich in die westnordlichen und südöstlichen; indem die Paar, und die Straße das Landgericht nach seiner Breite durchschneiden, und dieses von Südost nach Nordost seine Länge erstrecket. In das Hauptthal der
Paar mündet sich ein Seitenthälchen herab, von dem Flüßchen Weilach belebt, das aus dem Süden kommt, dem Orte Weilach den Nahmen giebt, und bey Schrobenhausen an ihre größere Schwester die Paar sich ergiebt. In
diesem südöstlichen Theile befindet sich das Edelgut Singenbach, eine vormalige Hofmark, deren frühere Inhaber die Lösch und Seebeck waren. Wie die Inschrift eiues Grabsteins dieser letzteren Familie bezeuget, hieß der Ort vormals Minenbach. An ihn stoßt der sogenannte
Thurn=

Thurnberg, worauf vor Zeiten ein Thurm soll gestanden haben. Nach dem Abgange der Raindorfer gelangte Johann Nidermair, churbaierischer Hofkammer=Direktor, durch Kauf zum Besitze, dessen Nachkommen, die Freyherren von Niedermair noch gegenwärtig Eigenthumer des Gutes sind.

Mehrere Ortschaften von Bedeutung lagern sich im nordwestlichen Theile des Landgerichts.In der Nähe von Schrobenhausen, nur eine halbe Stunde entfernt, vor dem Forste Hagenau, liegt Steingriff, ein, dem Freyherrn Augustin von Guggomos (nebst dem Edelsitze Wöhr) gehöriges Edelgut. Vor mehr als dreyhundert Jahren hatten es die Pichler im Besize. Johann Leonhard Pichlers Witwe Agnes, geborne von Seckendorf setzte 1493 ihre Vettern, Wolfgang, Christoph und Andreas die Weichser zu Erben ein, und lange hin bis auf unsere Zeit blieben ihre Nachkommen, die
Freyherren von Weichs Inhaber dieser ehemaligen Hofmark. Einige derselben ruhen in der Kapelle auf dem nahen Dürrenberge, welche im J. 1566 Jacobe von Weichs gestiftet hat.
Nörd=

Nördlich von Steingriff besitzet der Herr Graf Kajetan von Sandizell das Schloß und Pfarrdorf Edelshausen. Der Ort war ursprünglich eine Einöde oder Einzelhof, von Ulrich Edelshauser bewohnt. Die Pfarrkirche erhob sich aus einer Kapelle, welcher derselbe seinen Hof als Dotation überlassen hat. Nach einer Steinschrift am Thore des Schlosses hat
Ortolph von Sandizell 1556 den Bau desselben angefangen und 1562 vollendet. Das J. 1632 war dem Schlosse und auch zum Theil dem Dorfe verderblich; die Schweden legten selbes und auch einige Häuser in Asche; nur erst nach dreyßig Jahren ward es mit großen Kosten wieder hergestellt. In der Pfarrkirche wurden folgende Sandizeller begraben: im Jahre 1444 Ortolph; – 1486 Sigmund; 1517 Moritz; – 1541 Hochprand; – 1567 Mauritius, Bischof zu Freising; – 1574 Ortolph, und 1575 dessen Gemahlinn Martha, geborne Kärgl; – 1604 Georg; – 1607 Moritz; 1615 Johann; – 1671 Ortolph Freyherr von Sandizell. – Von jenem Hochprand von Sandizell erzählet die lateinische Steinschrift, daß er dem zweyten
Zuge Kaiser Karls V. nach Afrika gefolget
sey,

sey, und dort jenseits des Meeres vor dem belagerten Algier, mit Waffenruhm bedeckt, seinen Tod gefunden habe, als ein blühender Jüngling von 21 Jahren.

An der nördlichen Gränze des Landgerichts, zwey Stunden von der Stadt Schrobenhausen am Donaumoose, erscheint Ihnen Nieder=Aernbach, ein, dem Freyherrn von Pfetten gehöriges Edelgut. Das prächtige Schloß, im J. 1598 von den Vöhlin von Frickenhausen mit einem Aufwande von 60,000 Gulden erbaut, steht auf einem munteren Hügel, eine weite Aussicht über das Moos an die Donau nach Ingolstadt und Neuburg beherrschend.

Im J. 1455 besaßen diese vormalige Hofmark die Herren von Kammer; 1551 Anton Fraunberger, von dem es durch Heirath 1571 an Daniel Messenbeck zu Schwendt, nach dessen Tode aber 1586 an Johann Ludwig von Gumpenberg durch Kauf, und 1594 an den schon genannten Ferdinand Vöhlin von
Frickenhausen und Illerhausen auf gleiche Art übergieng. Eben so erhielten es 1629 die Herren von Seiboltsdorf; aber nach dem
Tode

Tode Victor Adams von Seibeltsdorf, Vicedoms zu Burghausen gelangte 1663 der geheime Rath und Hofkammer=Präsident, Marquard Freyherr von Pfetten zum Besitze, der es an seinen Stammen vererbte. Wir nehmen
jetzt unsere Richtungen nach der westlichen Gränze des Landgerichts. Daher schließe ich für heute, und theile Ihnen morgen das Weitere mit.
Drey

Drey und siebenzigster Brief.


Oberärnbach. Berg im Gau. Langenmoosen. Altes Dorfgericht daselbst. Schloß Sandizell. Erinnerung an das Landleben des Adels in der Vorzeit. Allgemeine Bemerkungen.


Im Westen von Niederärnbach, nördlich von Schrobenhausen, erschienen uns die Dörfer Oberärnbach und Berg im Gau, in der fruchtbarsten Gegend des Landgerichts gelagert. Das Schloß Oberärnbach steht an einem Bache, welcher in den Hauptkanal fällt, und endlich mit der Ach in der Paar sich verliert. Diese vormalige Hofmark besassen die Judmann, Preysing, Neudeck, Schaden, Altersheimer, und
nach=

nachhin die Freyherren von Metternich als baierisches Ritterlehen, bis sie endlich gleichfalls die Freyherren von Pfetten erhielten. – Berg im Gau, ein Pfarrdorf, zählet 21 Häuser, unter welchen ein Schul= und Gasthaus sich befindet. Hier, wie auch um Oberärnbach, begünstiget die bessere Scholle den Bau des Weizens in nicht geringem Maße, vorzüglich in den Fluren von Berg.

Unfern im Südwesten von Berg im Gau breitet sich das Pfarrdorf Langenmoosen aus, indem es 115 Häuser mit Einschluß eines Schul= und Gasthauses zählt. Merkwürdig ist für die Geschichte der Vor- und Mittelzeit in Baiern das alte Dorfgericht, und die sogenannte Ehehaft dieses Dorfes, noch vom Herzoge Georg dem Reichen zu Landshut im J. 1481 bestätiget, und unter dem Nahmen Herbstrecht zu Langenmoosen noch in der Tiefe des vorigen Jahrhunderts unter dem Vorsitze des Pflegers von Schrobenhausen ausgeübt. Mit Interesse werden Sie die Ordnung, wie dieses Herbst=Recht gehalten worden, in der Beylage lesen, und hierin die altväterlichen Formen eines Theiles der altbaierischen Gerichts= und Polizeyverwaltung kennen lernen.
Wei=

Weiter südlich steht das ansehnliche Stammschloß der Herren Grafen von Sandizell mit einem Brauhause und bedeutender Oekonomie, in dem zugehörigen Pfarrdorfe von 59 Behausungen. Wiguleus Hund versichert *), in alten Briefen den ursprünglichen Nahmen Sandigenzell gefunden zu haben: eine sprechende Bezeichnung der Beschaffenheit des Bodens. Das alte edle, in baierischen und andern Kriegsdiensten rühmlich ausgezeichnete, Geschlecht der Sandizeller hatte früher sein Begräbniß zu Scheiern, welches Kloster sie mit verschiedenen Stiftungen bereicherten, in einer besondern Kapelle. Sie theilten sich in mehrere Linien, unter eigenen Beynahmen: als die von Lintach (einem alten,
auch nach Scheiern gegebenen Burgstall und Weiler nahe bey Edelshausen), von Satlberg, Großhausen, Niederwittelsbach, Edelshausen, dann, wie der gerühmte Wiguleus Hund vermuthet, auch von Steingriff, und
Schrobenhausen.

In der Richtung nach Süden gelangen Sie durch das große Kirchdorf Herzhausen an die
Paar,

*) Im Stammbuche II. Th. S. 274.

Paar, und über diese an die Straße zurück,welche sich von Schrobenhausen herauf bereits der südwestlichen Gränze des Landgerichts nähert, nachdem sie ober dieser Stadt nur zwey Stunden=Säulen passiret hat.

Auch in diesem, nun durchwanderten, Bezirke nannte ich Ihnen nur jene Edelgüter, auf welchen sich noch ihre Schlösser erhalten haben; die übrigen 11 alten Hofmarken, und nachmaligen, nun auch aufgelöseten, Patrimonialgerichte umging ich. Die herrschaftlichen Sitze derselben sind früher oder später durch Kriege verwüstet, oder sonst verlassen, und niedergelegt worden. Die zugehörigen Dörfer haben also weder Auszeichnung, noch jenes Leben mehr, das ihnen die vormalige Gegenwart des Landadels gegeben hatte. Daß in der Mittelzeit der Bestand so vieler bewohnter Burgen, und kleinerer Sitze des niedern Adels, oder der freyen Eigenthumer, zur Bevölkerung und Kultur des Landes sehr
vieles beygetragen habe, können Sie sich, mein Werther! leicht vorstellen; wie es denn auch bekannt ist, daß Baiern vor dem dreyßigjährigen Kriege ungleich mehr bevölkert war, als gegenwärtig. Es beweisen ferner die Rudera vieler
ver=

verfallener Burgställe, daß in früherer Zeit nebenbey noch mehrere Edelsitze bestanden haben, und bewohnet worden, wovon nur mehr leise Sagen sprechen. So trägt im Landgerichte Schrobenhausen ein, dem Dorfe, und Edelsitze Wörth nahe gelegener Hügel deutliche Spuren eines hier gestandenen Thurmes oder Schlößchens in den wahrgenommenen Gräben und vorgefundenen Ziegel=Trümmern.

Zwar ist nicht zu widersprechen, daß manche dieser älteren Burgen und Sitze freyer Eigenthümer durch die an neue Plätze versetzten Schlosser ersetzt, oder wenigstens ihr Hofbau an die Grundholden übergegangen, und öfter auch unter zwey Bauern=Familien vertheilt worden, so daß Bevölkerung und Kultur durch jene Verödung weniger zu leiden hatten. Allein im Ganzen erhielten doch die Lebhaftigkeit und die Gewerbe der Ortschaften, durch Versiegung der Nahrungs=Quellen für Dorfhandwerker, einen empfindlichen Stoß, und auch so mancher Platz, vormals in Kultur gesetzt, trat hierauf in den Zustand ursprünglicher Verwilderung zurück, und ward Heide, Wald, oder gar Sumpf: wie man
be=

besonders im Gebirge an vielen Stellen wahrnehmen kann.

Uebrigens fanden wir allenthalben nur sehr mittelmäßige Fruchtbarkeit auf den Hügeln, deren Grundlage rother und weisser Sand bildet. Nur Berg im Gau, und Oberarnbach erfreuet sich, wie schon gesagt worden, eines guten Weizenbodens; die Flur von Niederarnbach begünstiget den Kornbau mehr, als andere Reviere. Ueberhaupt giebt der Sandboden den Samen nur 4-5, in etwas nassen Jahren 5-6mal zurück. Den höchsten Ertrag gewähren die westnördlich und westlichen Steuerdistrikte Berg im Gau, Langenmosen, Grimolzhausen, Hörzhausen, und Gerolsbach im Südosten. Mittelmäßig fällt er aus in den Distrikten Hohenwart, Schrobenhausen, Edelshausen, Diepoldshofen, Sandizell, Beutenhausen, Weilach, Klenau, Steingriff, Rettenbach und Gachenbach. – Der geringste Ertrag findet sich in den Distrikten: Mühlried, Brunen, Lauterbach, Strobenried, Singenbach, Alberzell, Hirschenhau=
sen, Arresing, Weilenbach und Wan=

Obernb. Reisen, III. B. 2. H.

gen. Doch wird in einigen derselben auch Breun gebaut.

Die Kultur schreitet voran. Sämmtliche Gemeinde-Gründe sind vertheilt; auch wird vielfältig das Brachfeld benützt, und der Klee= und Hopfenbau thätig betrieben. Die Bräuhaus=
Inhaber zu Sandizell und Niederärnbach ließen ihr Winter- und Sommerbier nur allein mit inländischem Gewächse einsieden, welches sie theils aus ihren beträchtlichen Hopfen=Anlagen, theils durch Beykauf erhielten. Die Bierbräuer zu Schrobenhausen und Hohenwart erhandelten nur wenige Zentner, die meisten aber gar keinen ausländischen Hopfen.

Wie diese Wahrnehmung uns erfreulich war, mit eben so vielem Vergnügen erhielten wir Kunde über die Männer, welche an der Spitze thätiger und verständiger Oekonomen stehen. Man nannte mir den Freyherrn von Pfetten zu Aernbach, den Rentenverwalter zu Sandizell Thomas Stubenböck, Stadtpfarrer Gebendorfer zu Schrobenhausen, Johann Schredinger, Michael Schirmböck, Johann Sedlmajr,
wel=

welche sich durch Arrondirungen ihrer Grundstücke, und andere erfolgreiche Unternehmungen auszeichnen, so wie der Bräuer Georg Stelzer in Hohenwart, welcher vom landwirthschaftlichen Vereine wegen neuen Hopfen=Anlagen mit einer Denkmünze belohnt ward.

Auch die Obstbaumzucht rücket immer mehr vor. Der genannte Verein beurkundete dieses, indem er dem Hrn. Pfarrer, und Schul=Distrikts=Inspektor von Schmid, dem Schullehrer Metzenauer zu Weillach und Maximilian Groß zu Sattelberg die Ehren=Medaille zuerkannte. Auch der Schullehrer Sebastian Rothenkolber zu Schrobenhausen zeichnet sich für diesen Zweig der Landwirthschaft durch ganz besondere Thätigkeit aus.

Mehrere Kolonieen wurden auf den Gründen erkaufter Staatswaldungen angelegt: allein sie sind wegen ihrem beschränkten Raume sehr unbedeutend. Wichtigen Erfolg aber verspricht für die Zukunft die Kolonie zu Pappenbergsweil, welche der k. Hr. Rentbeamte Pappenberger angelegt hat. –
Es

Es kommt hier, wie allenthalben, darauf an, ob und wie die Güter=Arrondirungen erzielt werden. Auf der ganzen Reise, und schon auf den vorigen ward mir von den bewährtesten Oekonomen die einstimmige Bemerkung mitgetheilt, daß die bisherigen Gemeinheits=Vertheilungen die Hornvieh= oder Pferdezucht, oft auch beyde zugleich sehr zurückgesetzt haben. Die Kleinbegüterten und Leerhaus=Besitzer erhielten als Gemeindeglieder gleiche Antheile. Letztere vorzüglich ergreifen die neuen Grundstücke, und schaffen sie zu Ackerland um. Die andern können die vorige Anzahl Viehes auf den kleinen, ihnen zugemessenen Weide=Theilen nicht mehr unterhalten, und die verminderte Zahl auf selben hüten zu lassen sind sie durch die Kosten der Hut gehindert. – Soll also die Abtheilung den beabsichteten Zweck, freyen Gesnuß des Eigenthums, erreichen: so müssen die Gründe zusammengelegt werden. Nur dann ist jeder im Stande, sein Besitzthum so frey und gut zu benützen, wie es sein eigenes Wirthschafts=System erfodert, folglich nach Umständen mehr die Viehzucht oder den Fruchtbau zu befördern, auf jeden Fall aber jene so weit zu betreiben, als es selbst der Ackerbau der Dün=
gung

gung wegen erfodert. Aber diese Arrondirung war bisher noch selten zu erzielen, so nothwendig sie auch geworden ist.

Im Gebiethe der Industrie erscheinet auf dem Lande die Garnspinnerey als ein Nebengegenstand der Betriebsamkeit; hiezu wird allenthalben die Zeit der Winter=Abende angewendet. Durch Kunstfleiß zeichnet sich der Uhrmacher Georg Mayr aus, so wie überhaupt die Tischler zu Schrobenhausen und Hohenwart. Joseph Brugger hat nicht nur allein mehrere Modelle für Säe= und Gesottschneidmaschinen, sondern auch mit gutem Erfolge schon mehrere Säekarren verfertigt.

An der Spitze der öffentlichen Anstalten stehen die Schulen, indem wackere Männer hiebey das k. Landgericht mit aller Kraft unterstützen. So hat der k. Distrikts=Schulen=Inspektor Kajetan von Schmid mehrmahls das öffentliche Lob der Regierung erworben. Auch der Stadtpfarrer Gebendorfer, Benefiziat Anton Ertlmayr, Kaplan Biberdaller daselbst, die Pfarrer Hörmann zu Aresing, Auerbach zu Gerolsbach und Pletz zu Klenau
zeich=

zeichnen sich durch Thätigkeit und warme Theilnahme vorzuglich aus.

Bey diesen Wahrnehmungen lebt die Hoffnung auf, die Bildung des Volkes bald in höherem Anfschwunge zu erblicken, überall Kultur
und Industrie in kräftiger Wirkung, und durch sie Glück und Wohlstand verbreitet zu sehen.

Quellennachweis: Die gemeinfreien Digitalisate stammen aus dem MDZ – Münchener DigitalisierungsZentrum.




Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

Historische Ansichtskarten gibt es nicht nur von Städten, sondern auch von fast allen kleineren Orten. Besonders interessant für die Hersteller von Karten scheint Hörzhausen gewesen zu sein, denn von Hörzhausen gibt es eine ungewöhnlich große Zahl von Postkarten: In meiner digitalen Datenbank befinden sich Scans von 20 Postkarten, davon zwei von Halsbach.

Einige allgemeine Informationen zur Geschichte von Postkarten finden sich auf unserer Homepage hier.

Wir bringen im Folgenden einige dieser Postkarten, die meisten davon sind Scans aus dem Schrobenhausener Stadtarchiv. Schwierig ist die Datierung der Karten: Eine Reihe von Karten ist in einer Sammlung „aufgeklebt“, so dass die Rückseite verborgen bleibt. Für die Datierung der frühen Karten ist das alte Schulhaus hilfreich, denn das wurde im Jahr 1912 durch das deutlich größere neue Schulhaus ersetzt. Wir versuchen bei den hier präsentierten Karten eine „vorläufige“ Datierung und hoffen die Datierung im Lauf der Zeit „verfeinern“ zu können.

 

Hörzhausen – Farblithographie um 1900. Zur Drucktechnik der Farblithographie siehe auch unseren Beitrag hier.

 

Hörzhausener Postkarte mit altem Schulhaus (1904). Text: „11. Sept. 1904. Selbstverständlich gibt es auch hier Ansichtskarten. Sende dir diese nebst herzlichem Gruß. Es ist unser vorletztes Quartier. Anton.“ (Sammlung Jakob Hundseder)

 

Hörzhausen um 1905 („Altes Schulhaus!“)

 

Gastwirtschaft Paul Manhart, Lithographie (geschätzt 1900 bis 1910, ausgeschnittene Ecke links oben mit Photoshop ergänzt)

 

Hörzhausen um 1914 bis 1920 (handkolorierte Karte). Das Schulhaus ist neu gebaut, steht aber noch ohne Spalier, Garten und Bäume da. Aufnahme also wohl bald nach der Fertigstellung. 

 

Hörzhausen, vielleicht um 1914 bis 1920. Randbemerkung auf aufgeklebter Karte: „Neues Schulhaus ist gebaut! Garten noch nicht angelegt!“ Und neben dem Bild vom Schulhaus: „erbaut 1912“. Nachricht auf Karte oben: „Aufs Wiedersehn, den(n) Wiedersehn macht Freude“

 

Postkarte Halsbach. Schwer zu datieren, auf jeden Fall eine frühe Postkarte, vielleicht um 1920. Text über markiertem Haus. „Unser altes Haus noch. Das neue ist schon größer“

 

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

 

 




Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Einführung

Feuerwehren gehörten schon immer zu den wichtigsten Einrichtungen einer Gemeinde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in den meisten Städten und Gemeinden so genannte „Freiwillige Feuerwehren“, die sich im Gegensatz zu „Pflichtfeuerwehren“ weitaus besser in der Brandbekämpfung bewährten.

Die älteste Freiwillige Feuerwehr in Bayern wurde im Jahr 1849 in Augsburg gegründet.

Für das Gebiet des Bezirksamts Schrobenhausen war Hörzhausen ganz vorne mit dabei. Ein Verzeichnis der Freiwilligen Feuerwehren des Bayerischen Landes-Feuerwehr-Verbandes von 1890 nennt nur drei frühere Gründungen: Schrobenhausen (1865), Langenmosen (1872) und Hohenwart (1873, nur wenige Monate vor der Hörzhausener Gründung).

Über die Gründung der Hörzhausener Feuerwehr 1873 war bisher außer dem Gründungsjahr wenig bekannt. Im Rahmen der Recherchen für eine Ortschronik wurden jedoch sehr interessante Unterlagen und Berichte gefunden, von denen wir einige präsentieren wollen. Alle Berichte stammen aus digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften, die sich im Rahmen einer Volltextsuche von zu Hause aus mehr oder weniger bequem durchsuchen lassen. Verwendet wurden insbesondere

• Google Books: Erweiterte Buchsuche (google.de)

• Bavarikon: Kultur und Wissensschätze Bayerns | bavarikon

• Münchner Digitalisierungszentrum: Münchener DigitalisierungsZentrum (MDZ) – Startseite (digitale-sammlungen.de)

Wir werden diese Daten zu gegebener Zeit mit Informationen aus Archiven ergänzen.

 

Die Zitate erfolgen in Originalschreibweise, Abkürzungen wurden stillschweigend aufgelöst, die Zeichensetzung wurde modernisiert.

Zum besseren Verständnis: Bezirksamt war eine Verwaltungsbehörde, gleichzeitig ein Verwaltungsgebiet, im Jahr 1939 wurde die Verwaltungsbehörde in Landratsamt, das Verwaltungsgebiet in Landkreis umbenannt. Der Bezirksamtmann war der Vorstand des Bezirksamts, ab 1939 wurde dafür der Begriff Landrat eingeführt.

 

Gründung der Feuerwehr 1873

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichet am 15. Oktober 1873 ausführllich über die Gründung der Hörzhausener Feuerwehr.

„In Hörzhausen, Bezirks Schrobenhausen, wurde eine freiwillige Dorffeuerwehr gegründet, welche aus 33 gut uniformirten, vom besten Geiste beseelten Männern bestehend, am 5. dieses Monats sich definitiv organisirte.

Auf Einladung ihres Vorstandes Bürgermeister Reiter, dessen umsichtigem Einflusse diese Feuerwehr ihre Entstehung verdankt, fanden sich bei diesem Anlasse die Feuerwehren von Schrobenhausen, Langenmosen, Weilach–Sattlberg, letztere erst jüngst im ernsten Kampfe erprobt und bewährt, zahlreich vertreten mit ihren Vorständen und Commandanten, Herrn Buchhändler Hueber von Schrobenhausen, dem unermüdlichen Förderer des Feuerwehrwesens, Bürgermeister Stemmer von Langenmosen, Wagnermeister Strobl von Weilach und einigen Männern von Gachenbach, worunter Bürgermeister Meßner, welch letztere nur der Vollendung der schon bestellten größeren Spritze entgegensehen, um den Nachbardörfern zu folgen, in Hörzhausen ein. Nachdem die junge Feuerwehr ihre beiden Spritzen vorgeführt und erprobt, und unter gegebener Anleitung eine Uebung mit der Leiter versucht hatte, wurde die stattliche Schaar von dem gleichfalls eingeladenen königlichen Bezirksamtmann freundlichst begrüßt, aufgemuntert, durch fleissige Uebung und ehrenhafte Haltung sich ebenbürtig den tüchtigsten bayerischen Feuerwehren anzureihen, und darauf hingewiesen, welche tiefe innere Befriedigung das Bewußtsein angestrengter gemeinnütziger Pflichterfüllung gewähre, sofort aber auch unter dankbarer Anerkennung des thätigen Eifers des Bürgermeisters der Feuerwehr ein Beitrag von 25 fl. („Gulden“) zur Ergänzung der Ausrüstung aus der Distriktskasse behändigt.“

So oder so ähnlich könnte eine der Hörzhausener Saugspritzen ausgesehen haben. Es gab zweiräderige und vierräderige Modelle. Die Abbildung zeigt ein neueres Modell aus dem Jahr 1912 (aus dem Katalog der Bühler Feuerwehrgeräte-Fabrik München aus dem Jahr 1912). Die kleinste Ausführung musste von 6 Mann bedient werden, hatte eine maximale Wasserlieferung von 160 Litern pro Minute und eine Wurfweite von 24 Metern.

 

Brände und Brandkatastrophen

Wenig weiß man über frühe Einsätze der dörflichen Feuerwehren, sind doch Einsatzberichte vor Ort kaum vorhanden. Digitale Recherchen zum Beispiel über Google Books oder Bavarikon ermöglichen heute jedoch Funde in digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften, die früher nicht oder nur mit enorm hohem Aufwand möglich gewesen wären. Wir bringen hier eine Auswahl von zeitgenössischen Berichten, einen auch schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr. Schon wenige Jahre nach der Gründung musste sich die Hörzhausener Feuerwehr zwei großen Brandkatastrophen stellen.

Heute ist die Feuerwehr im Alarmfall in wenigen Minuten zur Stelle. In einer Zeit ohne Auto und Telefon dauerte es unvergleichlich länger, es mussten Leute vom Feld geholt, Pferde eingespannt, gegebenenfalls benachbarte Feuerwehren durch Boten informiert werden.

Löschsituation mit Saugspritze – aus einem Werbeblatt der Löschmaschinen-Fabrik Georg Friedrich Kübel in Bayreuth 1853

 

1841 – Hörzhausener Mühle niedergebrannt

Der „Amtliche Anzeiger der königlich bayerischen Kreishauptstadt Augsburg“  meldet am 18. November 1841:

„Am 7. d. (7. dieses Monats) ist die Oel- und Sägmühle des Müllers S. Golling zu Hörzhausen, Landgerichts Schrobenhausen, niedergebrannt und dem Golling hiedurch ein Schaden von 4.000 fl. („Gulden“) verursacht worden. Das Feuer soll aus Unvorsichtigkeit in der Oelmühle entstanden seyn.“

 

1876 – Waldbrand im Hagenauer Forst

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. April 1876:

„Am 28. März Mittags brach in dem kgl. Hagenauerforst nächst dem Dorf Hörzhausen ein Waldbrand aus, dessen Bewältigung der freiwilligen Feuerwehr Hörzhausen durch ihren rapiden Aufmarsch und ihren äußerst umsichtigen Angriff mit zweckmäßiger Ausrüstung rasch gelang. Der kgl. Oberförster zollte der braven Feuerwehr und ihrem energischen Vorstand, Bürgermeister Reiter, für diesen so wichtigen Erfolg den tiefgefühltesten Dank.“

 

1884 – Brandkatastrophe in Hörzhausen

Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. Sept. 1884:

„Hörzhausen (Oberbayern). Am 24. August entstand in dem Stadel zum ‚Krammer‘ Feuer, das, genährt durch die aufgehäuften Futter- und Getreidevorräthe, mit rasender Schnelligkeit um sich griff, so daß in kurzer Zeit das Wohnhaus mit Stall und Stadel des Gütlers ‚Hosch‘, das Wohnhaus mit Stall und Stadel des Gütlers zum ‚Bergschuster‘, das Wohnhaus sammt Stall und Stadel des Gütlers ‚Bergmaier‘ und das Wohnhaus des Gütlers zum ‚Streler‘ in Flammen standen, welche Gebäude vollständig in Asche gelegt wurden. – Zur Brandstätte waren geeilt die Feuerwehren von Unterbernbach, Schrobenhausen, Gachenbach, Peutenhausen, Rettenbach, Stockensau und Haslangkreut. Am Rettungswerke waren sonach mit der Ortsfeuerwehr Hörzhausen acht Feuerwehren betheiligt, die durch die angestrengtesten Bemühungen, durch rasches und energisches Eingreifen endlich Herr des Feuers wurden und die nah angrenzenden, in großer Gefahr gestandenen sehr feuergefährlichen Gebäude vor dem Untergange retteten. – Das Vieh nebst einigen Hauseinrichtungsgegenständen konnte den Flammen entrissen werden, während jedoch alle Futter- und Getreidevorräthe vom Feuer verzehrt wurden. – Ein vom Unglücke betroffener Gütler hatte kurz vor dem Brande sich mit großer Eile bemüht, das letzte Fuder Hafer in die Scheune zu bringen, als auch sein Wohnhaus von dem wüthenden Elemente erfaßt wurde und außer dem Vieh alle Habe, wie auch das soeben eingebrachte Fuder Hafer vernichtete. – Das Feuer konnte erst gegen Mitternacht gedämpft werden. Auf welche Weise der Brand entstanden ist, das ist noch nicht sicher festgestellt. Es geht das Gerücht, daß spielende Kinder die Ursache zum Brande gegeben haben.“

 

1885 – Brandkatastrophe in Unterbernbach

Noch kein Jahr war vergangen, da musste die Hörzhausener Feuerwehr, die in der Brandkatastrophe im Jahr 1884 auch von der Feuerwehr Unterbernbach unterstützt worden war, zur Gegenleistung antreten. Die „Zeitung für Feuerlöschwesen“ berichtet am 15. Mai 1885:

Unterbernbach (Aichach). Am 19. April war der Ort Unterbernbach der Schauplatz eines größeren Brandes. Um 5 Uhr Nachmittags, da alles noch auf dem Felde beschäftigt war, brach im Gasthause des Georg Mayr Feuer aus, das bei heftigem Ostwinde so rasch um sich griff, daß im Verlaufe einer halben Stunde acht Gebäude in hellen Flammen standen, die auch total in Asche gelegt wurden. Mit der Ortsfeuerwehr vereinigten sich so rasch wie möglich die Feuerwehren von Haslangkreut, Hörzhausen, Aichach, Kühbach, Schrobenhausen, Inchenhofen, Oberbernbach, Stockensau, Schnellmannskreuth, Sainbach und Walchshofen zu ernster und schleunigster Rettung. Mit aller Anstrengung wurden die Pfarrgebäulichkeiten und die angrenzenden stark bedroht gewesenen Häuser noch gerettet. Mit Mühe konnte das Vieh und die wichtigsten Mobilien den Flammen entrissen werden, während die Futter- und Getreidevorräthe, die Ackergeräthe und noch viele Hauseinrichtungsgegenstände ein Raub der Flammen wurden. Herr Bezirksamtmann Mulzer und Herr Distriktstechniker und Feuerwehrkommandant Kober aus Aichach leiteten mit großer Umsicht und Rührigkeit bis Mitternacht die Lösch- und Rettungsarbeiten. Beschädigt wurde außer dem Feuerwehrmann Festl von hier, der vom Dache fiel, jedoch eine nicht bedeutende Verletzung erlitt, Niemand.“

 

1895 – Großbrand in Aresing – Hofnerhaus beinahe eingeäschert

Die Augsburger Postzeitung berichtet unterm 27. November 1895 von einem Großbrand in Aresing. Da sich benachbarte Feuerwehren unterstützten, können wir annehmen, dass auch die Hörzhausener Feuerwehr im Einsatz war.

„Schrobenhausen, 25. Nov. Gestern Abend brach um 6 1/2 Uhr in dem 1 Stunde von hier entfernten Pfarrdorfe Aresing in einem mit Heu und Stroh angefüllten Stadel Feuer aus, welches sich bei dem heftigen Winde so schnell verbreitete, daß in kurzer Zeit 7 Firste abbrannten. Das Pfarrhaus sowie das Anwesen des Kunstmalers Hofner standen lange Zeit in großer Gefahr; auf letzterem brannte schon das Dach leicht. Der furchtbare Wind trieb die Feuerfunken oft 10 Minuten weit mit sich in der Luft und hob ganze Feuergarben gegen Himmel. Der Sturm erschwerte durch die Rauchwolken die Annäherung an die Brandstätte ungemein. Verbrannt sind 200 M(ark) in Gold sowie 3 Schweine. Die hiesige freiwillige Feuerwehr kam um 7 Uhr Abends an den Brandplatz und verblieb bis 10 1/2 Uhr daselbst.“

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

 

 




Hörzhausenen (II): Geschichte auf einen Blick

Einleitung

Hörzhausen – heute ein Ortsteil der Stadt Schrobenhausen – war von 1818 bis 1972 eine selbstständige Gemeinde mit den Ortsteilen Hörzhausen, Halsbach und Mantelberg.

Im Folgenden zunächst ein Grundgerüst der Hörzhausener Geschichte, das vor allem neugierig machen soll. Wir werden immer wieder neue – ausführlichere – Beiträge einstellen. Im Mittelpunkt steht der Ort Hörzhausen, doch wird auch die Geschichte von Halsbach und Mantelberg miteinbezogen.

Wir versuchen, die Gemeindegeschichte mit  Ereignissen der überregionalen Geschichte zu verbinden. Viele ortsbezogene Zusammenhänge sind auch für andere Gemeinden interessant.

Wir sammeln die Beiträge auf unserer Homepage unter der Kategorie „Hörzhausen“ und verlinken sie untereinander.


Vor- und Frühgeschichte

Wenn noch keine schriftlichen Quellen vorhanden sind, müssen wir unser Wissen aus Bodenfunden schöpfen. Zusammenfassende archäologische Arbeiten über Hörzhausen existieren nicht. Der Heimatforscher Georg August Reischl (1895-1972) hat sich immer wieder mit – auch Hörzhausener – archäologischen Funden beschäftigt. Viele Funde, so berichtet er, seien verschollen oder gar nicht erst als bedeutsam erkannt worden, auch aus der Zeit des Bahnbaus.

 

Steinbeil aus der Jungsteinzeit von Gut Mantelberg (aus der Chronik von Mantelberg von Georg August Reischl)

 

Dabei gäbe es sehr viel zu entdecken. Die „Liste der Bodendenkmäler“ berichtet uns über Hörzhausen von prähistorischen Siedlungen, möglicherweise bis in die Jungsteinzeit zurück, also einige hundert bis einige tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Auch für das Hoch- und Spätmittelalter warten weitere Fragen auf Antwort: zum Beispiel Lage und Umfang der mittelalterlichen Burg, Vorgängerkirchen zu St. Peter und St. Martin.

Zur Liste der Bodendenkmäler auf Wikipedia geht es hier. Über die Anmerkungen geht es zu den Situationsplänen.

Möglichst viele dieser Fragen zu beantworten, wäre Thema für einen Archäologen / eine Archäologin. Dazu müssten viele bereits vorhandene Informationen zusammengetragen werden, zum Beispiel aus dem Stadtarchiv. Interpretiert werden müssten die zahlreichen Funde des Forschers Bernhard Rödig, von denen sich Fotos im Stadtarchiv befinden. Das alles müsste zusammengeführt werden mit den Erkenntnissen des Landesamts für Denkmalpflege, wobei auch Luftbilder oder Reliefkarten eine Rolle spielen können. Ergebnisse wären auch von Bedeutung für den gesamten Schrobenhausener Raum – und darüber hinaus.

Vielleicht finden wir auf diesem Weg einen Autor / eine Autorin, der sich mit diesen spannenden archäologischen Fragen beschäftigen möchte.


Ortsnamen und Erstnennungen

Die  zunehmenden schriftlichen Überlieferungen bringen auch die ersten urkundlichen Nennungen unserer Orte zu Tage. Oft lassen sich frühe Nennungen nicht jahresgenau datieren. Für den früheren Landkreis Schrobenhausen gibt es ein „Historisches Ortsnamenbuch“, dem wir hier folgen. In den Jahren zwischen 887 und 895 ist ein Grundstückstausch des Edlen „Egilbert ad Heridioshusun“ nachgewiesen, der Ortsname Hörzhausen wird als Zusammensetzung des Personennamens Herideo und Haus erklärt. In den Jahren zwischen 1140 und 1150 wird Ortsadel in „Haelsbach“ erwähnt, mit einer späteren Nennung als „Haholtzpach“ kann der Ortsname als Siedlung am „Bach eines Haholt“ gedeutet werden. Und schließlich wird im Jahr 1192 „Mandelbuhele“ erwähnt, eine Siedlung an einem Hügel oder Berg mit „Manteln“, das heißt Föhren. Ob alle diese Erstnennungen und Datierungen auch neueren Forschungen standhalten, müsste geklärt werden.

Friedrich Hilble / Cornelia Baumann-Oelwein: Landkreis Schrobenhausen, München 1996 (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern, Band 5)


Mittelalter – Grafschaft, Klostergründer, Kirchen

Hörzhausen im Mittelalter ist nur zum Teil erforscht. Die Überlieferung an schriftlichem Material ist im Vergleich zu heute gering, umso mehr gilt es, diese wenigen Urkunden abgewogen zu interpretieren – eine Aufgabe, die noch der Bearbeitung wartet. Auch archäologische Informationen aus dieser Zeit gibt es nicht zusammenfassend. Hier einige grundlegende Informationen.

 

1011 – Grafschaft Hörzhausen

Im Jahr 1011 stellt König Heinrich II. dem Nonnenkloster Kühbach eine Urkunde aus, er verleiht darin unter anderem das Recht, Äbtissinnen und Vogt zu wählen. Das Kloster lag laut Urkunde „in comitatu Herteshusa“ – also in der Grafschaft Hörzhausen. Es gibt unterschiedliche Vermutungen, wie diese Grafschaft an der mittleren Paar ausgesehen haben könnte. Ein spannendes Thema, sich näher damit zu beschäftigen.

 

1192 Gottfried – Mitgründer des Klosters Indersdorf

Recht gut informiert sind wir aber über Gottfried von Hörzhausen, der im Jahr 1192 seinen Besitz zu Hörzhausen dem Kloster Indersdorf schenkt. Er zählt damit zu den wichtigen Gründern des Augustiner-Chorherrenstifts. Er ist in Indersdorf begraben, ein Bild im rechten Seitenschiff der Klosterkirche würdigt den Gründer durch ein Gemälde – wie ihn sich der Maler Mitte des 18. Jahrhunderts vorgestellt hat. Gottfried besaß wohl eine „Turmhügelburg“ – archäologisch wäre interessant, wo sie sich befunden und wie sie vielleicht ausgesehen hat.

Wilhelm Liebhart: Das Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf als Grundherr im alten Landgericht Aichach, in: Altbayern in Schwaben 2013

Godefredus von Hörzhausen in der Indersdorfer Klosterkirche (rechtes Seitenschiff)

 

Kirchen

Wenig bekannt ist über die Baugeschichte der heutigen Pfarrkirche St. Martin in Hörzhausen. Netzgewölbe und Strebepfeiler im Chor deuten auf einen spätgotischen Bau des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenschiff wurde zunächst Mitte des 18. Jahrhunderts erweitert, die heutige Form erhielt es durch eine neue Erweiterung  im Jahr 1874.

Am östlichen Ende des Dorfes stand früher das sogenannte „Peterskirchlein“, dessen Entstehung weit ins Mittelalter zurückreicht. Weil es sehr baufällig war und keine Mittel vorhanden waren, wurde es Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen. Der weiter unten erwähnte Plan aus dem Jahr 1784 zeigt seine genaue Lage.


Dorfgmain in der Frühen Neuzeit

Vor der Gründung der modernen politischen Gemeinde gab es wenig allgemein verbindliche Regelungen in dörflichen Angelegenheiten, die Unterschiede von Dorf zu Dorf waren groß. Allgemein spricht man von der „Dorfgmain“, die bestimmte Angelegenheiten des Dorfes regeln konnte. Darunter gehören alle Wege- und Flurangelegenheiten, die Handhabung der Nutzungsrechte am Gemeindebesitz oder die Stellung der Dorfsrechnungen. Zuständig waren insbesondere die „Vierer“, in der Regel vier Dorfmitglieder. Namen kennen wir aus den Hörzhausener „Dorfsrechnungen“, die von 1653 bis 1674 überliefert sind und die sich nach langer Irrfahrt inzwischen im Schrobenhausener Stadtarchiv befinden. Für das Jahr 1660 sind für Hörzhausen folgende Vierer überliefert: Bartholomee Gebhardt, Christoph Wagner, Bartholomee Khoboldt und Hanns Gross.

 

Hörzhausener Dorfrechnung von 1660 (Stadtarchiv Schrobenhausen)

 


Hörzhausen 1700-1800

1701 – Sitz Hörzhausen

Der bayerische Kupferstecher und Topograph Michael Wening beschreibt im Jahr 1701 unter „Hertzhausen“ einen „Adeligen gefreiten Sitz“ mitten in der Ortschaft und von einem Weiher umgeben. Die Geschichte des Edelsitzes reicht bis ins Mittelalter zurück. Ein Plan von 1784 zeigt, dass er sich in unmittelbarer Nähe der Untermühle befand und der Grundbesitz nur noch gering war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kauft der Untermüller das kleine Schlösschen und bricht es ab.

 

1706 – die ersten Hörzhausener Höfe im Bild

Vier Hörzhausener Höfe gehörten zur Hofmark Haslangkreit, darunter auch die Obermühle. Anlässlich einer Vormundschaft wird im Jahr 1706 ein „Grundt Rüs“ der Hofmark Haslangkreit erstellt, ein außergewöhnlich attraktiver Band, der sich im Stadtarchiv Schrobenhausen befindet. Neben genauen Hofbeschreibungen sind hier alle Höfe mit kleinen Zeichnungen festgehalten, auch die vier Hörzhausener Höfe, darunter die Obermühle  – die ältesten Abbildungen aus dem Dorf. Ein Vergleich zeigt, dass der Geometer hier nicht stilisiert hat, sondern sich die Skizzen wohl an der Realität orientierten.

Die Hörzhausener Obermühle im Jahr 1706 in einem Band der Hofmark Haslangkreit (Stadtarchiv Schrobenhausen)

 

1716 – Schutzengelkirche Halsbach

Im Jahr 1716 wurde in Halsbach das Schutzengelkirchlein als Stiftung des in Halsbach geborenen und in Hörzhausen tätigen Pfarrers Paul Eller (1665-1741) erbaut. Nach einem Jahrhundert war die Kirche in schlechtem Zustand, nach Diskussionen um Sanierung oder Neubau bekam der Schrobenhausener Maurermeister Joseph Lenbach, der Vater des Malerfürsten Franz von Lenbach, den Auftrag für einen Neubau. Der konnte 1826 fertiggestellt werden und war der alten Kirche weitgehend nachgebaut.

Marianne Sammer / Paul Hoser: Schutzengelverehrung im altbayerischen Halsbach. Stifter, Kirche, Bruderschaft, Benefiziaten und ihr Alltag, Hörzhausen 2005 (Pfarrei St. Martin)

 

1752 – Güterkonskription

Bis 1848 waren die meisten Bauern grundherrlich gebunden, das heißt sie waren Grunduntertanen eines Grundherrn. Bauern konnten nicht frei über ihren Hof verfügen und mussten dem Grundherrn Abgaben leisten. Die Güterkonskription von 1752 war eine flächendeckende Erfassung aller Höfe im Kurfürstentum Bayern und zeigt für Hörzhausen, wie vielfältig grundherrliche Beziehungen damals waren. Insgesamt 14 Grundherren sind nachgewiesen, viele nur mit ein oder zwei Höfen. Größter Grundherr war das Kloster Indersdorf mit insgesamt 24 Höfen (darunter auch die Untermühle und der Hof Mantelberg), dem Landesherrn gehörten 8 , der Hofmark Haslangkreit 3 Höfe. Weitere Höfe besaßen die Hofmarken Haslangkreit, Sandizell, Steingriff und die Kirche Hörzhausen. Selbsteigen waren 12 Höfe.

 

1784 – ein Plan gibt viele Geheimnisse preis

Im Jahr 1783 wurde das Chorherren-Stift Indersdorf mit päpstlicher Genehmigung durch Kurfürst Karl-Theodor aufgelöst, das Vermögen, damit auch alle grundherrlichen Rechte, an das Münchner Liebfrauenstift übertragen, das kirchlich auch für die Münchner Frauenkirche zuständig war. In diesem Zusammenhang wurden alle Besitzungen des Klosters nach Landgerichten erfasst.

Diese aufwendig und in Farbe gestalteten Bände befinden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München. Der Band „Grundbeschreibung der zum Stifte Indersdorf gehörigen Unterthanen im Kurfürstlichen Landgericht Schrobenhausen“ gibt einen tiefen Einblick in einen Teil des Dorfes Hörzhausen, beschreibt Höfe, Felder und Wiesen, die Lage des Edelsitzes und des Peterkirchleins. Wir sehen auch die großen sozialen Unterschiede und finden bereits viele Hausnamen, die es heute noch gibt.

 

Das Hauptstaatsarchiv hat uns die Genehmigung erteilt, den Dorfplan hier zu veröffentlichen. Wir werden ihn ausführlich kommentieren. Wir wollen noch nicht zu viel verraten, man darf gespannt sein.

 


Hörzhausen 1800-1918

Die Zeit um 1800 ist für Bayern voller grundlegender Umbrüche: Im Zeitalter der Napoleonischen Kriege verbündet sich Bayern mit Napoleon. Säkularisation und Mediatisierung (1802-1806) – die Auflösung der Klöster sowie die Eingliederung der bislang direkt dem Reich unterstandenen Territorien wie der Hochstifte oder Reichsstädte – führen zu einem enormen Besitz- und Gebietszuwachs für das Kurfürstentum. Für Hörzhausen bedeutet das: Alle Untertanen des ehemaligen Klosters Indersdorf werden nun landesherrliche Untertanen. Im Jahr 1806 erlischt das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, Bayern wird in diesem Jahr „Königreich“. Unter den zahlreichen Reformen finden wir auch die Bildung einer modernen Gemeinde.

 

1818 – Gemeindebildung

Als Geburtsstunde der modernen Gemeinde in Bayern gilt das Jahr 1818. In diesem Jahr wurde ein Gemeindeedikt erlassen, das den neu gebildeten Gemeinden genau definierte Aufgaben übertrug. Die Gemeinde Hörzhausen wurde gebildet aus den Dörfern Hörzhausen (88 Familien), Halsbach (15 Familien) und dem Hof Mantelberg (1 Familie). In dieser Form existiert die Gemeinde bis 1972. Die ländlichen Gemeinden hießen bis 1834 Ruralgemeinden, dann Landgemeinden. An der Spitze einer Landgemeinde stand der „Gemeindevorsteher“, erster Gemeindevorsteher der neu gebildeten Gemeinde ist der Gütler Thomas Rail aus Hörzhausen.

 

 

Beschlüsse werden von zwei verschiedenen Gremien gefasst: zum einen vom Gemeindeausschuss, der dem heutigen Gemeinderat ähnlich ist, zum anderen von der Gemeindeversammlung, der Versammlung der „wirklichen Mitglieder der Gemeinde“, wie die Gemeindebürger noch genannt wurden. Gemeindemitglieder in diesem Sinne waren nur – männliche – Bewohner, die zu einer Steuer veranlagt wurden, Inwohner wie Dienstboten und Arme waren von der Mitwirkung ausgeschlossen. Die Gemeindeversammlung musste zum Beispiel einberufen werden, wenn es um finanzielle Angelegenheiten der Gemeinde ging.

Wichtige Aufgaben der Gemeinden waren die Verwaltung des Gemeindevermögens, die Aufnahme von Bürgern, die Mitwirkung bei der Zulassung von Gewerben und Schulangelegenheiten, die Armenpflege sowie die Ortspolizei.

 

1821  Bau der ersten Schule

Im Jahr 1802 wird in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Auch vorher wurde in Hörzhausen schon Schule gehalten. Im Jahre 1821 wurde ein „Schul- und Mesnerhaus“ erbaut. Im Erdgeschoss wohnte der Lehrer, das Lehrzimmer befand sich im ersten Stock. Da der Lehrer zugleich als Mesner tätig war, übernahm die Pfarrkirchenstiftung drei Viertel der Kosten, die Gemeinde trug ein Viertel. Als ständiges Gehalt nahm der Lehrer jährlich 109 Gulden an Schulgeld ein, als Mesner verdiente er 132, als Cantor 10 und als Gemeindeschreiber 3 Gulden. Mit der „Special-Schul-Statistik“ der Landgemeinde Hörzhausen 1833 erhalten wir sehr umfangreiche Informationen über das Hörzhausener Schulwesen: über Schulhausbau, Schülerzahlen, Klassen, Unterricht, Lehrerbesoldung – wir werden noch näher darauf eingehen. Da die Schülerzahl wuchs, musste im Jahr 1880 ein neues Schulhaus gebaut werden. Der weitere Neubau aus dem Jahr 1912 beherbergt heute den Kindergarten.

 

Special-Schul-Statistik der Landgemeinde Hörzhausen 1833

 

1848 – Aufhebung der Grundherrschaft.

Jahrhundertelang waren die meisten Bauern einem Grundherrn verpflichtet, im Jahr 1848 wird diese Grundherrschaft aufgehoben. Die Bauern werden nun Alleineigentümer ihres Hofes, sie müssen dafür jedoch eine nicht unbeträchtliche Ablösesumme zahlen. Da diese Summen für viele Bauern zu hoch waren, wurden sie in Bodenzinszahlungen umgewandelt, die oft noch Jahrzehnte lang die Höfe belasteten.

 

1862 – Gericht und Verwaltung werden getrennt.

Die Aufgaben der alten Landgerichte werden aufgeteilt: Verwaltungsaufgaben übernehmen die Bezirksämter (ab 1939 Landratsämter genannt), für die Beurkundung von Verträgen werden die Notariate gegründet. Hörzhausen korrespondiert also in Verwaltungsangelegenheiten mit dem „Koeniglichen Bezirks-Amt Schrobenhausen“, für die Beurkundung von Verträgen sind Notare in Schrobenhausen zuständig. Das Landgericht Schrobenhausen (ab 1879 Amtsgericht) übt die Rechtsprechung aus.

 

 

1868 – Gewerbefreiheit

Bis zu diesem Jahr war der Zugang zu gewerblichen Tätigkeiten in Bayern stark eingeschränkt, zunächst von Zünften reguliert, später nur durch Konzession zum Beispiel des Landgerichts möglich. Ab 1868 werden Gewerbeausübungen in Bayern weitgehend freigegeben. Gemeinden führen nun Gewerbe-Anmelderegister. Für Hörzhausen sind diese Register ab dem Jahr 1887 überliefert. Die erste Anmeldung vom Februar 1887 lautet: „Zeislmaier, Nikolaus, Hörzhausen Haus Nr. 62, Kleinkrämerei, Mehl- und Brothandel, ohne Gehilfen“.

 

1869 – Neue Gemeindeordung

Diese neue Gemeindeordnung bringt viele Neuerungen. Um sich in Gemeindeangelegenheiten beteiligen zu können, benötigt man nun das „Bürgerrecht“. Das muss beantragt werden und ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Aus dem „Gemeindevorsteher“ wird nun der Bürgermeister.

 

1871 – Gründung Deutsches Reich

Am 18. Januar 1871 wurde nach dem deutsch-französischen Krieg das deutsche Kaiserreich ausgerufen, dem nun auch Bayern angehörte. Für Bayern änderte sich in vielen Bereichen nur wenig, da es sich zahlreiche Reservatrechte gesichert hatte. Am augenfälligsten für Hörzhausen: Nach dem „Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung“ von 1875 wurde die staatliche Beurkundung von Geburten, Heiraten und Sterbefällen verpflichtend. Die Gemeinde Hörzhausen erhält nun ein eigenes Standesamt.

 

1875 – Bahnanschluss

Lange geplant, im Jahr 1875 eröffnet: die Bahnstrecke Augsburg – Ingolstadt, später auch als Paartalbahn bezeichnet. Im ersten Fahrplan finden wir Hörzhausen vergeblich, denn erst im Jahr 1888 erhält Hörzhausen eine eigene Haltestelle: „Mit dem 10. Juli laufenden Jahres wird die Haltestelle Hörzhausen zwischen Schrobenhausen und Radersdorf für die Abfertigung von Personen, Reisegepäck und Hunden eröffnet“, heißt es wörtlich im „Verordnungs- und Anzeige-Blatt für die Königlich-Bayerischen Verkehrs-Anstalten“.

 

Hörzhausener Bahnhof im Jahr 1925 (aus einer Mappe im Stadtarchiv). Übertragung: „Karte vom Bahnhof. Leonhard, Maria, Joseph, Kaspar  Wintermayr, Johann Endres, Sophie Wintermayr“.

 

1882 – Leinfelderkanal

In den Jahren 1882 bis 1884 wird das größte wasserbauliche Projekt des 19. Jahrhunderts im Raum Schrobenhausen realisiert: der sogenannte Leinfelderkanal. Der Kanal beginnt in Hörzhausen und endet an der Leinfelder’schen Papierfabrik in Schrobenhausen. Er verfolgte zwei Hauptziele: Eine bessere Nutzung der Wasserkraft durch die Papierfabrik, eine bessere Entwässerung der angrenzenden Grundstücke. Leinfelder musste sich verpflichten, den Kanal zu unterhalten und den Landwirten durch Brücken den Zugang zu ihren Grundstücken zu ermöglichen.

 

1900 – Hörzhausen um 1900

Das Ortschaftenverzeichnis von 1904 gibt uns statistisch genaue Auskunft über die Gemeinde Hörzhausen. Die Gemeinde hat insgesamt 540 Einwohner, alle katholisch, 127 Wohngebäude. Der Viehbestand der Gemeinde umfasst 68 Pferde, 719 Stück Rindvieh, 144 Schafe, 402 Schweine und 9 Ziegen. Das Dorf Hörzhausen hat 473 Einwohner und 113 Wohngebäude, eine katholische Schule und eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule, eine Bahnstation und eine Postagentur. Das Dorf Halsbach hat 56 Einwohner und 13  Wohngebäude und gehört zur Pfarrei und Schule nach Hörzhausen. Der Hof Mantelberg hat 1 Wohngebäude und 11 Einwohner, er gehört zur Pfarrei und Schule nach Schrobenhausen.

 

Postkarte von Hörzhausen um 1910 mit altem Schulhaus (aus einer Mappe im Stadtarchiv)

 


 

Hörzhausen 1919-1972 (wird bearbeitet)


Hörzhausen seit 1972 (wird bearbeitet)

 


Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten

 

 

 




Hörzhausen I: Eine Chronik entsteht

Philipp Apian 1568

 

Hörzhausen – eine Chronik entsteht

Vorbemerkung

Dieser Beitrag ist ein einleitender Artikel für die im Lauf der Zeit folgenden Bausteine zur Geschichte Hörzhausens. Er gibt einen kurzen Überblick, stellt spannende Fragen, die neugierig machen sollen. Es werden immer wieder neue Beiträge online gestellt, regelmäßige zeitliche Abstände können wir nicht einhalten. Wir bilden auf unserer Homepage eine „Kategorie: Hörzhausen“, unter der alle Artikel abgerufen werden können.

Von diesem Artikel hier verlinken wir auf alle vorhandenen und neu eingestellten Artikel. Wenn man den Link speichert, erhält man gleichzeitig eine Übersicht der vorhandenen oder neu eingestellten Artikel.

 

Die bereits eingestellten Beiträge: 

• Hörzhausen (2): Geschichte auf einen Blick (2. 4. 2024) hier

• Hörzhausen (3): Die Feuerwehr 1873 bis 1900  (7. Juli 2024) hier

• Hörzhausen (4):  Historische Ansichtskarten (10. Juli 2024) hier

 

Die nächsten geplanten Beiträge:

• Die Bildung der Gemeinde 1818

• Die Dorfbeschreibung von 1784

• Dorfleben in Erzählungen und Erinnerungen

 

Antworten auf spannende Fragen

Nur wenige Dörfer können auf eine so vielfältige und interessante Geschichte zurückblicken wie Hörzhausen. Vorchristliche Siedlung – Grafensitz – Mitgründung eines Klosters – Edelsitz sind nur einige Stichpunkt aus der älteren Zeit. Im Lauf der Jahre wurde umfangreiches Material zur Geschichte zusammengetragen, darunter außergewöhnlich interessantes Bildmaterial: zunächst von Hannes Geiger, dann über viele Erzählabende und Interviews auch von mir. Die Sammlungen zur Geschichte Hörzhausens befinden sich inzwischen alle im Schrobenhausener Stadtarchiv, das neben dem alten Hörzhausener Gemeindearchiv eine eigene stattliche Fotodokumentation zu Hörzhausen besitzt, die bis 1909 zurückreicht.

Daraus eine zusammenhängende Chronik zu erstellen, wäre wünschenswert, ist aber zeitaufwendiger, als viele denken, nicht zuletzt weil fast alle scheuen, sich die so genannte „alte deutsche Schrift“ anzueignen. Bevor das vorhandene Material nur in Schubladen liegt, wollen wir beginnen, einzelne „Bausteine“ der Gemeindechronik zu präsentieren. Zusammen mit dem außergewöhnlichen Bildmaterial ist eine reiche Bebilderung möglich.

 

Wir hoffen, zum Beispiel auf viele der folgenden spannenden Fragen eine Antwort bieten zu können:

  • Wie können wir uns die vermuteten vorgeschichtlichen Siedlungen vorstellen?
  • Gibt es dazu archäologische Befunde auf Luftbildern und Reliefkarten?
  • Gibt es neue Erkenntnisse bezüglich der Erstnennungen der Ortsnamen?
  • Wie müssen wir uns die Grafschaft Hörzhausen vorstellen?
  • Gottfried von Hörzhausen als Mitgründer des Klosters Indersdorf
  • Wo lag die vermutete Turmhügelburg?
  • Hörzhausen als Edelsitz
  • Was macht die Dorfgmain von Hörzhausen?
  • Eine Beschreibung von 1784 löst viele Rätsel
  • Säkularisation 1802 – aus Klosterbesitz wird Staatsbesitz
  • Wie ging die Gemeindegründung 1818 vor sich?
  • Wie entwickelt sich die Hörzhausener Schule?
  • Was sagt uns die „Agrikole Statistik“ von 1830?
  • Was beschäftigt den „Gemeinderat“ 1850?
  • Hörzhausen und die Gründung des Deutschen Reichs 1871
  • Welche statistische Daten gibt es im 19. Jahrhundert?
  • Wann gab es die ersten Protestanten?
  • Hörzhausener Wahlergebnisse Ende des 19. Jahrhunderts
  • Novemberrevolution 1918 – Hörzhausen wird demokratisch
  • Hörzhausen und die galoppierende Inflation 1923
  • Wie stark sind die Nationalsozialisten vor 1933?
  • Die Gemeindeordnung 1935 und die völlige Gleichschaltung
  • Hörzhausen und der Zweite Weltkrieg
  • Neubeginn und Wiederaufbau
  • Bevölkerungsexplosion durch Flüchtlinge und Vertriebene
  • Was beschäftigt den „Gemeinderat“ 1950?
  • Hörzhausen wächst
  • Arbeitsgelegenheiten: zunehmend Auspendler, wo arbeiten sie?
  • Flurbereinigung – grundlegende Änderungen der Agrarstruktur
  • 1972 – Hörzhausen wird Ortsteil von Schrobenhausen
  • Spannende Entwicklungen bis zur Gegenwart

Die Liste könnte fortgesetzt werden.

 

Dorfleben in Erinnerungen

Ergänzt werden die historischen Ausführungen durch Erinnerungen – zusammengestellt von einigen „Erzählabenden“, die anhand von mitgebrachten Fotos Erinnerungen wachriefen, und von Gesprächen mit Dorfbewohnern. Die Themen spiegeln das Alltagsleben Hörzhausens vor allem in den 1950er und 1960 Jahren, es geht um Themen wie:

Wasserversorgung –  Brunnen – Tagesablauf – Hüten – Lebensmittel – Dreschen – Milchsammelstelle – Butter – Hochwasser – Kirchenwacht – Lichtmess – Wirt – und vieles mehr.

 

 

Der Alte Wirt 1909

 

Bisher erschienen:

Hörzhausen (I): Eine Chronik entsteht

Hörzhausen (II): Geschichte auf einen Blick

Hörzhausen (III): Geschichte der Feuerwehr 1873-1900

Hörzhausen (IV): Historische Ansichtskarten