Hörzhausener Geschichte auf einen Blick

Einleitung

Hörzhausen – heute ein Ortsteil der Stadt Schrobenhausen – war von 1818 bis 1972 eine selbstständige Gemeinde mit den Ortsteilen Hörzhausen, Halsbach und Mantelberg.

Im Folgenden zunächst ein Grundgerüst der Hörzhausener Geschichte, das vor allem neugierig machen soll. Wir werden immer wieder neue – ausführlichere – Beiträge einstellen. Im Mittelpunkt steht der Ort Hörzhausen, doch wird auch die Geschichte von Halsbach und Mantelberg miteinbezogen.

Wir versuchen, die Gemeindegeschichte mit  Ereignissen der überregionalen Geschichte zu verbinden. Viele ortsbezogene Zusammenhänge sind auch für andere Gemeinden interessant.

Wir sammeln die Beiträge auf unserer Homepage unter der Kategorie „Hörzhausen“ und verlinken sie untereinander.


Vor- und Frühgeschichte

Wenn noch keine schriftlichen Quellen vorhanden sind, müssen wir unser Wissen aus Bodenfunden schöpfen. Zusammenfassende archäologische Arbeiten über Hörzhausen existieren nicht. Der Heimatforscher Georg August Reischl (1895-1972) hat sich immer wieder mit – auch Hörzhausener – archäologischen Funden beschäftigt. Viele Funde, so berichtet er, seien verschollen oder gar nicht erst als bedeutsam erkannt worden, auch aus der Zeit des Bahnbaus.

 

Steinbeil aus der Jungsteinzeit von Gut Mantelberg (aus der Chronik von Mantelberg von Georg August Reischl)

 

Dabei gäbe es sehr viel zu entdecken. Die „Liste der Bodendenkmäler“ berichtet uns über Hörzhausen von prähistorischen Siedlungen, möglicherweise bis in die Jungsteinzeit zurück, also einige hundert bis einige tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung. Auch für das Hoch- und Spätmittelalter warten weitere Fragen auf Antwort: zum Beispiel Lage und Umfang der mittelalterlichen Burg, Vorgängerkirchen zu St. Peter und St. Martin.

Zur Liste der Bodendenkmäler auf Wikipedia geht es hier. Über die Anmerkungen geht es zu den Situationsplänen.

Möglichst viele dieser Fragen zu beantworten, wäre Thema für einen Archäologen / eine Archäologin. Dazu müssten viele bereits vorhandene Informationen zusammengetragen werden, zum Beispiel aus dem Stadtarchiv. Interpretiert werden müssten die zahlreichen Funde des Forschers Bernhard Rödig, von denen sich Fotos im Stadtarchiv befinden. Das alles müsste zusammengeführt werden mit den Erkenntnissen des Landesamts für Denkmalpflege, wobei auch Luftbilder oder Reliefkarten eine Rolle spielen können. Ergebnisse wären auch von Bedeutung für den gesamten Schrobenhausener Raum – und darüber hinaus.

Vielleicht finden wir auf diesem Weg einen Autor / eine Autorin, der sich mit diesen spannenden archäologischen Fragen beschäftigen möchte.


Ortsnamen und Erstnennungen

Die  zunehmenden schriftlichen Überlieferungen bringen auch die ersten urkundlichen Nennungen unserer Orte zu Tage. Oft lassen sich frühe Nennungen nicht jahresgenau datieren. Für den früheren Landkreis Schrobenhausen gibt es ein „Historisches Ortsnamenbuch“, dem wir hier folgen. In den Jahren zwischen 887 und 895 ist ein Grundstückstausch des Edlen „Egilbert ad Heridioshusun“ nachgewiesen, der Ortsname Hörzhausen wird als Zusammensetzung des Personennamens Herideo und Haus erklärt. In den Jahren zwischen 1140 und 1150 wird Ortsadel in „Haelsbach“ erwähnt, mit einer späteren Nennung als „Haholtzpach“ kann der Ortsname als Siedlung am „Bach eines Haholt“ gedeutet werden. Und schließlich wird im Jahr 1192 „Mandelbuhele“ erwähnt, eine Siedlung an einem Hügel oder Berg mit „Manteln“, das heißt Föhren. Ob alle diese Erstnennungen und Datierungen auch neueren Forschungen standhalten, müsste geklärt werden.

Friedrich Hilble / Cornelia Baumann-Oelwein: Landkreis Schrobenhausen, München 1996 (Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern, Band 5)


Mittelalter – Grafschaft, Klostergründer, Kirchen

Hörzhausen im Mittelalter ist nur zum Teil erforscht. Die Überlieferung an schriftlichem Material ist im Vergleich zu heute gering, umso mehr gilt es, diese wenigen Urkunden abgewogen zu interpretieren – eine Aufgabe, die noch der Bearbeitung wartet. Auch archäologische Informationen aus dieser Zeit gibt es nicht zusammenfassend. Hier einige grundlegende Informationen.

 

1011 – Grafschaft Hörzhausen

Im Jahr 1011 stellt König Heinrich II. dem Nonnenkloster Kühbach eine Urkunde aus, er verleiht darin unter anderem das Recht, Äbtissinnen und Vogt zu wählen. Das Kloster lag laut Urkunde „in comitatu Herteshusa“ – also in der Grafschaft Hörzhausen. Es gibt unterschiedliche Vermutungen, wie diese Grafschaft an der mittleren Paar ausgesehen haben könnte. Ein spannendes Thema, sich näher damit zu beschäftigen.

 

1192 Gottfried – Mitgründer des Klosters Indersdorf

Recht gut informiert sind wir aber über Gottfried von Hörzhausen, der im Jahr 1192 seinen Besitz zu Hörzhausen dem Kloster Indersdorf schenkt. Er zählt damit zu den wichtigen Gründern des Augustiner-Chorherrenstifts. Er ist in Indersdorf begraben, ein Bild im rechten Seitenschiff der Klosterkirche würdigt den Gründer durch ein Gemälde – wie ihn sich der Maler Mitte des 18. Jahrhunderts vorgestellt hat. Gottfried besaß wohl eine „Turmhügelburg“ – archäologisch wäre interessant, wo sie sich befunden und wie sie vielleicht ausgesehen hat.

Wilhelm Liebhart: Das Augustiner-Chorherrenstift Indersdorf als Grundherr im alten Landgericht Aichach, in: Altbayern in Schwaben 2013

Godefredus von Hörzhausen in der Indersdorfer Klosterkirche (rechtes Seitenschiff)

 

Kirchen

Wenig bekannt ist über die Baugeschichte der heutigen Pfarrkirche St. Martin in Hörzhausen. Netzgewölbe und Strebepfeiler im Chor deuten auf einen spätgotischen Bau des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenschiff wurde zunächst Mitte des 18. Jahrhunderts erweitert, die heutige Form erhielt es durch eine neue Erweiterung  im Jahr 1874.

Am östlichen Ende des Dorfes stand früher das sogenannte „Peterskirchlein“, dessen Entstehung weit ins Mittelalter zurückreicht. Weil es sehr baufällig war und keine Mittel vorhanden waren, wurde es Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen. Der weiter unten erwähnte Plan aus dem Jahr 1784 zeigt seine genaue Lage.


Dorfgmain in der Frühen Neuzeit

Vor der Gründung der modernen politischen Gemeinde gab es wenig allgemein verbindliche Regelungen in dörflichen Angelegenheiten, die Unterschiede von Dorf zu Dorf waren groß. Allgemein spricht man von der „Dorfgmain“, die bestimmte Angelegenheiten des Dorfes regeln konnte. Darunter gehören alle Wege- und Flurangelegenheiten, die Handhabung der Nutzungsrechte am Gemeindebesitz oder die Stellung der Dorfsrechnungen. Zuständig waren insbesondere die „Vierer“, in der Regel vier Dorfmitglieder. Namen kennen wir aus den Hörzhausener „Dorfsrechnungen“, die von 1653 bis 1674 überliefert sind und die sich nach langer Irrfahrt inzwischen im Schrobenhausener Stadtarchiv befinden. Für das Jahr 1660 sind für Hörzhausen folgende Vierer überliefert: Bartholomee Gebhardt, Christoph Wagner, Bartholomee Khoboldt und Hanns Gross.

 

Hörzhausener Dorfrechnung von 1660 (Stadtarchiv Schrobenhausen)

 


Hörzhausen 1700-1800

1701 – Sitz Hörzhausen

Der bayerische Kupferstecher und Topograph Michael Wening beschreibt im Jahr 1701 unter „Hertzhausen“ einen „Adeligen gefreiten Sitz“ mitten in der Ortschaft und von einem Weiher umgeben. Die Geschichte des Edelsitzes reicht bis ins Mittelalter zurück. Ein Plan von 1784 zeigt, dass er sich in unmittelbarer Nähe der Untermühle befand und der Grundbesitz nur noch gering war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kauft der Untermüller das kleine Schlösschen und bricht es ab.

 

1706 – die ersten Hörzhausener Höfe im Bild

Vier Hörzhausener Höfe gehörten zur Hofmark Haslangkreit, darunter auch die Obermühle. Anlässlich einer Vormundschaft wird im Jahr 1706 ein „Grundt Rüs“ der Hofmark Haslangkreit erstellt, ein außergewöhnlich attraktiver Band, der sich im Stadtarchiv Schrobenhausen befindet. Neben genauen Hofbeschreibungen sind hier alle Höfe mit kleinen Zeichnungen festgehalten, auch die vier Hörzhausener Höfe, darunter die Obermühle  – die ältesten Abbildungen aus dem Dorf. Ein Vergleich zeigt, dass der Geometer hier nicht stilisiert hat, sondern sich die Skizzen wohl an der Realität orientierten.

Die Hörzhausener Obermühle im Jahr 1706 in einem Band der Hofmark Haslangkreit (Stadtarchiv Schrobenhausen)

 

1716 – Schutzengelkirche Halsbach

Im Jahr 1716 wurde in Halsbach das Schutzengelkirchlein als Stiftung des in Halsbach geborenen und in Hörzhausen tätigen Pfarrers Paul Eller (1665-1741) erbaut. Nach einem Jahrhundert war die Kirche in schlechtem Zustand, nach Diskussionen um Sanierung oder Neubau bekam der Schrobenhausener Maurermeister Joseph Lenbach, der Vater des Malerfürsten Franz von Lenbach, den Auftrag für einen Neubau. Der konnte 1826 fertiggestellt werden und war der alten Kirche weitgehend nachgebaut.

Marianne Sammer / Paul Hoser: Schutzengelverehrung im altbayerischen Halsbach. Stifter, Kirche, Bruderschaft, Benefiziaten und ihr Alltag, Hörzhausen 2005 (Pfarrei St. Martin)

 

1752 – Güterkonskription

Bis 1848 waren die meisten Bauern grundherrlich gebunden, das heißt sie waren Grunduntertanen eines Grundherrn. Bauern konnten nicht frei über ihren Hof verfügen und mussten dem Grundherrn Abgaben leisten. Die Güterkonskription von 1752 war eine flächendeckende Erfassung aller Höfe im Kurfürstentum Bayern und zeigt für Hörzhausen, wie vielfältig grundherrliche Beziehungen damals waren. Insgesamt 14 Grundherren sind nachgewiesen, viele nur mit ein oder zwei Höfen. Größter Grundherr war das Kloster Indersdorf mit insgesamt 24 Höfen (darunter auch die Untermühle und der Hof Mantelberg), dem Landesherrn gehörten 8 , der Hofmark Haslangkreit 3 Höfe. Weitere Höfe besaßen die Hofmarken Haslangkreit, Sandizell, Steingriff und die Kirche Hörzhausen. Selbsteigen waren 12 Höfe.

 

1784 – ein Plan gibt viele Geheimnisse preis

Im Jahr 1783 wurde das Chorherren-Stift Indersdorf mit päpstlicher Genehmigung durch Kurfürst Karl-Theodor aufgelöst, das Vermögen, damit auch alle grundherrlichen Rechte, an das Münchner Liebfrauenstift übertragen, das kirchlich auch für die Münchner Frauenkirche zuständig war. In diesem Zusammenhang wurden alle Besitzungen des Klosters nach Landgerichten erfasst.

Diese aufwendig und in Farbe gestalteten Bände befinden sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München. Der Band „Grundbeschreibung der zum Stifte Indersdorf gehörigen Unterthanen im Kurfürstlichen Landgericht Schrobenhausen“ gibt einen tiefen Einblick in einen Teil des Dorfes Hörzhausen, beschreibt Höfe, Felder und Wiesen, die Lage des Edelsitzes und des Peterkirchleins. Wir sehen auch die großen sozialen Unterschiede und finden bereits viele Hausnamen, die es heute noch gibt.

 

Das Hauptstaatsarchiv hat uns die Genehmigung erteilt, den Dorfplan hier zu veröffentlichen. Wir werden ihn ausführlich kommentieren. Wir wollen noch nicht zu viel verraten, man darf gespannt sein.

 


Hörzhausen 1800-1918

Die Zeit um 1800 ist für Bayern voller grundlegender Umbrüche: Im Zeitalter der Napoleonischen Kriege verbündet sich Bayern mit Napoleon. Säkularisation und Mediatisierung (1802-1806) – die Auflösung der Klöster sowie die Eingliederung der bislang direkt dem Reich unterstandenen Territorien wie der Hochstifte oder Reichsstädte – führen zu einem enormen Besitz- und Gebietszuwachs für das Kurfürstentum. Für Hörzhausen bedeutet das: Alle Untertanen des ehemaligen Klosters Indersdorf werden nun landesherrliche Untertanen. Im Jahr 1806 erlischt das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, Bayern wird in diesem Jahr „Königreich“. Unter den zahlreichen Reformen finden wir auch die Bildung einer modernen Gemeinde.

 

1818 – Gemeindebildung

Als Geburtsstunde der modernen Gemeinde in Bayern gilt das Jahr 1818. In diesem Jahr wurde ein Gemeindeedikt erlassen, das den neu gebildeten Gemeinden genau definierte Aufgaben übertrug. Die Gemeinde Hörzhausen wurde gebildet aus den Dörfern Hörzhausen (88 Familien), Halsbach (15 Familien) und dem Hof Mantelberg (1 Familie). In dieser Form existiert die Gemeinde bis 1972. Die ländlichen Gemeinden hießen bis 1834 Ruralgemeinden, dann Landgemeinden. An der Spitze einer Landgemeinde stand der „Gemeindevorsteher“, erster Gemeindevorsteher der neu gebildeten Gemeinde ist der Gütler Thomas Rail aus Hörzhausen.

 

 

Beschlüsse werden von zwei verschiedenen Gremien gefasst: zum einen vom Gemeindeausschuss, der dem heutigen Gemeinderat ähnlich ist, zum anderen von der Gemeindeversammlung, der Versammlung der „wirklichen Mitglieder der Gemeinde“, wie die Gemeindebürger noch genannt wurden. Gemeindemitglieder in diesem Sinne waren nur – männliche – Bewohner, die zu einer Steuer veranlagt wurden, Inwohner wie Dienstboten und Arme waren von der Mitwirkung ausgeschlossen. Die Gemeindeversammlung musste zum Beispiel einberufen werden, wenn es um finanzielle Angelegenheiten der Gemeinde ging.

Wichtige Aufgaben der Gemeinden waren die Verwaltung des Gemeindevermögens, die Aufnahme von Bürgern, die Mitwirkung bei der Zulassung von Gewerben und Schulangelegenheiten, die Armenpflege sowie die Ortspolizei.

 

1821  Bau der ersten Schule

Im Jahr 1802 wird in Bayern die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Auch vorher wurde in Hörzhausen schon Schule gehalten. Im Jahre 1821 wurde ein „Schul- und Mesnerhaus“ erbaut. Im Erdgeschoss wohnte der Lehrer, das Lehrzimmer befand sich im ersten Stock. Da der Lehrer zugleich als Mesner tätig war, übernahm die Pfarrkirchenstiftung drei Viertel der Kosten, die Gemeinde trug ein Viertel. Als ständiges Gehalt nahm der Lehrer jährlich 109 Gulden an Schulgeld ein, als Mesner verdiente er 132, als Cantor 10 und als Gemeindeschreiber 3 Gulden. Mit der „Special-Schul-Statistik“ der Landgemeinde Hörzhausen 1833 erhalten wir sehr umfangreiche Informationen über das Hörzhausener Schulwesen: über Schulhausbau, Schülerzahlen, Klassen, Unterricht, Lehrerbesoldung – wir werden noch näher darauf eingehen. Da die Schülerzahl wuchs, musste im Jahr 1880 ein neues Schulhaus gebaut werden. Der weitere Neubau aus dem Jahr 1912 beherbergt heute den Kindergarten.

 

Special-Schul-Statistik der Landgemeinde Hörzhausen 1833

 

1848 – Aufhebung der Grundherrschaft.

Jahrhundertelang waren die meisten Bauern einem Grundherrn verpflichtet, im Jahr 1848 wird diese Grundherrschaft aufgehoben. Die Bauern werden nun Alleineigentümer ihres Hofes, sie müssen dafür jedoch eine nicht unbeträchtliche Ablösesumme zahlen. Da diese Summen für viele Bauern zu hoch waren, wurden sie in Bodenzinszahlungen umgewandelt, die oft noch Jahrzehnte lang die Höfe belasteten.

 

1862 – Gericht und Verwaltung werden getrennt.

Die Aufgaben der alten Landgerichte werden aufgeteilt: Verwaltungsaufgaben übernehmen die Bezirksämter (ab 1939 Landratsämter genannt), für die Beurkundung von Verträgen werden die Notariate gegründet. Hörzhausen korrespondiert also in Verwaltungsangelegenheiten mit dem „Koeniglichen Bezirks-Amt Schrobenhausen“, für die Beurkundung von Verträgen sind Notare in Schrobenhausen zuständig. Das Landgericht Schrobenhausen (ab 1879 Amtsgericht) übt die Rechtsprechung aus.

 

 

1868 – Gewerbefreiheit

Bis zu diesem Jahr war der Zugang zu gewerblichen Tätigkeiten in Bayern stark eingeschränkt, zunächst von Zünften reguliert, später nur durch Konzession zum Beispiel des Landgerichts möglich. Ab 1868 werden Gewerbeausübungen in Bayern weitgehend freigegeben. Gemeinden führen nun Gewerbe-Anmelderegister. Für Hörzhausen sind diese Register ab dem Jahr 1887 überliefert. Die erste Anmeldung vom Februar 1887 lautet: „Zeislmaier, Nikolaus, Hörzhausen Haus Nr. 62, Kleinkrämerei, Mehl- und Brothandel, ohne Gehilfen“.

 

1869 – Neue Gemeindeordung

Diese neue Gemeindeordnung bringt viele Neuerungen. Um sich in Gemeindeangelegenheiten beteiligen zu können, benötigt man nun das „Bürgerrecht“. Das muss beantragt werden und ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Aus dem „Gemeindevorsteher“ wird nun der Bürgermeister.

 

1871 – Gründung Deutsches Reich

Am 18. Januar 1871 wurde nach dem deutsch-französischen Krieg das deutsche Kaiserreich ausgerufen, dem nun auch Bayern angehörte. Für Bayern änderte sich in vielen Bereichen nur wenig, da es sich zahlreiche Reservatrechte gesichert hatte. Am augenfälligsten für Hörzhausen: Nach dem „Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung“ von 1875 wurde die staatliche Beurkundung von Geburten, Heiraten und Sterbefällen verpflichtend. Die Gemeinde Hörzhausen erhält nun ein eigenes Standesamt.

 

1875 – Bahnanschluss

Lange geplant, im Jahr 1875 eröffnet: die Bahnstrecke Augsburg – Ingolstadt, später auch als Paartalbahn bezeichnet. Im ersten Fahrplan finden wir Hörzhausen vergeblich, denn erst im Jahr 1888 erhält Hörzhausen eine eigene Haltestelle: „Mit dem 10. Juli laufenden Jahres wird die Haltestelle Hörzhausen zwischen Schrobenhausen und Radersdorf für die Abfertigung von Personen, Reisegepäck und Hunden eröffnet“, heißt es wörtlich im „Verordnungs- und Anzeige-Blatt für die Königlich-Bayerischen Verkehrs-Anstalten“.

 

Hörzhausener Bahnhof im Jahr 1925 (aus einer Mappe im Stadtarchiv). Übertragung: „Karte vom Bahnhof. Leonhard, Maria, Joseph, Kaspar  Wintermayr, Johann Endres, Sophie Wintermayr“.

 

1882 – Leinfelderkanal

In den Jahren 1882 bis 1884 wird das größte wasserbauliche Projekt des 19. Jahrhunderts im Raum Schrobenhausen realisiert: der sogenannte Leinfelderkanal. Der Kanal beginnt in Hörzhausen und endet an der Leinfelder’schen Papierfabrik in Schrobenhausen. Er verfolgte zwei Hauptziele: Eine bessere Nutzung der Wasserkraft durch die Papierfabrik, eine bessere Entwässerung der angrenzenden Grundstücke. Leinfelder musste sich verpflichten, den Kanal zu unterhalten und den Landwirten durch Brücken den Zugang zu ihren Grundstücken zu ermöglichen.

 

1900 – Hörzhausen um 1900

Das Ortschaftenverzeichnis von 1904 gibt uns statistisch genaue Auskunft über die Gemeinde Hörzhausen. Die Gemeinde hat insgesamt 540 Einwohner, alle katholisch, 127 Wohngebäude. Der Viehbestand der Gemeinde umfasst 68 Pferde, 719 Stück Rindvieh, 144 Schafe, 402 Schweine und 9 Ziegen. Das Dorf Hörzhausen hat 473 Einwohner und 113 Wohngebäude, eine katholische Schule und eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule, eine Bahnstation und eine Postagentur. Das Dorf Halsbach hat 56 Einwohner und 13  Wohngebäude und gehört zur Pfarrei und Schule nach Hörzhausen. Der Hof Mantelberg hat 1 Wohngebäude und 11 Einwohner, er gehört zur Pfarrei und Schule nach Schrobenhausen.

 

Postkarte von Hörzhausen um 1910 mit altem Schulhaus (aus einer Mappe im Stadtarchiv)

 


 

Hörzhausen 1919-1972 (wird bearbeitet)


Hörzhausen seit 1972 (wird bearbeitet)

 


Dies ist ein Teil der geplanten „Hörzhausener Gemeindechronik“.

 

 




Hörzhausen – eine Chronik entsteht

Philipp Apian 1568

 

Hörzhausen – eine Chronik entsteht

Vorbemerkung

Dieser Beitrag ist ein einleitender Artikel für die im Lauf der Zeit folgenden Bausteine zur Geschichte Hörzhausens. Er gibt einen kurzen Überblick, stellt spannende Fragen, die neugierig machen sollen. Es werden immer wieder neue Beiträge online gestellt, regelmäßige zeitliche Abstände können wir nicht einhalten. Wir bilden auf unserer Homepage eine „Kategorie: Hörzhausen“, unter der alle Artikel abgerufen werden können.

Von diesem Artikel hier verlinken wir auf alle vorhandenen und neu eingestellten Artikel. Wenn man den Link speichert, erhält man gleichzeitig eine Übersicht der vorhandenen oder neu eingestellten Artikel.

 

Die bereits eingestellten Beiträge: 

• Hörzhausener Geschichte auf einen Blick (2. 4. 2024) hier

 

Die nächsten geplanten Beiträge:

• Die Bildung der Gemeinde 1818

• Die Dorfbeschreibung von 1784

• Dorfleben in Erzählungen und Erinnerungen

• Hörzhausener Postkarten

 

Antworten auf spannende Fragen

Nur wenige Dörfer können auf eine so vielfältige und interessante Geschichte zurückblicken wie Hörzhausen. Vorchristliche Siedlung – Grafensitz – Mitgründung eines Klosters – Edelsitz sind nur einige Stichpunkt aus der älteren Zeit. Im Lauf der Jahre wurde umfangreiches Material zur Geschichte zusammengetragen, darunter außergewöhnlich interessantes Bildmaterial: zunächst von Hannes Geiger, dann über viele Erzählabende und Interviews auch von mir. Die Sammlungen zur Geschichte Hörzhausens befinden sich inzwischen alle im Schrobenhausener Stadtarchiv, das neben dem alten Hörzhausener Gemeindearchiv eine eigene stattliche Fotodokumentation zu Hörzhausen besitzt, die bis 1909 zurückreicht.

Daraus eine zusammenhängende Chronik zu erstellen, wäre wünschenswert, ist aber zeitaufwendiger, als viele denken, nicht zuletzt weil fast alle scheuen, sich die so genannte „alte deutsche Schrift“ anzueignen. Bevor das vorhandene Material nur in Schubladen liegt, wollen wir beginnen, einzelne „Bausteine“ der Gemeindechronik zu präsentieren. Zusammen mit dem außergewöhnlichen Bildmaterial ist eine reiche Bebilderung möglich.

 

Wir hoffen, zum Beispiel auf viele der folgenden spannenden Fragen eine Antwort bieten zu können:

  • Wie können wir uns die vermuteten vorgeschichtlichen Siedlungen vorstellen?
  • Gibt es dazu archäologische Befunde auf Luftbildern und Reliefkarten?
  • Gibt es neue Erkenntnisse bezüglich der Erstnennungen der Ortsnamen?
  • Wie müssen wir uns die Grafschaft Hörzhausen vorstellen?
  • Gottfried von Hörzhausen als Mitgründer des Klosters Indersdorf
  • Wo lag die vermutete Turmhügelburg?
  • Hörzhausen als Edelsitz
  • Was macht die Dorfgmain von Hörzhausen?
  • Eine Beschreibung von 1784 löst viele Rätsel
  • Säkularisation 1802 – aus Klosterbesitz wird Staatsbesitz
  • Wie ging die Gemeindegründung 1818 vor sich?
  • Wie entwickelt sich die Hörzhausener Schule?
  • Was sagt uns die „Agrikole Statistik“ von 1830?
  • Was beschäftigt den „Gemeinderat“ 1850?
  • Hörzhausen und die Gründung des Deutschen Reichs 1871
  • Welche statistische Daten gibt es im 19. Jahrhundert?
  • Wann gab es die ersten Protestanten?
  • Hörzhausener Wahlergebnisse Ende des 19. Jahrhunderts
  • Novemberrevolution 1918 – Hörzhausen wird demokratisch
  • Hörzhausen und die galoppierende Inflation 1923
  • Wie stark sind die Nationalsozialisten vor 1933?
  • Die Gemeindeordnung 1935 und die völlige Gleichschaltung
  • Hörzhausen und der Zweite Weltkrieg
  • Neubeginn und Wiederaufbau
  • Bevölkerungsexplosion durch Flüchtlinge und Vertriebene
  • Was beschäftigt den „Gemeinderat“ 1950?
  • Hörzhausen wächst
  • Arbeitsgelegenheiten: zunehmend Auspendler, wo arbeiten sie?
  • Flurbereinigung – grundlegende Änderungen der Agrarstruktur
  • 1972 – Hörzhausen wird Ortsteil von Schrobenhausen
  • Spannende Entwicklungen bis zur Gegenwart

Die Liste könnte fortgesetzt werden.

 

Dorfleben in Erinnerungen

Ergänzt werden die historischen Ausführungen durch Erinnerungen – zusammengestellt von einigen „Erzählabenden“, die anhand von mitgebrachten Fotos Erinnerungen wachriefen, und von Gesprächen mit Dorfbewohnern. Die Themen spiegeln das Alltagsleben Hörzhausens vor allem in den 1950er und 1960 Jahren, es geht um Themen wie:

Wasserversorgung –  Brunnen – Tagesablauf – Hüten – Lebensmittel – Dreschen – Milchsammelstelle – Butter – Hochwasser – Kirchenwacht – Lichtmess – Wirt – und vieles mehr.

 

 

Der Alte Wirt 1909