Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Burgheim auf einer Postkarte um 1906

 

Markt Burgheim – 150 Einblicke in die Vergangenheit

Eine Buchempfehlung

Aktuell die umfassendste und attraktivste Darstellung einer Gemeindegeschichte im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen: Die Geschichte des Markts Burgheim. Und die hat viel mehr zu bieten, als man denkt: wichtige, marktähnliche Siedlung zur Römerzeit, dichte frühmittelalterliche Besiedlung, Adelige, Hofmarken, Gerichtssitz, Marktrechte – die spannenden Themen reichen bis in die unmittelbare Gegenwart. Dass dieses Projekt verwirklicht werden konnte, ist zuallererst Bürgermeister Michael Böhm zu verdanken und Dr. Dorothea Zitzmann, der Vorsitzenden des Heimatgeschichtlichen Vereins Burgheim. Sie haben das Projekt ins Rollen gebracht uns sich um die Finanzierung gekümmert.

 

150 Einblicke – ein neues Konzept

Schon der Untertitel zeigt, dass mit dieser Chronik neue Wege beschritten werden sollten. „Der Grundgedanke ist, dass in kurzgefassten zweiseitigen Beiträgen alle wichtigen Aspekte der Burgheimer Vergangenheit bis zur Gegenwart vorgestellt werden sollen“, heißt es im Vorwort. Jedes Thema zwei Seiten – kann das gutgehen?

Erstaunlich gut, muss man sagen. Denn damit ist das Buch sehr leserfreundlich geworden, man muss nicht Seite für Seite lesen, sondern kann einzelne Kapitel auswählen, die in sich weitgehend geschlossen sind, immer wieder neue Eindrücke sammeln, das Buch auch einfach mal zwischendurch in die Hand nehmen. Ein nicht zu unterschätzendes Plus gerade in einer Zeit, in der immer weniger lange zusammenhängende Texte gelesen werden.

Die Bandbreite der Themen ist groß und chronologisch in größere Kapitel verpackt. Von der Vorgeschichte über die Römerzeit ins Mittelalter – von dort aus in die Neuzeit, aus allen Perioden finden sich sachkundige, verständlich geschriebene Texte, zum Beispiel über Handwerk, Kirchen, Schulen, Mühlen, Gassen und Wege, Armenfürsorge, Medizinalwesen, Vereine. Topographische Karten erleichtern die geographische Einordnung, zahlreiche Bilder geben visuellen Einblick in vergangene Zeiten.

Statt alle Themen aufzuzählen, verlinken wir weiter unten auf das umfangreiche Inhaltsverzeichnis.

Weitere Besonderheiten, die positiv auffallen: die Chronik geht bis in die unmittelbare Gegenwart und weckt vielfach Erinnerungen bei Bürgern, die die letzten Jahrzehnte noch miterlebt haben. Auch die oft vernachlässigte Gewerbegeschichte erhält ausführlich Raum.

Viele Themen werden beispielhaft abgehandelt und sind so auch für Nicht-Burgheimer interessant, zum Beispiel Artikel zur Alltagsgeschichte wie über Bader, Ärzte, Hebammen, Seuchen, Wasenmeister oder Armenfürsorge.

 

Alle Ortsteile

Nicht selten werden die Ortsteile bei Gemeindechroniken etwas stiefmütterlich behandelt, nicht hier. Insgesamt 8 Gemeinden wurden zwischen 1972 und 1976 nach Burgheim eingemeindet: Dezenacker, Illdorf, Kunding, Leidling, Moos, Ortlfing, Straß und Wengen. Zu jedem dieser Gemeindeteile gibt es jeweils zwei Seiten Orts- und zwei Seiten Kirchengeschichte, allesamt verfasst von Dr. Manfred Veit, dem langjährigen Kreisheimatpfleger unseres Landkreises, der hier aus seinem umfangreichen Wissensfundus schöpfen konnte.

 

Viele fachkundige Autoren

Dass dieses Werk inhaltlich so gelungen ist, ist Marcus Prell zu verdanken, der nicht weniger als 35 Autorinnen und Autoren gewinnen konnte – neben Heimatforschern auch regional und überregional anerkannte Historiker und Archäologen. Kurze Biographien der Autoren finden sich im Anhang.

 

Blick ins Buch

Da es unmöglich ist, hier alle Themen aufzuzählen, präsentieren wir das Inhaltsverzeichnis hier.

Eine kleine Leseprobe eines Beitrags von Marcus Prell über „Holzbrücken und Fähren. So überquerten Burgheimer früher die Donau“ finden Sie hier.

 

Das Buch im Überblick – Erwerbsmöglichkeit

Buch präsentiert sich im Großformat als Hardcover mit Fadenheftung und  372 Seiten und ist durchgehend vierfarbig gedruckt. Das Layout ist sehr professionell und abwechslungsreich, die Bebilderung exzellent. Der Preis von 32,50 Euro ist angesichts der hohen Qualität und Aufmachung auf keinen Fall zu hoch gegriffen.

Markt Burgheim. 150 Einblicke in die Vergangenheit, hrsg. vom Heimatgeschichtlichen Verein Burgheim, Burgheim 2022

Das Buch kann bestellt werden bei Dr. Dorothea Zitzmann unter zitzmann.hgvburgheim@web.de 

 

 

 




Neuburger Straßennamen und Luftbilder – eine Buchempfehlung

Neuburger Straßennamen

 

Neuburger Straßennamen und Luftbilder – eine Buchempfehlung

Auf Spurensuche in Neuburg an der Donau: Anhand von Neuburger Straßennamen führt uns Winfried Dier auf informative, unterhaltsame und immer leicht verständliche Weise durch die Neuburger Stadtgeschichte. Illustriert ist das Buch mit zahlreichen großformatigen, vierfarbigen Luftbildern. Das 2022 erschienene Buch ist eigentlich ein Muss für jeden Neuburger – und nicht zuletzt ein schönes Geschenk.

Projekt Neuburger Straßennamen

Straßennamen sind Orientierungshilfe – für Einheimische und Auswärtige, für Lieferanten und Postzusteller. Aber sie sind mehr: sie erinnern an Lebensumstände, an Einrichtungen oder an Persönlichkeiten, die im Leben einer Gemeinde / einer Stadt eine Rolle gespielt haben. Straßenbenennungen werden von Gemeinde- oder Stadträten beschlossen, genaue Informationen über die Umstände der Benennung oder die geehrten Persönlichkeiten zu erfahren ist nicht einfach.

Winfried Dier, Neuburger Stadthistoriker, hat sich deshalb auf die Suche gemacht und in umfangreichen Recherchen im Stadtarchiv, in Bibliotheken, beim Historischen Verein und den Staatsarchiven viel Material zusammengetragen. Zunächst veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse in der Neuburger Rundschau. Schließlich hat er auf Bitte von verschiedenen Seiten im Jahr 2022 seine Ergebnisse in Buchform gebracht. Um die Arbeit bewältigen zu können, hat sich Winfried Dier auf das Stadtgebiet beschränkt, wie es sich vor der Gebietsreform 1972 präsentierte. Rund 240 Straßennamen werden ausführlich beschrieben, Straßen der Eingemeindungen und neuerer Stadtteile warten also noch auf die Erforschung.

Zum Schluss folgt ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis.

Interessante Beispiele

Immer wieder erleben wir Stadtgeschichte hautnah: der Saliterweg führt uns zu den Salpetersiedern (aus Salpeter wurde früher Schießpulver hergestellt), „Auf der Lände“  erinnert an die umfangreiche Floßschifffahrt auf der Donau, das Doferlgässchen an den Doferlwirt, eines der größten Wirtshäuser der unteren Stadt. Straßennamen nach verdienten Persönlichkeiten gibt es eine ganze Menge: nach Bürgermeistern, Wohltätern, Unternehmern oder Personen der Zeitgeschichte: wie Georg von Lori, den Aufklärer und Historiker, der im Jahr 1775 nach Neuburg verbannt wurde, wie Isabella Braun, die zeitweise in Neuburg lebende Jugendschriftstellerin, Dr. Else Heidegger, der beliebten Kinderärztin jüdischer Abstammung, Hans Nebelmair, dem Gewerkschafter, der 1933 als einziger im Stadtrat gegen die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Adolf Hitler stimmte. Besonders interessant natürlich sind die Straßenumbenennungen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933: So wurde aus dem Oswaldplatz der „Platz der SA“, aus der Theresienstraße – später der Luitpoldstraße – die „Adolf-Hitler-Straße“.

Um ein wenig neugierig zu machen, bringen wir hier einen „Blick ins Buch“. Am Beispiel der bekannten Familie Reisach wird der Straßenbenennung „Reisach-Platz“ nachgegangen, die Recherchen zeigen Höhen und Tiefen einer damals bekannten, eng mit Neuburg verbundenen Familie, der wir auch die Erbauung des Arco-Schlösschens zu verdanken haben.

Luft- und Drohnenbilder

Illustriert ist das Buch mit 85 hochwertig gedruckten vierfarbigen, meist ganzseitigen Luftbildern und Drohnenaufnahmen aus dem gesamten Stadtgebiet, aufgenommen wurden also auch alle Ortsteile. Besonders interessant sind Motive, die man sonst nicht so einfach zu Gesicht bekommt: zum Beispiel den Fliegerhorst, das Audi-Fahrzentrum, die Jugend-JVA in Heinrichsheim oder den Wittelsbacher Golfplatz. Verantwortlich für die Luftbilder zeichnet Hajo Dietz (Nürnberg Luftbild), für die Drohnenaufnahmen Bernhard Mahler (Pressesprecher der Stadt Neuburg). Alle Bilder stammen vom Mai und Juni 2020.

Über NÜRNBERGLUFTBILD und den Luftbildfotografen Hajo Dietz gibt es mehr Informationen hier

Titel und Bezug

Winfried Dier / Bernhard Mahler: Auf Spurensuche in Neuburg an der Donau. Straßennamen und Luftbilder, Neuburg 2022 (Selbstverlag, herausgegeben mit Unterstützung der Stadt Neuburg), 212 großformatige Seiten, 85 farbige, fast durchweg ganzseitige Luftbilder.

Das Buch ist für 12,90 Euro in Neuburg erhältlich

  • in der Neuburger Touristinfro (Ottheinrichplatz A 118, Tel. 08431 / 55-400)
  • in der Buchhandlung Rupprecht (Rosenstr. C 111)
  • im EDEKA-Markt am Schwalbanger (Franz-Boecker-Str. 17)

 

 




Die römische Donaubrücke bei Stepperg

Die römische Donaubrücke bei Stepperg – eine Buchempfehlung

Die römische Donaubrücke bei Stepperg (Gemeinde Rennertshofen, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) verband einst die sogenannte Donausüdstraße mit dem Limesgebiet und gehörte zu den bedeutendsten Donauübergängen des 2. Jahrhunderts n. Chr. Nach ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1992 untersuchte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) in sieben Tauchkampagnen die in der Donau schlummernden Reste. Im Jahr 2015 wurden die Forschungen abgeschlossen. Zur Einstimmung auf das hier vorgestellte und empfohlene spannende Buch das Vorwort von Marcus Prell, der maßgeblich an der Erforschung beteiligt war, für die erste Auflage des 2018 erschienenen Werks.

 

 

Vorwort zur 1. Auflage 2018

Als ich am 21. September 1992 mit meiner Tauchausrüstung von Neuburg nach Stepperg fuhr, hatte ich großes Glück. Es war ein sehr heißer Sommer gewesen und die Donau stand an diesem Tag nahezu still, ideal um nach den erhofften Resten der Römerbrücke zu suchen, die hier angeblich über die Donau führte. Aus der Ferne sah ich einen mir noch unbekannten Mann bei der Feldarbeit unterhalb des Antonibergs. Ich steuerte auf ihn zu und fragte höflich-naiv, ob er etwas vom Standort einer ehemaligen Brücke wisse. Es war wohl Schicksal, dass ich auf Anton Riedl getroffen war, Fischer, Zillenbauer und Enkel des letzten Stepperger Fährmanns. Vom Südhang am Antoniberg zeigte mir Anton Riedl nahezu punktgenau eine Stelle in der Donau und rund dreißig Minuten später hatte ich in drei Metern Wassertiefe eine Gruppe hölzerner Balken und Pfähle entdeckt. Als junger Archäologiestudent war mir klar, dass ein paar Hölzer noch kein Bauwerk ausmachten und ihr Alter erst im Labor bestimmt werden müsse, doch die Wahrscheinlichkeit, auf die gesuchte Römerbrücke gestoßen zu sein, war hoch. Über 20 Jahre lang sollte mich die Brücke nicht mehr loslassen, eigentlich bis heute nicht.

Auch die Stepperger Landschaft übt eine magische, beinahe mystische Anziehungskraft aus. Der Antoniberg mit seinen drei Kapellen, Aussichtsplatz und anerkanntes Naturdenkmal, gilt als beliebtes Ausflugsziel bei Wanderern und Radlfahrern. Gleich in der Nähe führt der Donauradweg vorbei. „Wo genau verlief denn die Brücke?“ Diese Frage wurde oft gestellt. Im Mai 2015 installierte der damalige Historische Verein Rennertshofen vor Ort eine Infotafel samt „Fenster in die Vergangenheit“, an der Interessierte ihre gröbste Neugier stillen können. Das hier vorgelegte Heft soll weiterführende Fragen beantworten, die Herangehensweise an eine derartige Tauchuntersuchung erläutern und dieses bemerkenswerte Bodendenkmal, das bedauerlicherweise unsichtbar in den Donaufluten schlummert, näher vorstellen, bevor es irgendwann einmal von Erosion und Strömung zur Gänze zerstört und verschwunden sein wird.

Am Beginn jeglicher Forschungen, ob in der Archäologie oder anderen Wissenschaften, stehen immer gezielte Fragen, auf die man eine Antwort sucht. Meist liefern die durchgeführten Untersuchungen zwar einige Antworten, werfen jedoch zugleich neue Fragen auf. Folgende Fragestellungen stehen bei der Erforschung historischer Brückenanlagen im Allgemeinen und folglich auch bei der Stepperger Römerbrücke im Mittelpunkt:

  • Wo genau stand die Brücke?
  • Gibt es Altforschungen?
  • Wie erfolgt die Dokumentation versunkener Brückenreste?
  • Welche Brückenreste sind noch vorhanden?
  • Warum bauten die Römer an dieser Stelle?
  • Wann stand die Brücke?
  • Wie sah die Brücke zur Römerzeit aus?
  • Wie lief der Bauvorgang ab?
  • Ist ein Schutz des Bodendenkmals möglich?
  • Wie kann man Wissen weitergeben?

In den sieben Tauchkampagnen zwischen 1992 und 2011 absolvierte die Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V. (BGfU) unter fachlicher Begleitung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Stepperg 313 Tauchgänge mit 366 Tauchstunden. Dabei konnten auf einen Großteil der Fragen Antworten gefunden werden.                                                                                                     

Marcus Prell

 

Bezugsmöglichkeiten

Die römische Donaubrücke bei Stepperg, hrsg. von der Bayerischen Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e. V., Neuburg Donau 2022 (2. Auflage), 64 Seiten DIN A 4, Hardcover, mit 125 meist farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-947630-02-8

Preis: 16,99 €

 

zu bestellen über:

PRELLBOOK-Verlag
Kreuter Weg 6
86633 Neuburg
Tel. 08431 / 53 92 82
info@prellbook.de

 

 

paardon.de empfiehlt

Besuchen Sie auch die Homepage des PRELLBOOK Verlags

www.prellbook.de

Gegründet wurde der Kleinverlag von Marcus Prell – aus Liebe zu Büchern, wie er selbst schreibt. Digitaldruck ermöglicht heute Kleinauflagen zu erschwinglichen Preisen. Der Verlag hat ein übersichtliches, doch dafür umso interessanteres Angebot. Für historisch Interessierte neben dem Werk zur Römerbrücke empfehlenswert: die Dissertation Marcus Prells über „Armut im antiken Rom“, immer noch die umfassendste deutschsprachige Abhandlung zu diesem Thema. Burgheims bedeutendste Dichterin Olga Brauner (1894-1981), geboren im Riesengebirge, dann als Heimatvertriebene in Burgheim beheimatet, wird mit einem Band ihrer Gedichte gewürdigt.

Es gibt Leseproben, bestellen kann man die Bücher über den Verlag selbst.

 

 




Aus Ambach um die Welt – Buchempfehlung zu einer abenteuerlichen Forscherreise im Jahr 1901

Foto vor der Gastwirtschaft Lang. Franz Xaver Lang ist die zweite Person von links.

Aus Ambach um die Welt … Das kleine Dorf Ambach ist heute Ortsteil der Gemeinde Ehekirchen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Im Jahr 1901 machte sich der Ambacher Gastwirtssohn Franz Xaver Lang auf zu einer Weltreise. Stationen waren unter anderem: Bremerhaven – New York – San Franzisko – Hawaii – Japan – China – Sumatra – Ceylon – Ägypten – Genua – München. Der Weltreisende führte Tagebuch, das im Jahr 2022 unter dem Titel „Man möchte tausend Augen haben“ veröffentlicht wurde. Eine sehr außergewöhnliche Überlieferung eines aus einfachen Verhältnissen stammenden Mannes aus unserem Landkreis.

 

Im Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte 2022 wurde von Karin Precht-Nußbaum eine ausführliche Rezension veröffentlicht, die wir empfehlen möchten und hier mit Genehmigung der Redaktion präsentieren.

 

Einige Informationen voraus: Ambach bildete zusammen mit der Einöde Kagerhof zu dieser Zeit eine eigene, sehr kleine Gemeinde mit im Jahr 1900 nur 194 Einwohnern. Franz Xaver Lang wurde 1863 in die dortige Gastwirtsfamilie geboren. Er hatte die Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen, anschließend Theologie zu studieren. Im Jahr 1889 wurde er zum Priester geweiht. Später begann er ein Studium der Naturwissenschaften und promovierte im Fach Botanik. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Gotha (Thüringen), wo er im Jahr 1939 starb.

Grüße aus Singapore: „Die besten Grüße an Euch alle. Xaver“

Das Tagebuch, das sich heute in Familienbesitz befindet, wurde von der auf dem Gumppenberg bei Pöttmes lebenden Autorin und Lehrerin Silvia Eckert-Wagner in Zusammenarbeit mit dem Ehekirchener Bräu und Heimatkundler Georg Zett im Pöttmeser SUB Verlag herausgegeben.

 

Erwerb des Buchs

Franz Xaver Lang: Man möchte tausend Augen haben. Pfarrer Lang auf Welt- und Studienreise 1901 / 1902, Pöttmes 2022 (SUB Verlag, ISBN 978-3-944175-04-1)

Das vor allem mit Bildern aus dem Nachlass von Franz Xaver Lang reich illustrierte, 200 Seiten umfassende Buch kann für sehr günstige 12 Euro bezogen werden über:

Georg Zett

Untere Schanze 263 1/2

86633 Neuburg

0170  80 59 893

z.bayern@t-online.de

 

Bilder: privat




HIAG und PARAXOL im Hagenauer Forst:
eine Buchempfehlung

HIAG und PARAXOL im Hagenauer Forst gehören zu den interessantesten Themen der neueren Schrobenhausener Geschichte. Der Langenmosener Wolfgang Haas hat darüber ein Buch verfasst, das wir jedem geschichtlich Interessierten empfehlen möchten. Zusammen mit dem Autor planen wir auch einen umfangreicheren Beitrag auf unserer Website.

Das geheimnisvolle Werk

Jahrzehnte lang war das Werk im Hagenauer Forst bei Schrobenhausen von Geheimnissen umwittert, viele Gerüchte waren im Umlauf, man wusste aber nichts Genaues. Die Geheimhaltung war strengstens geregelt, handelte es sich doch um den Bau und Betrieb eines Rüstungsunternehmens, errichtet im Zusammenhang mit der gewaltigen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung der Nationalsozialisten.

Erstes Licht in die Angelegenheit brachte Kreisheimatpfleger Bernhard Rödig schon in den 1990er Jahren. Wolfgang Haas, der 40 Jahre bei der heute hier ansässigen MBDA und ihren Vorgängerfirmen gearbeitet hat, hat sich die Erforschung der Geschichte dieses Industriestandorts praktisch zu einer zweiten Lebensaufgabe gemacht.

Kurz zusammengefasst

„HIAG“: unter diesem Tarnnamen errichtete der Bauherr der Fabrik – die Abkürzung steht für „Holzverkohlungs-Industrie AG“ – zwischen 1938 und 1942 Fabrikgebäude im Hagenauer Forst, der damals noch gemeindefreies Gebiet war.

„PARAXOL“: Nach der Fertigstellung der Anlagen produzierte der Betrieb unter dem Namen „PARAXOL GmbH“ von 1942 bis 1945 Pentaerythrit, ein weißes, unscheinbares Pulver, ein Sprengstoff-Vorprodukt, das in anderen Firmen zu militärischem Sprengstoff weiterverarbeitet wurde. PARAXOL war ein Teil der Firma Degussa und hatte mehrere Betriebsstätten in Deutschland. Die Degussa,  gegründet 1873 als Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt, spezialisierte sich später auf Industriechemikalien und war wie viele andere Unternehmen fest in die nationalsozialistische Kriegswirtschaft verstrickt.

Nach dem Krieg

Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde die Fabrikanlage demontiert, sie wurde in Südfrankreich in der Nähe von Toulouse wieder aufgebaut und produzierte dort bis zum Jahre 1980. Nach dem Krieg zogen Flüchtlinge in das „Lager Paraxol“ ein, das auch eine eigene Schule hatte. Im Jahr 1958 pachtete die Rüstungsfirma Ludwig Bölkow Apparatebau aus Ottobrunn das Gelände, im Jahr 1968 entstand daraus die Firma Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB). Heute ist das Industriegebiet Hagenauer Forst Hauptsitz des Rüstungsunternehmens MBDA Deutschland.

Heute finden wir innerhalb und außerhalb des Firmengeländes noch verwitterte Betonruinen. Viele Fabrik- und Bürogebäude haben die Zeit überdauert und werden auch heute noch genutzt.

Ein Buch entsteht

Wolfgang Haas, selbst 40 Jahre bei der MBDA und den Vorläuferfirmen beschäftigt, hat sich schon immer für die Geschichte des geheimnisvollen Werks im Wald interessiert. Viele Jahre hat er alle Informationen zusammengetragen, keine Mühen gescheut, Zeitzeugen befragt, Dutzende Archive besucht und angeschrieben: Firmenarchive und staatliche Archive, nicht zuletzt auch Archive in Frankreich, Polen, England, den Niederlanden und den USA. Sogar in den Archiven des US-Geheimdienstes CIA waren Dokumente zu finden. Schon früh begann er, seine Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, zum Beispiel in Vorträgen für die VHS Schrobenhausen.

Schließlich hat er seine Erkenntnisse in einem Buch zusammengefasst, das im Selbstverlag erschienen ist. Doch die Neugier nahm kein Ende und so wurden laufend weitere interessante Dokumente aufgespürt. Sie verschwanden nicht im Schreibtisch, sondern wurden immer wieder in die Buchpublikation eingearbeitet, so dass 2023 bereits die 9. Auflage des Werks erscheinen konnte. Nur wenige Publikationen behandeln ein Thema derartig umfassend in allen Aspekten: vom Bau und Betrieb der Anlage über die komplizierten chemischen Prozesse der Herstellung bis zur geschichtlichen Einbindung in die Aufrüstung der Nationalsozialisten.

Beantwortet werden unter vielen anderen folgende Fragen:

  • wie sind HIAG und PARAXOL entstanden
  • was ist Pentaerythrit
  • welche chemischen Verfahren wurden angewendet
  • welche Funktionen hatten die einzelnen Gebäude
  • wie schwierig war die Wasserversorgung aus der Paar
  • wie erfolgten Anlieferung und Versand über den eigenen „Paraxol-Bahnhof“
  • wie viele Zwangsarbeiter wurden beschäftigt
  • warum wurde das Werk nur leicht bombardiert
  • was geschah nach dem Einmarsch der Amerikaner

Wolfgang Haas würdigt im Vorwort auch die Verdienste von Bernhard und Barbara Rödig, ohne deren Forschungen und Unterstützung seine eigene Forschungsarbeit vielleicht nie in Gang gekommen wäre.

Sehr viel Information für nur 13 Euro

Wolfgang Haas: „Was waren HIAG und PARAXOL im Hagenauer Forst Schrobenhausen“. Das Werk ist im Eigenverlag erschienen, umfasst 160 Seiten im Format DIN A 4, enthält über 200 Fotos, Bilder und Originaldokumente und ist durchgehend vierfarbig gedruckt. Derzeit ist die 2023 erschienene 9. Auflage des Buchs erhältlich.

Es kann zum Selbstkostenpreis von 13 Euro nur direkt vom Autor bezogen werden:

Wolfgang Haas
Goethestraße 5
D-86571 Langenmosen
Tel 08433 – 536
Mail: haas.la@neusob.de