Branchen in Schrobenhausen 1938: 17 Gasthöfe, drei Honighändler und ein Rossschlächter
Wer hebt schon Telefonbücher, Branchenverzeichnisse, Fahrpläne oder ähnliche Druckwerke auf, die vor allem im vordigitalen Zeitalter überaus nützlich, wenn nicht gar unentbehrlich sind, aber nach einiger Zeit ihren Gebrauchswert einbüßen? Leider sind solche Veröffentlichungen, die auch gerne zu den „Ephemera“ („nur einen Tag lang dauernd, vergänglich“) gezählt werden, oft auch von Archiven und Bibliotheken wenig oder gar nicht beachtet worden. Daher sind alte Einwohnerverzeichnisse oder zum Beispiel historische Kursbücher heute, nachdem nicht nur Sammler, sondern vor allem auch die Geschichts- und Sozialwissenschaften ihren Wert erkannt haben, gesuchte und gehütete Raritäten geworden.
Mehr und mehr Bibliotheken haben damit begonnen, glücklicherweise trotz aller Fährnisse erhalten gebliebene Stücke aus konservatorischen Gründen, aber auch, um sie breiterer und einfacherer Nutzung zugänglich zu machen, zu digitalisieren. Dank Texterkennung können auch „dicke Wälzer“ besser denn je zu den verschiedensten Zwecken ausgewertet werden, wovon zum Beispiel gerne Familienforscher Gebrauch machen.
Nun zählt Deutschland nicht unbedingt zu den Vorreitern der Digitalisierung historischer Druckwerke, und so wird man bei Recherchen häufig erst im Ausland fündig. Die kleine Kostbarkeit, die in diesem Beitrag vorgestellt wird, stammt aus der Śląska Biblioteka Cyfrowa (ŚBC), der Schlesischen Digitalen Bibliothek in Katowice (Kattowitz). Im Jahre 1938 erschien das Deutsche Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe und Handel in seiner 36. Ausgabe. Im ersten Band der mehrere tausend Seiten umfassenden Zusammenstellung finden sich alphabetisch geordnet die Gemeinden Bayerns. Nach einem festen Branchen-Schema geordnet, verzeichnen die dicht bedruckten Seiten Namen, gegebenenfalls Telefonnummer (Abkürzung F) und Postscheck-Konto (Abkürzung Ps), manchmal auch die Straße des Geschäftsinhabers, Handwerkers, Freiberuflichen etc.
Wir veröffentlichen hier auszugsweise die Angaben, die in diesem Branchenbuch über die Stadt Schrobenhausen und die Gemeinden des Landkreises, damals noch Bezirksamt Schrobenhausen, verzeichnet sind. Es sind nicht alle Gemeinden des Altlandkreises aufgenommen. Ob dies mangels Informationen oder aus anderen Gründen geschah, lässt sich nicht nachvollziehen.

Schon ein erster Blick auf das Schrobenhausener Verzeichnis offenbart eine vergangene Welt, die von der heutigen Wirtschafts- und Sozialstruktur sehr weit entfernt ist. Manche Namen von Händlern, Handwerkern oder Gastwirten sind auch heute noch ein Begriff, andere sind längst vergessen. An Branchen finden wir unter vielen weiteren:
- 17 Gasthöfe und Restaurationen
- 13 Kolonialwaren und 4 Gemischtwarenhändler
- 12 Schuhmacher
- 11 Bäckereien und 11 Metzgereien
- 5 Sattler
- 7 Schneider
- 5 Viehhändler
- 5 Eisen- und Stahlwarenhandlungen
- 4 Brauereien
- 4 Friseure
- 3 Konditoreien
- 3 Rechtsanwälte
- 3 Honighandlungen
- 1 Rossschlächter
Zudem finden sich in dem Verzeichnis heute weitgehend vergessene Handweke wie Gürtler, Seiler und Gerber.

Die im Branchenverzeichnis vom 1938 enthaltenen Gemeinden des Altlandlandkreises Schrobenhausen:
Quelle: Deutsches Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe und Handel. Band I: Adressen-Verzeichnis Baden . Bayern und Rheinpfalz . Hessen . Württemberg . Hohenzollern . Thüringen. 36. Ausgabe 1938. Berlin 1938 – Digitalisat: Śląska Biblioteka Cyfrowa – https://sbc.org.pl/dlibra/publication/657961/edition/618941











