Der Chronist Johann Evangelist Waldvogel

Johann Evangelist Waldvogel (1804-1855). Bisher war so gut wie nichts zur Biographie dieses Schrobenhausener Chronisten bekannt. Geboren ist Waldvogel – in den meisten Quellen in Gegensatz zur Titelseite der Chronik Waldvogel geschrieben – im Jahr 1804 in Schrobenhausen als Sohn des dortigen Kaminkehrers. Waldvogel studierte Theologie in München. Im Jahr 1836 ist er Kaplan in Neuburg. Nach einem kurzen Aufenthalt in Genderkingen wird Waldvogel zunächst Pfarrprovisor in Nördlingen und  im Jahr 1838 zum katholischen Stadtpfarrer in der protestantisch geprägten Stadt ernannt. Waldvogel wird Distriktsschulinspektor und ab 1846 Dekan für das Dekanat Donauwörth. Der Jahresbericht der Lateinschule Nördlingen vom Jahr 1854/55 berichtet: „Am 10. Juni verließ der k. katholische Dekan Waldvogl, der den katholischen Religions- und Geschichtsunterricht an der Anstalt zu geben hatte, die hiesige Pfarrei, um eine andere anzutreten, nachdem er in diesem Schuljahr durch Kränklichkeit vielfältig gehindert worden war, den Unterricht an der Lateinschule mit seiner gewohnten Treue zu besorgen.“ Im Mai 1855 war ihm die Pfarrei Loppenhausen im Landgericht Mindelheim verliehen worden. Am 27. Juni, kurz nach seiner Ankunft an seiner neuen Wirkungsstätte, stirbt Johann Evangelist Waldvogel. Drei Jahre später erscheint seine „Historische Skizze“ im Verlag der M. Hueber’schen Buchhandlung in Schrobenhausen. In einer Anzeige im Schrobenhausener Wochenblatt vom 20. Febr. 1858 heißt es: „Dieses in jeder Beziehung interessante Schriftchen wird Niemand ohne Befriedigung lesen, und ist bei dessen Billigkeit Jederman ermöglicht, sich dieses Werkchen zu verschaffen.“

Diese erste Kurzbiographie beruht nicht auf Archivrecherchen, sondern wurde allein über Recherchen im Internet zusammengestellt. Für die freundliche und großzügige Unterstützung bedanken wir uns ganz herzlich bei Marie-Luise Missel vom Bayerischen Landesverein für Familienkunde.




Der Heimatforscher Michael Thalhofer

Michael Thalhofer (1855-1929) wurde in Aichach geboren. Er besuchte das Gymnasium in München und studierte dort anschließend Theologie. Im Jahr 1877 wird er zunächst zum Kaplan in Schrobenhausen ernannt, danach war er hier fast ein halbes Jahrhundert Benefiziat. Seine besondere Neigung zur Heimatgeschichte konnte er als Gründungsmitglied des Historischen Vereins ausleben, fast dreißig Jahre war er dessen Schriftführer. Er hielt zahlreiche Vorträge und publizierte sie in der historischen Reihe des Vereins. Er gab die hier digitalisierte Broschüre im Auftrag des Vereins heraus und veröffentlichte im „Ehrenbuch“ die auch heute noch anrührenden und zeitgeschichtlich bedeutsamen Briefe von Schrobenhausener Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg. Heute zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist seine Chronik „Zur Schrobenhauser Geschichte“, die in zahlreichen Folgen in den Schrobenhausener Wochenblättern 1886 bis 1888 erschien. Im Jahr 1927 verlieh ihm die Stadt Schrobenhausen für seine Verdienste das Ehrenbürgerrecht.

Publikationen (Auswahl)

  • Zur Schrobenhauser Geschichte, in: Schrobenhausener Wochenblatt, 27. Febr. 1886 bis 7. Jan. 1888 (Serie bricht mit diesem Beitrag ab) – Die Autorschaft Thalhofers geht hervor aus seinem Beitrag: Aus grauer Vorzeit Tagen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein Schrobenhausen und Umgebung, Zweite Reihe, Schrobenhausen 1908, S. 131
  • Eine Jubiläums-Erinnerung, in : Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Erste Reihe, Schrobenhausen 1906, S. 29-36 – Martin Neugschwendner im Spanischen Erbfolgekrieg 1704
  • Einige Legenden und Sagen aus dem Bezirk Schrobenhausen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Erste Reihe, Schrobenhausen 1906, S. 37-70
  • Zur Geschichte des Franziskanerklosters in Schrobenhausen 1642-1802, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Erste Reihe, Schrobenhausen 1906, S. 71-134
  • Aus grauer Vorzeit Tagen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Zweite Reihe, Schrobenhausen 1908 , S. 104-13 – Aufsatz über prähistorische Funde und mittelalterliche Quellen und Urkunden
  • Aeltere Geschichte der Schule Schrobenhausen, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Zweite Reihe, Schrobenhausen 1908, S. 133-151
  • Schrobenhausen, seine Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Umgebung, Schrobenhausen [1910]
  • Von Hohenwart in Oberbayern: dem Klosterberg und Markt, in: Vorträge, gehalten im Historischen Verein für Schrobenhausen und Umgebung, Vierte Reihe, Schrobenhausen 1921, S. 1-251
  • Michael Thalhofer (Hrsg.): Ehrenbuch zum Gedächtnis der aus der Stadtpfarrei Schrobenhausen 1914-1918 gefallenen Krieger, Schrobenhausen 1923

 

 




Die ältesten Schrobenhausener Ansichtskarten 1900-1920

Jahrhunderte lang wurden Mitteilungen als gefaltete, verschlossene, meist versiegelte Briefe verschickt. Offene Mitteilungen mittels Karte zu versenden bürgerte sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, zunächst in Form der „Correspondenz-Karte“ oder „Post-Karte“ ohne Abbildungen, dann als „Ansichtskarte“ mit Lithografien und später meist mit Fotomotiven.

Wann genau die erste Ansichtskarte mit Schrobenhausener Motiven auf den Markt gekommen ist, wird vielleicht nie endgültig geklärt werden können. Poststempel erzählen uns, dass schon in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts eine größere Anzahl von Schrobenhausener Karten im Umlauf war, zu einer Zeit also, als das so genannte Goldene Zeitalter der Ansichtskarte begann. Manche Karten erscheinen uns heute eher als schlicht und fesseln uns vor allem wegen der frühen Stadtansichten, die in privaten Fotoalben in dieser Form eher selten sind. Ob schwarz-weiß oder farbig – alle Karten sind wahre Meisterwerke der jeweils zeitgenössischen Drucktechniken.

Ansichtskarten durften zunächst nur auf der Vorder-, also der Bildseite beschrieben werden, erst im Jahr 1905 wurden Karten zugelassen, bei denen die Adress-Seite geteilt war, also auch einen Raum für Mitteilungen zur Verfügung stellte.

Einer der größten Ansichtskartenverlage war der Verlag der Gebrüder Metz in Tübingen. Das Stadtarchiv Schrobenhausen besitzt ein Album dieser Firma, aus dem meist die Auflagejahre und die Auflagenhöhe der Karten hervorgehen. Aber auch Schrobenhausener Geschäftsleute boten Ansichtskarten an, so zum Beispiel die Hueber’sche Buchhandlung oder der Verlag Johann Hickl.

Im Lauf von mehr als 100 Jahren wurde eine fast unvorstellbare Menge von Schrobenhausener Ansichtskarten gedruckt. Eine genaue Zahl zu nennen, ist kaum möglich. Sammler sprechen von weit mehr als 800 oder gar von mehr als 1.000 Schrobenhausener Motiven. Neben einigen Schrobenhausener Privatsammlern mit zum Teil erstaunlich umfangreichen Beständen besitzt das Schrobenhausener Stadtarchiv eine stattliche Sammlung mit über 500 Schrobenhausener Motiven, auch über die einzelnen Ortsteile. Die Karten wurden im Lauf vieler Jahre von Antiquariaten erworben oder waren Bestandteil von Schenkungen oder Nachlässen Schrobenhausener Bürger.

 

Weiterarbeit

Die wenigen hier gezeigten Karten sollen erst ein Anfang sein und im Lauf der Zeit ergänzt werden, ob nach Zeitepochen oder nach Motiven muss sich erst noch herausstellen. Und wir werden auch unseren Einleitungstext immer wieder überarbeiten, denn Post- und Ansichtskarten sind ein sehr spannendes und beinahe unerschöpfliches Thema.

 

Schrobenhausener Postkartenbücher

Schrobenhausener Ansichten – eine Stadt in alten Postkarten, hrsg. von Benno Bickel und Thekla Maria Pollinger, Schrobenhausen 1980 (im Auftrag des Kunstvereins Schrobenhausen, erschienen im Verlag Benedikt Bickel)

Schrobenhausen. Die Stadt im Spiegel alter Postkarten, Schrobenhausen 2010 (Stadtsparkasse Schrobenhausen)

Beide Titel können über Antiquariatsportale erworben werden.

 

 

 

 

 

 

Villen in Schrobenhausen

 

Gruss aus Schrobenhausen

 

 

 

Ansichtskartenbuch der Firma Metz, Tübingen, für die Stadt Schrobenhausen. Die Seiten zeigen Karten aus den Jahren 1909 bis 1910. Wohl aus Versehen eingeklebt sind hier auch Karten von Kloster Scheyern. Einträge gibt es über Nachdrucke, über den Auftraggeber (hier meist die Hueber’sche Buchhandlung in Schrobenhausen), später auch über die Auflagenhöhe. Dieses unschätzbare Buch wurde vor vielen Jahren vom Stadtarchiv Schrobenhausen angekauft.

 

 




Karl Stöger – Schrobenhausen in anderen Ansichten

Karl Stögers Collagen sind jedem Schrobenhausener ein Begriff, nicht zuletzt, weil sie sehr viele Jahre als Titelbilder des Volkshochschulprogramms zu sehen waren, das in hoher Auflage an alle Haushalte im Raum Schrobenhausen verteilt wurde.

Karl Stöger wurde 1946 in Leipheim geboren und absolvierte zunächst nach dem Besuch der Volksschule in München eine Lehre und Gesellenprüfung als Schriftsetzer. Nach dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg studierte er für das Lehramt an Volksschulen in München. Rund 21 Jahre war Karl Stöger Lehrer in Schrobenhausen, zunächst an der Hauptschule, danach an der Grundschule. Daneben war er künstlerisch tätig im Bereich der Collage: Ausstellungen im Kunstverein, Veröffentlichung der Collagenbücher „Schrobenhausen in anderen Ansichten“  und „Mün-Chen“ im Verlag Benedikt Bickel. Genauere biografische Daten finden sich hier

Das Faszinierende an Stögers Collagen: Sie bestehen immer nur aus „zwei Elementen“ – eine Motivation, diesen zwei Teilen visuell nachzuspüren.

 

Karl Stöger - Collage von Schrobenhausen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Bilder aus der Geschichte Mühlrieds

Blick von Schrobenhausen nach Mühlried 1956

Blick von Schrobenhausen nach Mühlried 1956

Mühlrieds Geschichte reicht bis weit ins Mittelalter zurück. Schon um das Jahr 1200 tauchen in verschiedenen Urkunden mehrere Personen auf, die mit dem Ortsnamen verbunden sind: ein „Diepolt de Mulried“, ein „Pilgrimus de Mulriet“ und ein „Rudiger de Mulried“ . Die Deutung des Ortsnamens bereitet keine Schwierigkeiten: Denn „ried“ bedeutet nichts anderes als ein mit Schilf oder Sumpfgras bewachsener Grund. Mühlried war also ein solcher Ort, auf dem eine Mühle stand.

 

Die Dorfmühle

Namensgebend für die Ansiedlung war wohl die Dorfmühle, die dort stand, wo heute noch das Stauwehr der Paar zu sehen ist. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird die Dorfmühle um das Jahr 1400. Anno 1468 erwirbt sie Ritter Wiguläus von Weichs, durch Heirat geht sie 1517 in die Hände von Ritter Sigismund von Sandizell auf Edelshausen über. Die Mühle wurde von den Hofmarksherrn nie selbst bewirtschaftet, sondern „verstiftet“, das heißt an Müller zur Bewirtschaftung gegen Abgaben übergeben. Die umfangreichen Archivbestände der Hofmark Edelshausen, von denen sich ein großer Teil im Stadtarchiv Schrobenhausen befindet, erzählen uns sehr viel über das Schicksal der Mühle und der Müller: Von Hofübergaben, Heiratsabreden, Schuldsachen, Unglücksfällen, Streitsachen zwischen den Paarmüllern wegen Wasserbau und von Verwüstungen durch Hochwasser und Eisstöße.

 

Verschiedene Grundherren

Das Leben der Dorfbewohner war Jahrhunderte lang geprägt von der Grundherrschaft: Die Bauern konnten über Grund und Boden nicht frei verfügen, sie waren abhängig von Grundherren, die ihnen Haus und Grund gegen Abgaben und Scharwerksdienste zur Bewirtschaftung übergaben. Eine Zusammenstellung aus dem Jahr 1752 zeigt die enge Beziehung Mühlrieds zu Hohenwart, denn fast die Hälfte der 38 Höfe stand unter der Grundherrschaft des Klosters Hohenwart, 10 Höfe gehörten zur Hofmark Edelshausen, der Rest teilte sich auf zur Hofmark Steingriff, Niederarnbach und direkte Untertanen des bayerischen Herzogs. Große Bauern gab es nur wenige, drei Viertel aller Höfe waren so genannte „Sechzehntelhöfe“, d. h. Höfe mit nur kleinem Grundbesitz, bei denen der Lebensunterhalt eher schlecht als recht gesichert war. Die Grundherrschaft lastete in Bayern bis ins 19. Jahrhundert auf der bäuerlichen Bevölkerung, erst im Revolutionsjahr 1848 wird sie aufgehoben.

 

Die Bildung der modernen Gemeinde

Die alte bayerische „Dorfgmain“ war keine Verwaltungseinheit, sondern regelte nur die wirtschaftlichen Angelegenheiten rund um das Dorf: sie befasste sich mit Grundstücken, Wald, Weide, Nutzungsrechten, Wegebau. Die Bildung der modernen Gemeinden erfolgte durch das Gemeindeedikt von 1818: Dörfer, Ortschaften, Weiler und Einöden wurden zu einer politischen Gemeinde zusammengefasst, der als unterster Verwaltungseinheit auch genau definierte Kompetenzen zugesprochen wurde: z. B. die Aufsicht auf das Schul-, Armen- und Stiftungswesen und die niedere Polizeigewalt. Zur Gemeinde Mühlried gehörten die Orte Königslachen und Ried, die Weiler Sandhof, Högenau und Altenfurt sowie die Einöden Rinderhof und das Gut Weil. Erster Gemeindevorsteher nach den Bestimmungen des Gemeindeedikts wurde der Bauer Jakob Tiroller, Gemeinde-Bevollmächtigte („Gemeinderäte“) die Bauern Joseph Kramer und Simon Schäfer sowie der Schneider Willibald Wagner.

 

Die agrikole Statistik 1840

Alle Orte rund um die Stadt Schrobenhausen waren bis weit ins 20. Jahrhundert stark landwirtschaftlich geprägt. Als im Jahr 1840 die agrikole Statistik für ganz Bayern erhoben wurde, zeigt sich zum ersten Mal ein sehr detailgenaues Bild der Gemeinde Mühlried. Von den insgesamt 62 Familien leben 39 Familien als „Gutsbesitzer“ vom Landbau, 17 Familien besitzen nur ein Leerhaus, das heißt sie haben keinen oder nur sehr geringen Grundbesitz und müssen vom Taglohn leben, nur 6 Familien üben ein Gewerbe aus, doch auch sie haben Feldbesitz, weil die gewerblichen Einkünfte offensichtlich nicht ausreichen. Der Landwirtschaft zugeordnet sind 32 Knechte und 23 Mägde, für das Gewerbe sind 6 Gesellen und Lehrlinge nachgewiesen. Auch der Viehstand wird genau dokumentiert: So finden sich in der Gemeinde 89 Pferde, 96 Arbeitsochsen, 220 Melkkühe sowie 285 Stück Jungvieh und Kälber, 198 Schafe und 100 Lämmer, 41 Schweine und 128 Jungschweine, 33 Enten, 489 Hühner und 100 Tauben.

 

Gewerbe in Mühlried

Mühlried hatte im Jahr 1840 nur 434 Einwohner und nahm hinsichtlich der Einwohnerzahl nur Platz elf der 37 Gemeinden des Landgerichtsbezirks Schrobenhausen ein. Auf Grund der geringen Einwohnerzahl und wohl auch wegen der Nähe zu den städtischen Handwerkern gibt es nur wenige gewerbliche Betriebe in Mühlried. Für das Jahr 1853 ist eine genaue Aufstellung der Gewerbetreibenden erhalten: Wir finden hier den Schuhmacher Josef Schnitzler, den Schneider Robert Wagner, den Müller Franz Huber, den Wirt Mathias Pichler sowie den Müller Johann Zirschling auf der Aumühle.

Das große Mühlensterben im 19. Jahrhundert ging auch an Mühlried nicht spurlos vorbei: Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Mühlen wurden immer schlechter und führten schließlich zu hoher Verschuldung. Die Dorfmühle wurde 1872 vom Schrobenhausener Papierfabrikanten Georg Leinfelder erworben. Er erbaute an deren Stelle eine Holzschleiferei, die aus dem Rohstoff Holz den so genannten Holzschliff herstellte, den Rohstoff für die Papierproduktion in der Schrobenhausener Papierfabrik. Die Holzschleiferei war Mühlrieds erster größerer Gewerbebetrieb. – Auch mit der Aumühle ging es wirtschaftlich bergab: Hochverschuldet ging die Mühle 1881 an die Immobilien-Gesellschaft München über. Im Jahr 1908 wurde die Aumühle von der Stadt Schrobenhausen erworben, die dort – eine nie realisiertes – kleines Wasserkraftwerk errichten wollte. Die Höfe wurden schon kurze Zeit weiterverkauft. – Lange Zeit blieb die Papierschleiferei der einzige größere Betrieb im Ort, im Jahr 1922 gründeten sich die Kunststeinwerke Schrobenhausen, die in Mühlried Zementwaren aller Art herstellten und bereits in den Zwanzigerjahren 20 bis 30 Beschäftigten Arbeit und Brot gaben.

 

Um die Jahrhundertwende

Mühlried wuchs – wie die meisten Landgemeinden – in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts nur wenig, der Bevölkerungsüberschuss zieht in die Städte, vor allem die Großstädte, um dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Was bewegt die Gemeinde Mühlried um die Jahrhundertwende? Die Beschlussbücher der Gemeinde geben Aufschluss, sie sind ein Spiegelbild des Gemeindelebens der damaligen Zeit. Hier geht es um das Bürgerrecht, das von der Gemeinde verliehen wurde, jedoch von der Zahlung einer direkten Steuer abhing und so bei weitem nicht allen zustand. Beschlossen wurde über das Heimatrecht, das regelte, welche Gemeinde zuständig war, wenn der Heimatberechtigte in finanzielle Notlage geriet, verarmte oder seine Krankenhausrechnungen nicht bezahlen konnte. Beschlüsse wurden gefasst über Ausbau und Reparatur von Straßen, Wegen und Brücken, über die Verpachtung der Gemeindejagd und des Fischwassers, über Nachtwache und Viehhut, natürlich über die Erhebung und Beitreibung der gemeindlichen Steuern und die Aufstellung der Gemeinderechnungen.

 

Statistik von 1939 belegt Wandel

Hundert Jahre nach den ersten genauen statistischen Erhebungen sehen wir Mühlried gründlich verändert. Die Volkszählung von 1939 erhebt nicht nur genaue Daten über die Bevölkerungsanzahl, sondern auch die soziale Stellung und die Arbeitsorte. Mühlried hat jetzt 800 Einwohner, die Bevölkerung hat sich also in den zurück liegenden hundert Jahren nahezu verdoppelt. Der Anteil der Selbstständigen – vor allem Landwirte – ist mit 45 % an den Erwerbspersonen noch relativ hoch, der Anteil der Arbeiter – vor allem nichtlandwirtschaftliche Arbeiter – beträgt 52 %. Angestellte und Beamte spielten als Bewohner noch eine völlig untergeordnete Rolle, was sich jedoch im Lauf der folgenden Jahrzehnte deutlich ändern sollte. Interessant natürlich auch ein Blick auf die Pendelwanderung: Bereits etwa 20 % der Erwerbstätigen arbeitet in Schrobenhausen.

 

Kriegsende und Neubeginn

Mühlried blieb – wie die meisten Orte im Raum Schrobenhausen – von Verwüstungen während des Zweiten Weltkrieges verschont. Schon während der Kriegszeit waren aus den bombardierten Städten Ausgebombte und Evakuierte in die ländlichen Gebiete gezogen oder geschickt worden. Seit 1946 strömen tausende von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen in den Landkreis Schrobenhausen. Das führt auch in Mühlried zu einer starken Bevölkerungszunahme, nämlich von 800 im Jahr 1939 auf 1.074 im Jahr 1946, eine Zunahme von über 30 Prozent in wenigen Jahren.

 

Mühlried wird zweitgrößte Gemeinde

Mühlried wurde als Siedlungsgebiet direkt vor den Toren der Stadt immer beliebter. Bereits im Jahr 1955 war die Bevölkerung auf 1.408 Einwohner gestiegen, eine Steigerung von 80 % in den zurück liegenden 16 Jahren. Mühlried ist damit bereits zweitgrößte Gemeinde im Landkreis Schrobenhausen nach der Kreisstadt. – Im Jahr 1956 wird Georg Paulus zum Bürgermeister gewählt – er sollte den Weg der Gemeinde bis zur Eingliederung in die Stadt 22 Jahre lang begleiten. Auch später noch wird er als Stadtrat die Interessen Mühlrieds vertreten. Ausgezeichnet wurde er für seine Verdienste später unter anderem mit der Bürgermedaille. – Zahlreiche große Probleme waren mit der Bevölkerungszunahme verbunden: Baugebiete mussten erschlossen werden, Straßen gebaut werden. Schon Ende der Fünfzigerjahre wurde die Wasserqualität als unzureichend empfunden. Im Jahr 1961 begann Mühlried mit dem Bau einer zentralen Wasserversorgung, die Wasserlieferung übernahm die Kreisstadt. Parallel dazu wurde die Kanalisation projektiert und Stück für Stück verwirklicht. Jeder zweite Beschluss des Mühlrieder Gemeinderats beschäftigte sich inzwischen mit Bauanträgen und damit zusammen hängenden Problemen wie Wasserversorgung, Kanalisation, Straßenbau.

 

Die Riederwaldsiedlung

Der Bauboom in Mühlried in den Sechzigerjahren ist ungebrochen. In dieser Zeit entsteht auch die bis dahin größte zusammenhängende Siedlung, die Riederwaldsiedlung. Am 27. Januar 1961 erklärt sich der Gemeinderat einstimmig mit dem Gesuch von Johann Jodl einverstanden, in Mühlried eine so genannte Nebenerwerbssiedlung für Heimatvertriebene zu errichten, die den Namen „Am Riederwald“ tragen sollte. Im Herbst desselben Jahres trafen sich im Gasthaus Wünsch mehr als hundert Siedlungsbewerber, um über das Projekt zu beraten, im Jahr darauf erfolgt die Aufteilung des Grund und Bodens an sechsundvierzig Siedler. Im Herbst 1964 beginnen die Bauarbeiten, im Jahr darauf ziehen bereits 400 Neubürger ein, im Juni 1966 erfolgt die offizielle Einweihung. Zwei Jahre später wird die Riederwaldsiedlung im Bundeswettbewerb „Die besten Kleinsiedlungen“ zweiter Landessieger.

 

Mühlried erhält ein Wappen

Im Februar 1965 beschließt der Mühlrieder Gemeinderat die Annahme eines Wappens, die Diskussion über die Wappenentwürfe zieht sich jedoch hin. Zwei Jahre später wird das neue Wappen der Gemeinde vom Bayerischen Staatsministerium des Innern genehmigt. Die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, die zu allen Wappenentwürfen gehört wird, schreibt im Abschlussgutachten: „Mühlried war der Stammsitz eines spätmittelalterlichen Adelsgeschlechts, der Herren von Mühlried, die im Wappen einen Einhornkopf führten. Dieses die Ortsgeschichte symbolisierende Zeichen wird mit einem Mühlrad verbunden, um einmal auf den Gemeindenamen hinzuweisen und zum anderen die seit alters in der Gemeinde nachgewiesenen zahlreichen Mühlen darzustellen.“

 

Umgehungsstraße entlastet Mühlried

Über 200 Jahre war die Verbindungsstraße zwischen Augsburg und Regensburg durch die Innenstadt Schrobenhausens und durch Mühlried verlaufen. Von Mitte der Fünfziger- bis Mitte der Sechzigerjahre hatte sich das Verkehrsaufkommen der inzwischen als B 300 bezeichneten Straße verfünffacht. Schon im Jahr 1963 wurden ernsthafte Gespräche über die „Ortsumgehung Schrobenhausen-Mühlried“ geführt. Im Herbst 1965 hatten die Arbeiten begonnen, zwei Jahre später war es endlich so weit: Die Umgehungsstraße konnte offiziell eingeweiht werden und brachte für Mühlried eine enorme Verkehrsentlastung. – Wie sich die Zeiten ändern: Schon früher war diese Straße an Schrobenhausen und Mühlried vorbei verlaufen, nämlich über dem Paartal durch den Weiler Ried Richtung Waidhofen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde diese wichtige Verbindungsstraße, auf Wunsch der Stadt so verlegt, dass sie nun durch die Stadt und damit auch durch Mühlried verlief, weil man sich durch den zunehmenden Verkehr wirtschaftliche Vorteile versprach.

 

Die erste Kolpingsiedlung Bayerns

Die zweite große geschlossene Siedlung in Mühlried entstand durch die Initiative der Schrobenhausener Kolpingfamilie. Es sollte die erste geschlossene Kolpingsiedlung Bayerns werden. Die Bemühungen der Kolpingfamilie reichen bis ins Jahr 1964 zurück. Ziel der Siedlungsinitiative war, auch Familien mit Kindern und sozial schwächeren Familien zu einem eigenen Heim zu verhelfen. Drei Jahre später wurde die Wohnbaugemeinschaft Schrobenhausen gegründet, im Frühjahr 1969 wurde der Bebauungsplan genehmigt, im Herbst der Grundstein der Siedlung gelegt. Bis Weihnachten 1970 konnten bereits sechs Häuser bezogen werden, im September 1971 wurde die Siedlung offiziell eingeweiht: Sie bestand aus 12 Zweifamilienhäusern, 19 Reihenhäusern und 8 Bungalows mit insgesamt 51 Wohnungen und gab rund 180 Menschen ein neues Zuhause.

 

Eigene Schule und neue Kirche

Mühlried hatte keine eigene Kirchengemeinde, die katholischen Gläubigen waren zur Pfarrei St. Jakob in Schrobenhausen eingepfarrt. Durch den enormen Bevölkerungszuwachs Mühlrieds wurde es notwendig, in Mühlried einen eigenen Kirchensprengel zu bilden und eine neue Kirche zu errichten, da die Kirche St. Ursula nur für eine kleine Dorfgemeinde gedacht war. Im Januar 1968 war daher ein Kirchenbauverein gegründet worden, im Mai 1970 wurde der erste Spatenstich getan, im September 1973 konnte die neue Heilig-Geist-Kirche in Mühlried eingeweiht werden. – Schon immer hatten die Mühlrieder Kinder die Schule in Schrobenhausen besucht, die Bevölkerungszunahme erforderte auch hier zügiges Handeln. Der Gemeinderat hatte bereits im Jahr 1967 einen Beschluss hinsichtlich einer eigenen Schule gefasst, eine Schulreform überholte dieses Vorhaben. Im November 1971 wurde mit dem Bauvorhaben begonnen, im Juli 1973 konnte das neuerbaute Schulhaus als Grund- und Teilhauptschule eingeweiht werden.

 

1972: Mühlried erhält Zuwachs

Schon Ende der Sechzigerjahre warf die Gebietsreform ihre Schatten voraus. Die Landkreisgebietsreform und die Gemeindegebietsreform sollten größere Verwaltungseinheiten schaffen. Obwohl Mühlried längst die mit Abstand zweitgrößte Gemeinde war, wurde auch schon Anfang der Siebzigerjahre diskutiert, ob man sich der Stadt Schrobenhausen anschließen sollte. Zu diesem Zeitpunkt jedoch wurde das Vorhaben letztlich noch durch einstimmigen Beschluss des Gemeinderats abgelehnt. Im Gegenzug erhielt die Gemeinde Mühlried Zuwachs durch die benachbarte Gemeinde Edelshausen. Mühlrieds zählte im Jahr 1974 stolze 3.787 Einwohner, fast eine Verneunfachung der Einwohnerzahl von 1840.

 

Mühlried wird Stadtteil

Doch die Diskussionen um die Gemeindegebietsreform dauerten an, bereits einige Jahre später stand das Thema erneut auf der Tagesordnung. Diesmal konnten die Mühlrieder nicht mehr widerstehen, zumal auch finanzielle Anreize geschaffen wurden. Zum 1. Juli 1978 wurde die Gemeinde Mühlried ein Stadtteil von Schrobenhausen. – Mühlried ist seither weiter gewachsen, viele Gewerbebetriebe haben sich neu angesiedelt. Die eigene Kirchengemeinde, die Schule, einer der größten Schrobenhausener Sportvereine prägen das kulturelle Leben Mühlrieds und sorgen für kulturelle Identität. Mühlried hat sich so als Stadtteil seinen eigenständigen Charakter bewahrt.

 

Die früheren Ortsteile von Mühlried

Königslachen

Um 1280 zum ersten Mal als „Chunislach“ erwähnt. Der Ortsname leitet sich ab aus dem Wortstamm „lache“, der auf ein stehendes Gewässer hindeutet, und dem Personenname „Cuni“, der sich im 16. Jahrhundert Zu „König“ verändert. Königslachen besitzt das Kirchlein St. Bernard, das in der heutigen Form im 18. Jahrhundert errichtet wurde.

Ried

Wohl schon um 807 als „reode“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Ortsname deutet wie bei Mühlried auf einen mit Schilf oder Sumpfgras bewachsenen Grund. Die Ansiedlung besteht 1823 erst aus zwei Häusern. Durch Ried führte bis Mitte des 18. Jahrhunderts die alte Paartalhochstraße, die Augsburg und Regensburg verband.

Högenau

Namensgebend für die Ansiedlung ist der nahe Staatsforst Hagenau. Seit Ende des 11. Jahrhunderts nennt sich ein Adelsgeschlecht nach ihrem Familiensitz „von Hagenouvva“. Im 15. Jahrhundert gelangt die Högenau in den Besitz des Schrobenhausener Bürgermeisters Hans Götz, der noch vor seinem Tod die beiden Höfe dem Schrobenhausener Spital überschreibt. Die „Spitalbauern“ mussten Jahrhundert lang Abgaben ans Schrobenhausener Spital leisten.

Rinderhof

Wir vermuten Rinder hinter dem Ortsnamen, doch Forscher sehen als Namensgeber eine Person namens „Rindo“. Der Hof wird schon im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Hof von Georg Leinfelder gekauft.

Sandhof

Um 1270 zum ersten Mal erwähnt, der Ortsname deutet auf einen sandigen Untergrund hin.  Im Jahr 1823 besteht der Weiler noch drei Häusern, heute hat er zwei Wohngebäude.

Altenfurt

Schon um 1130 zum ersten Mal erwähnt. Der Ortsname wird mit „Siedlung bei der alten Furt“ gedeutet. Altenfurt war seit frühester Zeit wichtige Übergangsstelle über die Weilach. Der Hof mit dem Hausnamen „Zöllner“  war früher eine Zollstelle.

Weil

Ein um 1818 entstandenes Gut des Rentbeamten Pappenberger, frühere Benennung auch „Pappenberg-Weil“.


Dieser Beitrag erschien erstmals in der Festschrift „125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Mühlried” 2001

 




Schrobenhausen: Alte Chroniken und Gesamtdarstellungen

Stadtchroniken oder ausführlichere Gesamtdarstellungen über Schrobenhausen sind dünn gesät und ausnahmslos älteren Datums. Zu Beginn steht die Chronik eines zu wenig gewürdigten Professors für Mathematik, des in Schrobenhausen gebürtigen Thaddäus Siber aus dem Jahr 1817. Es folgt 1850 das Chronikon des Geistichen Michael Fick, im Jahr 1858 eine kurze Chronik des aus Schrobenhausen stammenden Geistlichen Johann Evangelist Waldvogl. Eine im Wochenblatt 1886-1887 erschienene Chronik des späteren Ehrenbürgers Michael Thalhofer ist so gut wie unbekannt. Da die Urheberrechte dieser Werke erloschen sind, können wir sie hier präsentieren oder auf die Digitalisate im öffentlichen Bibliotheksnetz verlinken.

Danach folgen nur noch kürzere Gesamtdarstellungen, so von Georg August Reischl in der Zeitschrift „Bayerland“ im Jahr 1937 und im allgemein geschätzten Sammelwerk „Landkreis Schrobenhausen“ 1963. Das Buch „Stadt Schrobenhausen. Erzähltes zur Geschichte“ von Werner Vitzthum bringt zahlreiche Aspekte der Stadtgeschichte, ist aber im Wesentlichen eine Sammlung von Zeitungsartikeln des Autors.

Wir präsentieren oder verlinken hier auf alle Werke, bei denen das Urheberrecht erloschen ist. Alle anderen Titel hat das Stadtarchiv präsent.

Wir werden im Lauf der Zeit die Biographien der Chronisten ergänzen und versuchen, die Bedeutung ihrer Chroniken einzuschätzen. Manches erscheint heute überholt, viele Informationen sind aber auch heute noch für die Stadtgeschichte bedeutsam.

 

Thaddäus (Thadde) Siber, 1774 geb. in Schrobenhausen, Benediktinerpriester, Professor für Mathematik und Physik, beschäftigte sich mit der Geschichte seiner Heimatstadt und veröffentlichte 1817 seine „Historisch-statistischen Notitzen“ im zeitgenössischen „Landwehr-Almanach“, die als erste Schrobenhausener Chronik gelten können.

Thadde Sibers Chronik finden Sie hier

 

Michael Fick (1807-1877), geboren in Hohenwart, zunächst Lehrer in Schrobenhausen, nach dem frühen Tod seiner Frau Studium der Theologie, dann ab 1842 Kaplan und danach Benefiziat Schrobenhausen. Er erweiterte das von Benefiziat Anton Ertlmair begonnene „Chronicon“ und veröffentlichte es bogenweise als Beilage im Schrobenhausener Wochenblatt. Besonders reizvoll sind drei Stiche, eine Ansicht von Schrobenhausen, eine Marktszene auf dem Schrannenplatz und eine Ansicht von Hohenwart. Wir werden diese Stiche in besserer Qualität auf unserer Homepage nachreichen.

Michael Ficks Chronikon finden Sie hier 

 

Johann Evangelist Waldvogel (1804-1855). Bisher war wenig zu seiner Biographie bekannt. Geboren in Schrobenhausen, studierte er Theologie und war ab 1838 katholischer Stadtpfarrer in Nördlingen. Im Jahr 1855 starb er in Loppenhausen, kurz nachdem ihm diese Pfarrei im Landgericht Mindelheim verliehen worden war. Im Jahr 1858 erschien seine „Historische Skizze von Schrobenhausen“.Genauere biographische Angaben finden sich hier.

Johann Evangelist Waldvogls Chronik finden Sie hier 

 

Michael Thalhofer (1855-1929) stammte aus Aichach, studierte Theologie, wurde ab 1877 zunächst Kaplan in Schrobenhausen und war danach hier rund ein halbes Jahrhundert Benefiziat. Er war Gründungsmitglied und Schriftführer des Historischen Vereins, hielt Vorträge und veröffentlichte wichtige Beiträge zur Schrobenhausener Geschichte.  Heute zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist seine Chronik  „Zur Schrobenhauser Geschichte“, die in zahlreichen Folgen in den Schrobenhausener Wochenblättern 1886 bis 1888 erschien – und die wir hier als Kopie aus den Zeitungsbänden präsentieren.  Im Jahr 1927 verlieh ihm die Stadt Schrobenhausen für seine Verdienste das Ehrenbürgerrecht. Mehr biographie Daten und Veröffentlichungen von Michael Thalhofer finden Sie hier

Michael Thalhofers Chronik finden Sie hier 

 

 

Schrobenhausen, seine Geschichte, Sehenswürdigkeiten und Umgebung (1910).

Die 24-seitige Broschüre, herausgegeben vom Historischen Verein Schrobenhausen, wurde vom oben bereits genannten  Michael Thalhofer verfasst. Sie ist eine Mischung aus  Ortsgeschichte und Fremdenverkehrsprospekt, die potenziellen Besuchern die Stadt und die Umgebung Schrobenhausens schmackhaft machen will. Die Broschüre ist 1910 erschienen, das geht aus dem Protokollbuch des Historischen Vereins Schrobenhausen eindeutig hervor.

Die Broschüre von Michael Thalhofer finden Sie hier 

 

Schrobenhausen – Das altbayerische Rothenburg (1930).

Dieses 16-seitige Faltblatt wurde vom Schrobenhausener Verschönerungsverein herausgegeben.  Es ist der erste eigentliche Stadtprospekt, der sich an potenzielle Besucher der Stadt richtet – attraktiv gestaltet mit vielen Bildern.  Die Bezeichnung Schrobenhausens als „altbayerisches Rothenburg“  ist keine eigene Wortprägung des Vereins, sondern taucht schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. So berichtet zum Beispiel die Neue Augsburger Zeitung im Jahr 1912 anlässlich des Schrobenhausener Landwirtschaftsfests: „Das ‚altbayerische Rothenburg‘ – diese ehrenvolle Bezeichnung verdankt es seinem reizenden mittelalterlichen Stadtbilde ….“. Noch um 1960 ist diese Bezeichnung für Schrobenhausen in Gebrauch. Das Erscheinungsdatum des Faltblatts wird im Bibliotheksverbund mit 1930 angegeben.

Das Faltblatt finden Sie hier

 




Die Schrobenhausener Stadtmauer

 

Die Schrobenhausener Stadtmauer umschließt malerisch die Altstadt, sie ist zum großen Teil erhalten und lässt sich am besten bei einem romantischen Spaziergang auf dem Stadtwall erkunden. Eingebunden in die Stadtmauer sind 12 Türme, ursprünglich Wehrtürme, die seit dem 17. Jahrhundert zu Wohnzwecken ausgebaut wurden. Sie dienten Bürgern als Wohnung, die in städtischen Diensten standen, die Turmnamen Hebammenturm, Pflastererturm, Totengräberturm oder Botenturm zeugen noch davon, oder wurden armen Mitbürgern kostenlos überlassen. Heute werden die meisten Türme von Schrobenhausener Vereinen genutzt.

Der Wappenstein Ludwigs des Bärtigen im Eingangsbereich der Pfarrkirche St. Jakob nennt das Jahr 1414 als Beginn der Stadterweiterung mit Bau einer steinernen Mauer. Im Jahr 2014 jährte sich das 600 Jahre. Die Stadt Schrobenhausen bot 2014 ein umfangreiches Programm rund um die Stadtmauer, veranstaltete Stadtmauerführungen und die Türme wurden abwechselnd beleuchtet. Bleibendes Ergebnis war ein Flyer, der im Jahr 2015 erschien und den wir hier im Web-Format präsentieren. Diese ältere Version ist ausführlicher als die derzeit im Umlauf befindliche Version.

 

Download: Flyer über die  Schrobenhausener Stadtmauer




Schrobenhausen – Einwohnerentwicklung

 

 




Frühe Werbung in Schrobenhausen

Raumansicht von Mechtild Hofmanns Ausstellung "Frühe Werbung"

Raumansicht von Mechtild Hofmanns Ausstellung „Frühe Werbung in Schrobenhausen“

 

In Erinnerung an Mechtild Hofmann (1944-2020):

„Verführung – Frühe Werbung in Schrobenhausen …“

… so hieß der Titel einer Ausstellung, die die Schrobenhausenerin Mechtild Hofmann zusammengestellt hat und die von Dezember 2007 bis Februar 2008 im Museum im Pflegschloss zu sehen war. Gezeigt wurden Werbeobjekte von Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte der Fünfzigerjahre. Was die ganz verschiedenartigen Exponate verbindet: Sie haben alle mit Schrobenhausen zu tun, hingen entweder in Schrobenhausener Geschäften oder stammen von Schrobenhausener Firmen.

Werbung für Waren des Alltags entstand in größerem Umfang erst mit der Industrialisierung, die in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzt. Der Markt der vorindustriellen Zeit war begrenzt, man produzierte für die Stadt und das Umland. Gute Ware zu einem günstigen Preis, ein kleines Namensschild an der Geschäftstür und Mundpropaganda – das war Werbung genug. Mit der Industrialisierung begann die Massenproduktion, mit der Gewerbefreiheit entstand der freie Warenverkehr, die Eisenbahn eröffnete bis dahin ungeahnte Transportmöglichkeiten.

Viele Waren werden nun im Überschuss produziert, werden in entfernte Gebiete transportiert und sollen dort verkauft werden. Mundpropaganda allein reicht nicht mehr aus für einen ausreichenden Absatz. Die Werbung nimmt einen ersten Aufschwung: Werbung auf Schildern, Plakaten und witterungsfest auf emaillierten Blechschildern, aber auch in den Lokalzeitungen. Auch die größeren Firmen aus Schrobenhausen können sich diesem Trend nicht verschließen und werben ebenfalls mit solchen Mitteln.

Vielfach sind diese interessanten Werbeobjekte nach Gebrauch einfach weggeworfen worden, und doch sind in Kammern und auf Dachböden eine Reihe von ihnen erhalten geblieben. Sie haben Patina angesetzt – und gerade das macht ja ihren Reiz aus: man sieht ihnen an, dass sie ihren Zweck erfüllt haben. Sie gewähren uns Einblick in frühere Zeiten und lassen vielfach auch die Menschen mit ihren Wünschen und Sehnsüchten wieder lebendig werden.

Mechtild Hofmann hat viele dieser alten Objekte ausfindig gemacht, Hintergrundinformationen gesammelt und daraus eine Ausstellung für das Stadtmuseum zusammengestellt. Ausstellungen werden abgebaut, die Eindrücke der Besucher verschwinden allmählich. Daher dachten wir uns damals: Warum nicht einen Kalender herausbringen, der ein ganzes Jahr lang einige der reizvollen, nostalgisch anmutenden Ausstellungsstücke in die Wohnzimmer Schrobenhausens bringt.

Die Zeit verfliegt, der Kalender für das Jahr 2008 ist längst zu Altpapier geworden, die ganze Arbeit umsonst? Wir haben die Bilder und Texte wieder ausgegraben und möchten sie hier präsentieren. Vielleicht ergänzen wir ja die Texte zu den einzelnen Firmen, auch hier hat Mechtild Hofmann uns viel Material hinterlassen.

Mechtild Hofmann ist im Jahr 2020 gestorben. Diese Präsentation soll gleichzeitig eine Erinnerung sein an eine Schrobenhausenerin, die in ihrem Leben zahllose Möbel in Schrobenhausener Haushalten restauriert hat, sehr engagiert in Archiven und im privatem Umfeld geforscht und zusammen mit ihrem Mann Hans-Georg dem Stadtarchiv zahlreiche Dokumentationen mit unzähligen einzigartigen Fotos überlassen hat.

© Max Direktor für Text und alle Fotos

 

Reklame für Kathreiners Malzkaffee

Emailschild 55 cm x 40 cm, um 1900

Delikatessenhandlung Martin Steichele, Lenbachplatz 15

Reklame für Saccharin

Karton 37 cm x 21 cm

Delikatessenhandlung Martin Steichele, Lenbachplatz 15

 

Reklame für Lebewohl-Hühneraugenpflaster. Geprägtes Weißblech 60 cm x 40 cm

Reklame für Lebewohl-Hühneraugenpflaster

Geprägtes Weißblech 60 cm x 40 cm

Drogerie Geiger, Lenbachstraße 56

 

 

Reklame für Hautcreme Max Factor. Karton 90 cm x 68 cm

Reklame für Hautcreme Max Factor

Karton 90 cm x 68 cm

August Hahn, Friseursalon, Lenbachstraße 24

 

 

Reklame für Opel-Fahrräder

Geprägtes Blech 74 cm x 51 cm, 1911

Josef Schoirer, Fahrradhandel, Lenbachplatz 3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Reklame der Brauerei Kühbach

Emailschild Durchmesser 55 cm, um 1958

Stieglbräu, Lenbachplatz 2

 

Reklame der Post-Brauerei, Lenbachplatz 9

Emailschild 49 cm x 42 cm

Es wurde bis 1949 verwendet

 

Plakat für Post-Caffee, um 1890

71 cm x 35 cm

Delikatessenhandlung Martin Steichele, Lenbachplatz 15

 

Reklame für Kaiser´s Brust-Caramellen

Emailschild 200 cm x 59 cm, Anfang der 20er Jahre

Drogerie Geiger, Lenbachstraße 56

 

Reklame für Lipton´s Tee

Emailschild 180 cm x 31 cm, um 1920

Drogerie Geiger, Lenbachstraße 56

 

 




Schrobenhausen auf alten Landkarten

Alte historische Landkarten haben einen ganz eigenen Reiz. Jahrhunderte lang waren sie in Bibliotheken verschlossen oder in Form von Drucken nur wenigen zugänglich. Im Zeitalter der Digitalisierung können immer mehr dieser Karten zugänglich gemacht werden. Wir beginnen deshalb, einige dieser Karten zu präsentieren, die unsere Region zeigen – entweder als eigenen Scan oder in Form einer Verlinkung.

Der Forscher hat vielfältige Möglichkeiten der Auswertung. Wir als ortsgeschichtlich Interessierte schauen nach, was dem Kartenersteller wichtig war, welche Städte und Orte er aufnahm. Kleine Ortsansichten springen uns an, auch wenn wir wissen, dass diese Miniaturen wohl eben nicht reales Abbild der Wirklichkeit sind. Wir werden diese kleine Sammlung im Lauf der Zeit erweitern.

Über jeden Kartographen gibt es bereits umfangreiche Literatur. Einen ersten Einblick gibt nicht nur Wikipedia, wir empfehlen Recherchen auch in „bavarikon“, dem Portal zu den Kultur- und Wissensschätzen Bayerns (www.bavarikon.de).

Texte & Zusammenstellung: MD.

 

1501 – Etzlaub

Die älteste Landkarte, auf der Schrobenhausen zu finden ist – eine Karte von Erhard Etzlaub aus dem Jahr 1501. Hier ein kleiner Ausschnitt der Karte, die von Dänemark bis Italien reicht. Die Karte ist „gesüdet“, das heißt Italien liegt oben, Dänemark unten. Ungewöhnlich, dass die Stadt Neuburg fehlt. Denkbar wäre, dass Schrobenhausen wegen der alten Reichsstraße von Regensburg nach Augsburg aufgenommen wurde.  Ein hochwertiges Digitalisat der gesamten Karte befindet sich in der Harvard Map Collection der Harvard University und kann hier angesehen und heruntergeladen werden.

 

1568 – Apian

Philipp Apian (1531-1589) – Ausschnitt aus Blatt 13 seiner „Bayrischen Landtafeln“ aus dem Jahr 1568. Der in Ingolstadt geborene und an der dortigen Universität Mathematik lehrende Apian wurde 1554 von Herzog Albrecht beauftragt, eine genaue Karte von Bayern anzufertigen. Das Ergebnis dieser Landesaufnahme bildete eine „große Karte“ mit einer Größe von rund 30 Quadratmetern. Auf Wunsch des Herzogs entstanden 24 kleinformatige Landtafeln, die in der Werkstatt von Jost Amann in Holz geschnitten und im Jahr 1568 im Druck erschienen. Die Stadt Schrobenhausen wird bildhaft dargestellt, mit Stadtmauer, Türmen, Kirche, Häusern, den Flüssen Paar und Weilach und einer Paarbrücke.

 

 

1790 – Reilly

Johann Joseph von Reilly (1766-1820), geboren und gestorben in Wien, war Verleger und Schriftsteller, bekannt wurde er aber vor allem als Kartograph. In verschiedenen kartographischen Großwerken bzw. Bänden stellt er in mehreren hundert Blättern vor allem Europa dar. Der nebenstehende Ausschnitt stammt aus dem Blatt „Des Herzogthums Oberbayern Pfleggerichte Dachau, Crantsperg, Pfaffenhofen, Mainburg, Neustadt, Abensperg, (…) Ingolstadt, Schrobenhausen (…) oder des Rentamts München nördlicher Theil“. Die Karte ist undatiert und entstand wohl um 1790 (genauere Datierung ist angestrebt). Besonders klar dargestellt sind hier vor allem die Grenzen des alten Pfleggerichts Schrobenhausen.

 

 

1805 – Riedl 

Karte aus dem „Reise Atlas von Bajern“ des Münchner Kartographen Adrian von Riedl (1746-1809). Der aus einer Kartographenfamilie stammende Riedl wurde bereits 1766 zum Landgeometer ernannt und 1769 mit der Dokumentation des bayerischen Straßennetzes beauftragt. Seit 1790 Direktor der Straßen- und Wasserbauverwaltung, hat er sich auch um die Trockenlegung des Donaumooses verdient gemacht. Die nebenstehende Karte stammt aus seinem „Reise-Atlas“, der im Zeitraum von 1796 bis 1805 entstand und der auf 66 Karten alle bayerischen Haupt- und Landstraßen und die wichtigsten anliegenden Orte darstellt. Datiert wird die Karte auf das Jahr 1805. Riedl war außerdem Herausgeber von rund 400 handgezeichneten Landkarten und Plänen, darunter auch des auf 1792 datierten „Plans der unter der Cultur stehenden churfürstlichen Schrobenhausener oder Donauer Lehen Mooses“.